10.12.22 Köln – Brühl Badorf 20,8 km ( 741,7 km)  

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10.12.22 Köln – Brühl Badorf 20,8 km ( 741,7 km)  

Ich habe wunderbar geschlafen. 

Nochmal ein schöner Talk mit Gisela bei leckerem Frühstück und los geht’s. Erstmal zurück zum Kölner Dom mit der S-Bahn. 

Und dann geht wieder die große Sucherei los…wo ist die erste Muschel… wie geht der Weg los. Gibt es keine Muscheln? Stelle ich mich zu doof, zu blind an? Oder sehe ich sie einfach vor lauter Menschen nicht? Ich versuche es mit Buch und Google Maps, komme aber auch nicht so richtig klar. Und dann plötzlich erinnere ich mich, dass Kevin ( Pilgervater) gestern im Netz ja etwas gefunden hat, das mir mega behilflich sein könnte…Jakobswege-Europa.de mit sämtlichen Karten, die man dann via Maps öffnen kann. Dort wird der Weg als rote Linie angezeigt. Und – wichtig – er hat mir gezeigt, wie ich es benutze 😅😅😅😅

Das ist nämlich die Schwachstelle bei mir. Technisch unterbelichtet halt 🤷‍♀️

WOW! Das haut ja richtig hin! Ich bin geflasht! Aber so was von! Das ist mega mega mega. Ruck zuck bin ich auf der roten Linie und dann komme ich einfach nur vorwärts. Manno, was hab ich sonst an Zeit verloren, weil ich Muscheln suchte… oder mir nicht sicher war und und und! 

Alles Geschichte!! Zack – glückliche Pilgerin😍

Die hübscheste Etappe heute war es natürlich nicht. Der Höhepunkt war quasi zu Beginn… der Kölner Dom😍

Es geht einige Kilometer einfach nur gerade aus… die Luxemburger Straße… geradeaus geradeaus geradeaus. Und dann kommt da plötzlich ein Gebäude in Sichtweite, das ich sehr wohl kenne. Das Kölner Unicenter! Ich fasse es nicht- das habe ich über die Jahre völlig vergessen. Da war ich 1990 zur Karnevalszeit, also kurz nach Grenzöffnung… Bei Klaus & Bruno…. Gott, ist das lange her. 

Die beiden sagten, sie hätten sich schon gedacht, dass ich nichts für Karneval dabei hätte und so hätten sie schon Gesichtsfarbe für mich gekauft. Oha! Ein Nordlicht soll mit angemaltem Gesicht auf die Straße am helllichten Tag 😱Absolute Überwindung! Aber dann habe ich mich sooo anstecken lassen von dieser tollen ausgelassenen Stimmung, dass ich am nächsten Tag keine Aufforderung dazu brauchte. Es war einfach toll. 

Ich weiß noch, dass ich in der Woche kaum Schlaf hatte… einer der beiden war ein Tagmensch und der andere ein absoluter Nachtmensch und so habe ich mit Klaus die halbe Nacht über‘s Leben philosophiert und mit Bruno eher am Vormittag… und Köln und Karneval war da ja auch noch 🤡 Und alles so neu😃  

Und sie sagten, sie wollen mir mit dem Essen nicht hinterherlaufen, ich solle mich einfach bedienen. Oh, sie hatten einen Sandwichmaker,  kannte ich bis dahin noch nicht, gab es bei uns ja nicht….fand ich total toll und so hab ich mich dort mit Käsesandwich grundernährt😅😅 

Erinnerungen…

Ein älterer Herr, der zum Einkaufen geht, nimmt mein sichtbares Interesse an diesem Gebäude war und erzählt mir von der Bauphase etc. und auch, dass er gerade während des Mauerfalls  in Berlin war😊 Wo war ich da? Auf dem großen Teich ⛴️ in Richtung Asien unterwegs… 

Einen Kilometer  weiter spricht mich belustigt ein älterer Herr vor einem Schaufenster eines Bestattungsunternehmens an.  Schau mal, hier geht es um Brauchtum bzgl. Bestattungsrituale und da steht auch ne Weinflasche! Er wäre mal in Bayern bei einem sogenannten „Fell versaufen“ dabei gewesen und viele lagen dann buchstäblich unterm Tisch… war ja umsonst.

Ich antworte….ich weiß, wir hatten mal eine bzw. zwei Kneipen. Ich mochte Feiern aller Art, aber nicht Trauerfeiern! Denn die Einzige, die nach einer Stunde noch immer traurig war, war ich. Heute sehe ich das etwas anders… Auf meiner Beerdigung würde ich nicht wollen, dass die Menschen in schwarz kommen…

Es geht mal kurz etwas durch die Natur und dann ist auch schon das nächste Vorstädtchen da. Der Vorteil…. Einkehrmöglichkeiten.. Aufwärmen. Ich entscheide mich für einen riesigen Milchkaffee und in Erinnerung an den Sandwichmaker für Käsetoast 😅, passt außerdem super zum Pilgergeldbeutel 😅.

Aufgewärmt geht es weiter. 

Ich freue mich immer noch riesig über meine neue „Errungenschaft“… den roten Strich ( Pilgerweg) im Google Maps… es kann ja soo einfach sein. 

In Brühl, eine Ortschaft weiter bzw. gehen sie auch fast ineinander über ist das Schloss Augustusburg und ein netter Weihnachtsmarkt. 

Eigentlich wäre Brühl mein Etappenziel , aber Ralf, der Pilger, bei dem ich heute nächtigen darf, hat mir angeboten, mich irgendwo einzusammeln und so kann ich noch paar Kilometer machen. Denn es ist noch hell und ich bin auch noch fit. Super! 

Und gegen 16.30 Uhr  holt mich dann Ralf ab. Er ist vor einigen Jahren vor der Haustür gestartet und nach Santiago gelaufen. Er hat noch einige Tipps für mich.  Auch hier für die Eifel, ich muss darüber nachdenken. Ralf sagt, über den Jakabsweg nach Trier reinzulaufen, wäre eine sehr langweilige Strecke mitunter völlig dem Wind ausgesetzt, schöner wäre es, in Blankenberg auf den Eifelsteig zu wechseln… landschaftlich schöner und auch wäre es dort leichter, Unterkunft zu finden. Hmm, ich muss darüber nachdenken.

Zum Wohnbereich des Hauses geht es durch die Werkstatt und fast schon Museum gleichermaßen… Ralf macht Bücher 😍Handarbeit total. 

Wir trinken zusammen nen Tee, quatschen bisserl und dann bietet er mir an, einfach später nochmals runter zukommen in die Werkstatt. Na das lass ich mir doch nicht 2x sagen. 

Mega interessant. Krass, wieviele Arbeitsschritte nötig sind, bis ein Buch fertig ist. Es gibt Maschinen, die um die 200 Jahre alt sind. Mega. 

Und es gibt da noch die letzte in Blei gegossene Ausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers. 11.02.1981 😊 Toll. 
Und es gibt jede Menge Buchstaben in den verschiedensten Größen und Schriften in Unmengen von Schubladen. Ralf erzählt mir, dass er früher seinen Kindern androhte, sie würden ALLES erben, wenn sie nicht artig wären 😅

Irgendwann verabschiede ich mich in „mein“ Zimmer und lese noch in einem Buch, das mir bei Ralf auf dem Tisch auffiel:  „Die vergessene Generation – Kriegskinder brechen ihr Schweigen“. Ein Thema, das mich, glaube ich, schon seit der Schul-Pflicht-Lektüre „Nackt unter Wölfen“ nicht mehr losgelassen hat.  Gerade heute in Köln, wie auch in den vergangenen Tagen in den Städten, passierte ich immer wieder Stolpersteine. Wenn ich es nicht gerade mega eilig habe, bleibe ich vor ihnen stehen und zolle ihnen meinen Respekt. Einen oder eben einen Block von Stolpersteinen fotografiere ich außerdem und google ihn später um von der Person mehr zu erfahren…NIEMALS vergessen…

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