26.12. 22 Sainte Marguerite – Saint Hubert 21,2 km ( 1019,4 km)  

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26.12. 22 Sainte Marguerite – Saint Hubert 21,2 km ( 1019,4 km)  

Um 9 Uhr – gibt es – wie gestern Abend besprochen – Frühstück. 

Wieder ist mein Platz so liebevoll eingedeckt. An meinem Glas ist ein rotes Pappschildchen befestigt und wenn man es umdreht, steht dort : Danke, dass du uns besucht hast❤️

🤩 WOW🙏 Ich bin total gerührt. 

Isabelle fragt mich, ob ich meine Credencial ( Pilgerausweis/ Stempelausweis) wieder haben möchte. Ach ja stimmt, den brauche ich ja, hätte ich fast vergessen. Dann schau unter deinen Teller! Aha. Ja, da liegt er und werd nicht wieder!!!! Der Stempel ist von ihr selbst gezeichnet und einfach wundervoll!!!! Hammer, wie ich so gerne sage. Denn das bin ja ich!!!  Sogar meine Brille ist auf dem Kopf! Bin total hin und weg. Sooo ein mega schöner und individueller Stempel! ❤️🙏❤️🙏❤️🙏 Isabelle sagt, darum macht Gérard sofort ein Foto, wenn die Pilger ankommen. Und die Brille hätte ich da auf dem Kopf gehabt. Ich antworte, es wäre inzwischen mein Markenzeichen, so wie ihr schwungvoll mit Dressing geschriebene „M“ auf dem Tellerrand 😅😂 Auf meinem letzten Pilgerweg brauchte ich noch nicht mal ansatzweise eine Brille, jetzt muss sie immer griffbereit sein. Naja, Zeiten ändern sich. 

Isabelle hat einen kleinen Tagesrucksack für mich. Der ist etwas größer als der Rucksack, den ich vorne trage und für die Etappe besser. 

Ich solle ruhig so weit laufen, wie ich kann, Gerard holt mich dann ab.  Vielleicht sogar bis Vigy, dann hätte ich am nächsten Tag mehr Zeit für Metz, die Stadt wäre wunderbar. 

Die beiden winken mir hinter her und Regenwolken ziehen drohend über mir entlang.  Schon bald geht es runter von der Straße und der Weg ist matschig hoch 10. Es rutscht sich so dahin. Ein Auto kommt und gehe zur Seite. Na toll, jetzt ist es noch „toller“ dort zu gehen. Ich schimpfe so vor mir her. Dann kommt er plötzlich wieder zurück. Er hält an und erzählt mir was auf französisch. Ich sage ihm, dass ich nicht  französisch verstehe. Er gibt mir zu verstehen, dass ich aufpassen soll, denn es liege die Elektrizität auf dem Boden. 

Oh ja, paar Minuten später sehe ich es selbst. Bisserl mulmig ist mir schon, als ich dort mit 2 großen Schritten rübersteige. Der Boden ist so nass. Andersherum, dann hätte es mich ja schon paar Schritte vorher erwischen müssen. Also rüber da! 

Schon bald bin ich in einem Wald. Einige alte Bunker sind dort zu sehen, es steht aber nichts in meinem Büchlein dazu. 

Und es bleibt weiter eine Rutschpartie. Dagegen war ja gestern ein Kindergeburtstag… puhhh. Das ist nicht das Tempo, das ich heute mit kleinem Gepäck „geplant“ habe. Nun ja… is wie es ist. 

Um die Mittagszeit erreiche ich ein kleines Städtchen und ich hoffe auf ein Päuschen im Warmen und vor allem im Sitzen. Oh ja, es gibt ein Restaurant und es ist sogar geöffnet. Es ist jedoch knacke-voll und sie veranstalten dort so etwas wie ein Buffetessen. Sie sind alle fein angezogen und selbst wenn ein Platz frei wäre, da passe ich mit meinen Motterschuhen und verschwitzt nicht wirklich rein. 

Also weiter gehts und nun auf asphaltierten Wegen bzw. Straßen. In einer Bushaltestelle pausiere ich.  Irgendwo lautes Brüllen und Schreien. Hmm, ist da irgendwo versteckt ein Bolzplatz?? Weihnachten? Mittags?? Komisch. Ich ziehe weiter und die Schreie werden lauter… komisch! Ich sehe nix. Und dann plötzlich jede Menge Schüsse… ach du Sch…😱 Treibjagd und ganz in der Nähe!! Normalerweise führen die Jakobswege eher auf Naturpfade entlang… durch Wälder, Wiesen etc. Nur wenig auf Straßen. Ich muss doch wohl hoffentlich nicht in diesen Wald hinein?!

Nein, ich bleibe Gott sei Dank auf der Straße. Nun passiere ich auch ein Schild, dass auf Jagd hinweist. Und 2 Hochsitze sind besetzt… die Herren sind wohl am Zuge, sollte das Wild in Richtung Straße ausbrechen.  Bloß schnell weg. 

Ich liege gut in der Zeit und die knapp mehr 7 km mehr bis Vigy sind bestimmt noch drin. 

Bis zum nächsten Ort bleibt der Weg noch auf der Straße  und dann geht es wieder auf einen Feldweg weiter. Und es fängt an zu regnen… nein… es fängt an zu schütten! Ich kämpfe mit der Motter unter meinen Füßen und mit dem Regen. Der Wind kommt von vorne. Trotz Poncho sind  meine Hose und auch die Flachstrickstrümpfe darunter ruck zuck durch. Da hätte ich noch eine Regenhose drüber tragen müssen. Aber die ist im großen Rucksack. Wäre aber jetzt eh schon zu spät. 

Ich erreiche Saint Hubert. Welch ein Glück, hier gibt es mitten im Ort eine große überdachte Rastplatzfläche. Ich rufe Gérard an, der dann auch eine halbe Stunde später da ist🙏🙏

Unglaublich, kaum sitze ich im Auto ändert sich nochmals das Wetter…. die Sonne kommt raus und es ergibt sich ein wunderbares Zusammenspiel mit den dunklen Wolken am Himmel. 

Habe ich zu früh aufgegeben? Wäre doch noch Vigy möglich? Doch kurz vor dem Ziel beginnt nochmals ein bombastischer Regen! Ich bin heilfroh, als ich wieder im Hause von Isabelle und Gerard bin. Dieses Mal gehe ich gleich auf „mein“ Zimmer, in dem ich mich auch so wohl fühle. Raus aus dem nassen Zeug. Tatsächlich pitschnass die Strümpfe. 

Und nun entdecke ich auch eine Blase am rechten Fuß… verdammt. Ich überlege, ob ich sie öffnen sollte, entschließe mich aber dagegen. 

Wie schön und vor allem wohltuend doch eine heisse Dusche sein kann🤩 

Gegen 18.30 Uhr gehe ich rüber zu Gérard und Isabelle, zeitgleich mit mir kommt auch Marie an, eine 85-jährige Nachbarin, die in diesem Jahr ihren Mann verloren hat. Wir fangen wieder mit einem Aperitif und leckeren Häppchen an…. wir sitzen zu dritt, Isabelle wirbelt in der Küche herum. 

Marie buddelt längst verschollen geglaubte deutsche Wörter hervor und ich bin sehr erstaunt, wie gut sie es noch sprechen kann . Sie auch. 

Beide Weihnachtsessen hat mir Natalija spendiert🥰 Vielen lieben Dank Du Liebe 🫶😘 Kennengelernt haben wir uns ja eher bei der Thematik ”nix essen”😅😅 – vor 2 Jahren bei der Fastenleiterausbildung 😊

Auch heute gibt es wieder ein sehr leckeres feines mehrgängiges Abendessen. Nochmals ein so schöner Abend hier bei Isabelle und Gérard🥰 

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