27.03.23 Itero de la Vega – Villarmentero de Campos 22,5 km (2.773,4 km)  

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27.03.23 Itero de la Vega – Villarmentero de Campos 22,5 km (2.773,4 km)  

In der Hoffnung auf ein Frühstück starte ich später und nutze die Zeit zum Schreiben. 

Um 8.30 Uhr soll es ja ein Frühstück geben. Ich hatte mich zwar nicht angemeldet, aber der Hospitalero hatte ja gesagt, ich könne es spontan entscheiden. 

Naja, n Satz mit X…. NIX. Unten sind nur noch die spanischen Schwestern und Marco. Als ich beim Rausgehen bin, kommt der und ich spreche ihn auf das Frühstück an.. na ich könne ja etwas vom Supermarkt mitnehmen. Wahrscheinlich gibt es nie Frühstück und darum bietet er eine Zeit an, die Pilgern zu spät ist.

Alles klar. 

Also ziehe ich los in der Hoffnung auf einen heissen Kaffee in 8 km. 

Puh… ist das kalt. 0 Grad verrät das Thermometer. Meine Hände frieren fast ab. Mist, die Handschuhe sind ziemlich weit unten im Rucksack. Na, ich werde mich schon warm laufen.  

Und jetzt wohl auf der steinigsten Piste ever. Und nochmal im Nachgang mega happy und dankbar, dass ich gestern ein Bett bekommen habe. Hätte ich diese Piste noch anhängen müssen, wäre ich sicher in Tränen ausgebrochen und am Rande der Verzweiflung. 

Schön ist es auch nicht mit frischen Kräften. 

Die Blase habe ich jetzt mit Heilwolle und Abklebeband geschützt…sieht schon wesentlich besser aus und momentan geht es auch einigermaßen zu laufen. Es könnte besser sein, wenn diese riesigen Steine nicht wären. 

Linker Fuß kommt damit gut klar, aber der rechte zuckt immer mal wieder zusammen, wenn ich auf einen größeren Stein trete. Dabei passe ich schon höllisch auf. Blick fast nur unten. 

Irgendwann ist auch das geschafft. In Boadilla del Camino hat direkt eine Bar auf, in einem Hotel. Der Mann hinter der Bor kommt mir bekannt vor… sehr bekannt vor. Ich frage ihn spontan, ob er vor 13 Jahren schon auf dem Camino gearbeitet hat in einer Herberge?? Ja, die gehört zum Hotel. Das gibts ja nicht!! Dann heißt er eventuell Eduardo?? Bingo!!! 

Neiiiin! Ich habe die Herberge in einem anderen Ort gesucht! In Belorado und Tosantos. Aber da konnte sie ja gar nicht sein, denn ich war mit meinen „Camino-Vätern“ da und die habe ich ja erst am Abend vor Burgos kennengelernt. 

Auf jeden Fall hat Eduardo wie auch die Herberge bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen. Ein toller Hospitalero, damals mit Dreadlocks. Hat er vielleicht auch heute noch, er hat zumindest so‘ne typische karibische Mütze auf, unter der ziemlich viel steckt 😅

Ich freue mich, dass ich hier einen Kaffeestop eingelegt habe. 
Ich freue mich, dass ich hier einen Kaffeestop eingelegt habe. 

Aber ich muss weiter.  Nun geht es bis Fromista an einem Kanal entlang. Canal de Castilla. Genauso geradeaus wie vorher, aber schöner. 

An der schönen Schleuse verlässt der Camino den Kanal und es geht in das kleine Städtchen rein. 

Mittagspause… Schuhe aus und Sonne genießen. 

Beim Anziehen muckt der rechte Fuß nun doch mächtig. Na komm! Die paar Kilometer noch!! Bekommen wir doch hin. 

„Immer geradeaus“ bleibt das Motto des Tages, nun allerdings an der Straße entlang. 

Zwei kleine Bankstops und ich bin am Ziel. 

Sehr coole Herberge und ein toller Hospitalero. Erstmal ein Radler in der Sonne. Plötzlich kommt Micha mit einem Besenstil auf mich zu.
Ahh, von hinten schlich sich gerade die Hausgans an und wollte mich zwicken

Micha lebt schon etliche Jahre auf dem Camino, hat in einigen Herbergen gearbeitet. Immer im 1/3 des Weges, das war ihm wichtig, wie er sagt. Hier kann er eben im Beginnerstadium der Pilger noch viele wertvolle Tipps geben. 

Nun hat er seine eigene Herberge hier in Villarmentero de Campos eröffnet. Gemeinsam mit einer kroatischen Familie. Und genau darum geht es. Sie sind aus Mariupol geflüchtet, nachdem ihr Zuhause und ihre Existenz zerstört wurde. Sie hatten alles und jetzt nichts mehr 🥲🥲

Eine ukrainische Flagge hängt über den Eingang, auf dem Thresen ein Spendenglas. 

Micha‘s Lebensmotto ein afrikanisches Sprichwort: 

„Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“ 

Ja, das ist auch meine Überzeugung. 

Ich wünsche euch viel Glück und drücke die Daumen, dass die Familie schon bald immer einer eigen Wohnung leben kann.

Im Dorm treffe ich Kevin wieder 😊

Gemeinsames Dinner mit Micha, Susan 🇨🇦 und Marco 🇮🇹 Leckeres Essen und schöne Gespräche. 

Nach dem Abendessen sitze ich noch lange mit Micha zusammen und wir quatschen über dieses und jenes, viel mit Tiefgang.

Kurz nach 22 Uhr gehe ich auf‘s Zimmer bzw. Schlafsaal. 10 Betten, das geht 😅😃

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