16.02.23 Livinhac le-Haut – La Cassagnole – 24 km (1954,9 km)

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16.02.23 Livinhac le-Haut – La Cassagnole – 24 km (1954,9 km)

Noch ein gemeinsames Frühstück. Und wieder hat Jean-Marie den Tisch so wundervoll gedeckt. Toast und Croissants stecken in einem Tuch, dass sie nicht so schnell auskühlen. Man merkt, wie wichtig ihm die Pilger sind. Ein schönes Gefühl. 

Die Wäsche ist auch trocken geworden, ich hatte da gestern Abend ja so meine Bedenken. 

Time to say Goodbye…😔

Jean-Marie fährt uns… Tanguy ins Stadtzentrum und mich zum Ausgangspunkt. Meinem Knie kann ich über 30 km heute nicht antun. Für eine Pause geht es dem Knie aber zu gut, hatte ja gerade erst vor 4 Tagen pausiert. Nächste Pause ist erst in 4 oder 5 Tagen geplant. 

Tanguy muss auf seine Schuhe warten. Ob sie heute ankommen, ist fraglich.

Der Abschied fällt mir schwer, schwerer als ich dachte. 

Zum einen, weil ich nun wieder alleine laufe. Die Tage zu viert waren echt schön, zumal auch jeder jedem seinen Raum, den er braucht, gelassen hat.  Schönes Camino-feeling. 

Aber auch insbesondere der Abschied von Tanguy fällt mir schwer. Wir hatten die meisten Gespräche und es ist ein sehr angenehmes Laufen mit ihm. 

Aber vielleicht sehen wir uns auch wieder in ein paar Tagen… in Saint-Jean-Pied-de-Port … oder in Santiago de Compostela….

Abschied… erst von Tanguy und dann von Jean-Marie. 

Dieser Tag zieht auf der Strecke vorüber an mir. Ich kann nichts über diesen Tag sagen. Ich weiß, dass ich Esel gestreichelt habe und es in Figeac einen Streik gab.  Für die Rente ab 64.

Ich habe ganze 10 Fotos geschossen. 

In Figeac suche ich einen Supermarkt und sitze im Anschluss ewig auf einer Bank., auf einer Plaza mitten im Zentrum. Es ist sicher eine schöne Stadt, aber ich habe sie nicht   g e s e h e n. 

Im Anschluss geht es auf den letzten Kilometern wieder etwas hoch. Ich komme mit Sonnenuntergang an, so dass Oliver, der Gastgeber und Hospitalero schon anrief, wo ich bleibe. 

Es gibt eine Begrüssungstafel – WOW 😍

Heute habe ich keine große Lust auf Geselligkeit. Da es eh schon sehr spät ist entscheide ich mich gegen ein Begrüssungsgetränk und für die sofortige Dusche. Wir sehen uns ja eh gleich zum Essen. 

Es ist eine sehr schöne Räumlichkeit. Normalerweise sind die Pilger in einem anderen Haus, aber im Winter eben hier. Es gibt eine Terrasse – wow. 

Pünktlich zur verabredeten Zeit gehe ich zum Essen hoch und lerne nun auch Marie kennen. Beide sind Belgier und erst seit 1,5 Jahren hier. 

Der Tisch ist so liebevoll gedeckt und es gibt ein fantastisches Abendessen. Und noch bessere Gespräche. Interessant und tiefgründig 😊

Und mit der Tiefe der Gespräche verfliegt meine Traurigkeit. 

Wir reden über das, was das Leben ausmacht. 

Und über Burnout. Das Rennen im Hamsterrad…

Und wie wichtig es für die Gesundheit ist, einen Job zu haben, den man auch wirklich mag… bestenfalls liebt und wie ein Hobby ist – dann arbeitet man nämlich gar nicht mehr 😅

Und wenn DU unglücklich im Job bist… Change- you are not a Tree😅

Und natürlich über den Camino😊

Beide haben sich auf dem Camino kennengelernt und sind irgendwann später ein Paar geworden. Das hat den großen Vorteil, dass man sich ohne die üblichen Masken kennenlernt, die wir ja doch alle mehr oder weniger  tragen. 

Tatsächlich fallen auf dem Weg nach und nach diese Masken. Pur Face! Auf dem Weg kommst du bei dir an. Es ist nicht (mehr) wichtig, was andere über dich denken… ( die Nachbarn 😅oder die Kollegen😅) 

Und die Gespräche, die man mit anderen Pilgern hat, sind oft alles andere als oberflächlich. Oftmals sind es auch die Männer, die auf dem Weg über Dinge reden, über die sie im heimatlichen Umfeld niemals reden würden oder die hier einfach auch nur mal weinen oder andere Emotionen zulassen. Hier hört man sich zu, ehrlich zu und niemand macht sich lustig auf Kosten des anderen. 

Vielleicht sind hier alle so viel ehrlicher, so pur, weil man ja davon ausgeht, die anderen Pilger nie und nimmer im normalen Leben wieder zutreffen. 

Ja, Marie und Oliver haben sich auf dem Camino kennengelernt und haben hier nun ein tolles gemeinsames Projekt. Denn es ist nicht nur ein Haus für Pilger, sondern auch für Menschen mit Burnout. Die hier allmählich wieder zurück ins Leben finden. 

Es gibt ein Haus für Pilger und ein anderes für die Burnout-Langzeitgäste und diese können jederzeit wählen, ob sie zum Beispiel am Abendessen der Pilger teilnehmen möchten. 

Ein tolles Konzept.  

Zum Nachtisch gibt es Apfel-Crumble mit Eis und leckerstes Karamell… ich könnte mich reinsetzen 😋😋😋 Mehr geht nicht. 

Und so kommt immer alles anders als man denkt. Wollte ich mich eigentlich rasch zurückziehen und alleine sein, hatte ich nun doch wieder einen wunderbaren Abend mit lieben Menschen. 

( Den Blog vom 13.2. gerade mit Fotos vervollständigt)

Eine Antwort

  1. Claudia (Eifel) sagt:

    Es ist so schön, deinen Weg in Gedanken und Erinnerung zu begleiten. Heute freue ich mich besonders, Jean-Marie wieder zu sehen. Ein besonderer Mensch, der so viel mehr ist als ein wunderbarer Gastgeber. Und in deiner Pralinenschachtel findest du direkt die nächste wunderbare Unterkunft und Menschen. Jakobus wird dich und Tanguy bestimmt nochmal zusammen führen. Ich wünsche es dir.

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