26.03.23 Hontanas – Itero de la Vega – 20,4 km ( 2.750,9km) 

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26.03.23 Hontanas – Itero de la Vega – 20,4 km ( 2.750,9km) 

Die Uhr wurde umgestellt. Es ist noch relativ dunkel im Zimmer, als ich aufwache. Aus Boris Ecke höre ich es schnarchen. Kevin schnappt sich gerade seine Sachen und geht auf leisen Sohlen aus dem Zimmer.

Ach schau an, die Koreanerin ist dann wohl doch nicht früh gestartet, ich habe nix gehört. Naja, Sonnenaufgang ist ja nun auch erst nach 8 Uhr. Sie sagte ja, sie startet so sehr früh, weil sie den Sonnenaufgang liebt. 

Ich muss mal auf die andere Seite rüber, um mein Akku noch etwas ans Netz zu stecken. Upps, das Bett der Koreanerin ist doch schon leer. Na das nenne ich mal ein leises Aufstehen… WOW. 

Da 2 Pilger noch schlafen, lasse ich das Licht aus und präpariere mich und den Rucksack mehr oder weniger im Dunkeln. Toll.

Meinem Fuß scheint es etwas besser zu gehen. Jede Menge Jod hat bisserl geholfen. Trotzdem, beim Reinschlüpfen in den Gummischuh muss ich kurz die Zähne zusammenbeißen.  Naja, wird schon.

7.50 Uhr und ich wecke erstmal Boris… Frühstück gibts schließlich um 8.00 Uhr. Und richtig, er ist ganz erstaunt, dass es schon so spät ist. 

Beim Frühstück sind wir die ersten, aber alles ist vorbereitet. 

Neue Gesichter. Ein junges Pärchen. Sie kommt aus Barcelona und er aus Israel. Doch kein Pärchen. Haben sich erst auf dem Weg kennengelernt😅 Er fragt, ob alle in Saint-Jean-Pied-de-Port angefangen hätten. Ich nicke es ab. Plötzlich mehrere Augenpaare auf mich gerichtet. Ach Gott, neee… ich bin ja schon bisserl früher gestartet. Ganz vergessen 😅😅 Der junge Mann kann das gar nicht fassen. Wie von der Ostsee???? 

Nach dem Frühstück startet die Oleration „Blase“. Das oftmals aufgetragene Jod war auf jeden Fall nicht verkehrt. Aber sie ist natürlich noch immer riesig, auch nicht das grösste Blasenpflaster würde ausreichen. Boris hat eine Rolle mit hauchdünnen und mega weichen Tape dabei. Er legt es wie einen Verband an, so dass die Blase gut abgepolstert ist und ich trotzdem in die Schuhe reinkomme. Puhhh, genau DAS ist erstmal schmerzhaft… Autsch. Aber erstmal drinnen ist drinnen. Die ersten Schritte…. naja. Recht schnell kompensiert der Körper mit einer Vermeidungsstrategie bzw. Schonhaltung. Ich setze einfach gar nicht den Hacken auf.

Und setzte natürlich die Stöcke zu 100% wenn nicht sogar 150% ein.  

Es ist auf jeden Fall alles andere als Entertainment für die Hände, um es in Boris Worte zu sagen 😅🤣

Nach ca. 5,6 km kommt die Ruine des ehemaligen Klosters „Convento San Anton“, das im 14. Jhd. erbaut wurde. Es ist im Sommer eine ziemlich mystische Herberge, ohne Strom und heißem Wasser. 

Allmählich hat sich mein Fuß eingelaufen, allmählich belaste ich den Fuß auch im hinteren Teil. Boris meint, ich wäre trotzdem ziemlich schnell. Naja, Dank der Stöcke und es ist halt mein Lauf-Rhythmus. 

Noch ein paar wenige Kilometer und wir erreichen Castrojeriz. Kommt der Name dir irgendwie bekannt vor, 

Hape Kerkeling hat hier sehr lustig von einer Bar, dessen Besitzer und vor allem dem Papagei gesprochen. Naja, schon viele Jahre her. 

Wir machen in einer anderen Bar Pause. Ich sage Boris, dass ich auf gar keinen Fall heute um die 30 km machen kann, der Fuß Brauch Zeit zum Regenerieren und jeder von uns müsse in seinem Tempo weiter. Schade, wir hatten echt schöne Gespräche. Boris schenkt mir zum Abschied eine Credencial aus seinem Heimatland mit den Worten : „Für deinen nächsten Camino, denn dieser wird sicher nicht dein letzter sein“  🙏❤️🙏 Und er sucht noch 2 Silikoneinlagen für die Schuhe raus und übergibt sie mir🙏🙏, Ich kenne sie als Fersenspornpolster. 

Vielen vielen Dank Boris für deinen Support und natürlich auch die gemeinsame kurze Zeit auf dem Camino 🙏🥰 Wer weiß, vielleicht sehen wir uns in Santiago wieder, wenn du bereits von Finisterre zurück kommst. 

Noch bevor wir die Bar verlassen, kann ich helfen. Die schottische Pilgerin kommt in die Herberge und klagt über Schulterschmerzen und zieht das Shirt etwas beiseite. Puhhh, fast wund. Höchstwahrscheinlich vom BH-Träger und Schultergurt des Rucksacks. Mir fällt sofort ein, dass ich immer noch die Schafswolle / Heilwolle dabei habe. Ich kam damit an den Füßen ja nicht so gut klar. 

Ich gebe ihr davon eine Handvoll und hoffe, es hilft ihr. 

Ganz in der Nähe und neben der Kirche befindet sich die Touristinformation mit einer tollen Ausstellung über das Pilgern – damals und heute. Wirklich lohnenswert. 

Auch die Kirche am Ortsausgang schauen wir uns noch gemeinsam an und dann verabschieden wir uns nochmals.

Nun gehts hoch auf den Alto de Mostalares😅 Ein Verkehrsschild verrät… 12% Steigerung auf über einen Kilometer. Nicht so schlecht,  denn bergauf belaste ich gar nicht den hinteren Teil des Fußes 😊 Ins Schwitzen komme ich natürlich trotzdem🙃

 Je höher, je windiger… Halleluja. Kein Wunder, dass es in etwas Entfernung unzählige Windräder gibt. 

Oben treffe ich Kevin und auch Boris noch einmal. 

Und dann geht es wieder runter. Und nochmals Halleluja – was für ein Sturm!! 

Nur noch wenige Kilometer bis Itero de la Vega, für mich ist hier heute Schluss. Laut meiner App sollte hier eine Herberge geöffnet sein. Das Dorf sieht aus wie ausgestorben. Gut, es ist Sonntag und Siestazeit. Aber wahrscheinlich hat auch hier die allgemeine Landflucht zugeschlagen. Ich gehe erstmal in Richtung Kirche. Vor einer Bar stehen 2 Männer, ich frage nach einer geöffneten Herberge.  Nein, alle sind geschlossen. Ich bekomme einen kleinen Schock. Bis zum nächsten Ort sind es noch 8,2 km. Puhhhh. Mein Fuß ist am Ende. Okay, dann mal rein in die Bar in der Hoffnung, etwas zum Essen zu bekommen. Doch erst einmal ne Coke… den Blutzucker füttern. 

Ich frage die Dame – Doppelcheck- sicherheitshalber auch nochmals. Doch, es gibt eine, die geöffnet ist. Sie erklärt mir den Weg. Dann sehe ich draußen Kevin etwas Lost umherirren und hole ihn rein. 

Im nächsten Moment kommen auch die spanische und der israelische Pilger rein und gesellen sich zu mir an die Theke. Ohne Gepäck. Ja, sie sind in der Herberge… es gibt nur noch ein freies Bett! Ach du Scheisse!!! Ich zahle, Kevin bestellt sich etwas zu trinken. Gemein, ich weiß , aber ich habe es jetzt eilig. Ich kann einfach keine 8 km mehr gehen und Kevin hat mir oben noch erzählt, dass er evtl. weiter geht. 

Aber vielleicht hat der Hospitalero ja auch noch irgendwo eine Schlafmöglichkeit?! 

Ich starte durch. Albergue Hogar del Peregrino. Hat nur 8 Plätze in 4 Zimmern, eins davon ein Einzelzimmer und genau das bekomme ich😅🙏 Ich sage ihm, dass noch ein Pilger gleich kommt und der müsse auch unbedingt hier schlafen. Kann er! Auf der Couch im Aufenthaltsraum🙏🙏

Normalerweise bieten sie Abendessen an, aber heute fahren sie zu den Kindern. Im Supermarkt, der auch ihnen gehört, können wir einkaufen. Kochen wäre nicht möglich, aber Mikrowelle vorhanden. 

Ich nutze die Zeit und die Ruhe zum Schreiben. Zwischendurch gehe ich mal runter und quatsche bisserl mit Kevin, der aus Belgien ist und Marco aus Italien. Er kommt von der Nähe des Gardasees her und verrät mir einen wunderschönen ruhigen Ort. Soll ich aber auf gar keinen Fall weitererzählen, es soll ein ruhiger Ort bleiben😊

Im Herbst bin ich bestimmt wieder als Reisebegleiter am schönen Gardasee🥰

WLAN wie auch mein eigenes Internet😅 sind schlecht… Bilder kommen später. 

Eine Antwort

  1. Martin Dex sagt:

    In San Anton gibt es eine versteckte Steckdose, die durfte ich zum Aufladen benutzen. War die Dusche kalt? Kann mich nicht mehr erinnern. Waren auch 35 heiße Grade.

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