12.01.23 Nuits-Saint-Georges – Beaune  – 18,1km (1318,4km)  

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12.01.23 Nuits-Saint-Georges – Beaune  – 18,1km (1318,4km)  

Zum Frühstück war ich heute mit Anabelle alleine… und den Haustieren:) 

Wir haben uns bisserl ausgetauscht. Anabelle hat mir erzählt, dass etliche, die vorher wie die Pilger aufgenommen haben, nicht mehr zur Verfügung stehen sondern jetzt B&B anbieten, weil lukrativer. So eben auch einer von meiner Liste, den sie gestern nicht erreicht hat.

Aber sie hat mich ja dann bei den Nonnen unterbringen können – super. 

Wir verabschieden uns herzlich und dann bin ich schon auf dem Weg. Etwas verpeilt heute, wie‘s scheint. Ich denke, ich habe meine Mütze vergessen… denke 10 Minuten darüber nach, ob ich nochmal zurückgehen sollte… und finde sie dann im kleinen Rucksack. Toll😅

Es ist grau in grau, aber trocken 🙏🙏 Allerdings pfeift heute auch ein ganz schöner Wind, ist bisserl kalt. 

Auch heute geht es wieder größtenteils durch die Weinberge. Überall sind Winzer am Beschneiden der Rebstöcke und am Verbrennen des alten Holzes. 

Lt. meinem Büchlein habe ich ja nur 18 km vor mir heute. Chillig. Nach 5 km kommt der Weg an einem Dorf vorbei…Comblanchien. 

Eigentlich streift er das Örtchen nur kurz. Da ich Zeit habe, entscheide ich mich, ins Zentrum reinzugehen, in der Hoffnung, dort ein Café/ Bistro etc. zu finden und ganz in Ruhe einen Kaffee zu trinken und mal meine Etappenplanung für die nächsten Tage durchzugehen. Ich hatte gestern Abend in meiner zwar großen aber eben dunklen Dachkammer zu wenig Licht und ein Tisch war auch nicht da. War ja auch gar nicht schlimm, hab ja wunderbar geschlafen. 

Es gibt eine Patisserie im Ortskern, aber sie haben a keinen Kaffee und b keine Sitzgelegenheiten. Der Umweg war also umsonst. Ich gehe also wieder zurück zum Camino, folge dem…. und neeeee, da kommt jetzt genau am Weg eine Auberge und dort bekomme ich einen leckeren Kaffee… Licht und Tisch sind natürlich auch da 😅😅  Mein Büchlein ist eben auch nicht so dolle!! Hatte schon bessere😊

Ich bereite einen Etappenplan vor und werde mit dem später in Beaune mal in die Touristinfo reingehen, vielleicht kann sie für mich dort überall anrufen😇

Und weiter geht es. Der Wind pfeift mir ganz schön um die Ohren. Ich übersehe einen Wegweiser, da ein Winzerauto davor steht. Ich gehe vermeintlich falsch, ahne es ja aber nicht. Der Winzer, der aus dem Auto was geholt hat, ruft mir in perfektem Englisch hinterher, dass ich wohl falsch wäre. Dann stellen wir schnell fest, dass wir auch deutsch reden können. Ein für mich sehr interessantes Gespräch beginnt, denn nun kann ich all meine Fragen loswerden über den Weinanbaugebiete hier etc. So erfahre ich auch, dass man hier im Burgund 6-8 Augen beim Beschneiden der Reben stehen lässt, in Deutschland wesentlich mehr. Und er erzählt mit soviel Begeisterung. Also wieder jemand, der liebt was er tut 🤩 

Klar, wenn man hier do durch die Reihen zieht und die Reben beschneidet, hat man gute und weniger gute Phasen 😅 Aber am Abend, wenn man dann zurückblickt, was man geschafft hat, ist man doch ganz zufrieden. Das ist ja wie beim Pilgern erwidere ich 😃😅 Manchmal denke ich auch – meist so ab 14 Uhr – „ Was mache ich hier eigentlich?! Ich will hier wech… nach Thailand oder so!!“ Aber wenn man abends im Ziel angekommen ist, sind alle Strapazen vergessen und man guckt zufrieden zurück😊

Ich erfahre von ihm aber auch, welch teure Weine hier aus der Region kommen. In dem Dorf, in dem ich gerade Kaffee getrunken habe,  gibt es eine Weinkellerei, dort werden die Flaschen für 800-1500€ verkauft. In einem Dorf, durch das ich gestern gelaufen bin, sind die teuersten Weine der Welt Zuhause… wir sprechen da von einem Flaschenpreis von 37.000 $😳😳😳Halleluja! 

Ich habe soo viele Fachbegriffe gehört, von denen ich noch nie zuvor etwas gehört habe und die ich höchstwahrscheinlich auch wieder vergessen werde, aber ich habe zumindest begriffen, worum es geht. 

Welch interessante Pause. 

Nun geht es wieder in einen Wald mit unheimlich vielen moosbewachsenen Bäumen rein… kann sein, dass es gar nicht richtig war, dort durchzulaufen. Buch und Markierungen waren nicht identisch und letztendlich fehlten dann gänzlich die Markierungen. Also bin ich lt. Google da rein. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mich nicht mehr von diesen Bäumen beeindrucken zu lassen, der letzte Gespensterwald hat bleibende Erinnerungen hinterlassen..  keine Guten! 

Aber dann gucke ich doch dauernd das Fotohandy. Hat schon was…zugegebenermaßen. 

Der Wind hat zugenommen. Ich setzte die Kapuze auf und gebe mir n Podcast auf die Ohren. Funktioniert! Ich bin abgelenkt und Kilometer wie Zeit eilen dahin. Ich passiere weitere kleinere Dörfer und auch in denen eine Weinkellerei neben der anderen. Wahnsinn. 

Und dann endlich der heutige Zielort Beaune, ein sehr bekannter Ort des Burgunds. 

WOW, welch schönes Zentrum. Mein Weg führt jedoch erstmal in die Touristinfo und dort sitzt dann auch tatsächlich eine sehr hilfsbereite Dame. Paar Minuten später sind die Übernachtungen für morgen, also Freitag,  für Sonntag und für Montag bestätigt. Für Samstag haben wir niemanden erreicht. Für den Notfall habe ich aber etwas im Booking.com entdeckt. Für 89€ 🥴 Sie empfiehlt mir aber, heute am Zielort nochmals in die Touriinfo zu gehen, vielleicht hat sie dort noch eine Idee, kennt die Dörfer vielleicht besser. 

Nun ist genug Zeit, noch bisserl durch die Stadt zu schlendern.  Ich schaue mir Notre-Dame, die Basilika von Beaune an und im Anschluss suche ich eine Bar, Bistro oder Vinothek, die geöffnet hat. Und das ist irgendwie gar nicht so einfach. Klar, es gibt unzählige Weinhändler, aber das ist ja nicht das, was ich suche. 

An einem kleinen Platz werde ich fündig und ich entscheide mich für einen Savigny-les-Beaune 2020 P. A. .. ein edler Tropfen. Wenn ich schon mal hier bin und heute so viel über Wein erfahren habe, hätte es ein Supermarktwein aus den unteren Regalen einfach nicht getan. 

Und WOW🍷🤩🍷🤩 Der kann was. Aber ein Glas reicht dann eben doch für mich…. aus den verschiedenen Gründen. 

Der Käse in meinem kleinen Rucksack kann auch was😷 Stelle ich fest, als ich das Portmonnaie raushole🙃

Zeit loszutippeln. Ich schlafe ja heute im Kloster… im Sanctuaire de l‘ enfant Jesus. Ich bin für 17 Uhr angemeldet. 

Pünktlich stehe ich vor der Tür und drück auf die Klingel. Da kommt auch schon eine sehr freundliche junge Ordensschwester und begrüßt mich herzlich. Wir können nicht die Sprache des jeweils anderen, aber unterhalten uns. Sie erzählt mir, dass sie schon den Portugues gelaufen ist, also von Porto nach Santiago. Sie bringt mich erstmal zur Kapelle und fällt auf die Kniee. Upps. Ich tue ihr gleich. Und ich denke, das ist der Zeitpunkt, in dem sie merkt, dass das eher keine Routine für mich ist. Nun mit dem Rucksack wieder hochzukommen, ist auch etwas schwer. Am Tagesbeginn sicher einfacher statt am Abend. 

An ihrer Freundlichkeit ändert sich überhaupt nichts. Es kommen uns im Gang 2 ältere Nonnen entgegen, die mich auch herzlich begrüßen und mich informieren, dass um 18.30 Uhr Messe ist, schon in einem etwas bestimmteren Ton. 

Doch meine Ordensschwester sagt sofort, es wäre mir völlig frei gestellt, daran teilzunehmen , ich sei sicher auch müde. 

Sie zeigt mir mein Zimmer, das Bad und die Küche. Und da steht tatsächlich schon Essen für mich vorbereitet. Es gibt eine gut ausgestattete Küche, es wären sogar Nudeln etc. da. 

Aber mir reicht voll und ganz das, was sie mir vorbereitet haben. Die Suppe ist schön wärmend und und auch schmeckt auch gut. Auch die anderen Sachen. 

🙏🙏

Habe ich gestern noch das quirlige Familienleben genossen, genieße ich heute die Ruhe. 

Allerdings ist mir kalt in meinem Zimmer. Obwohl die Heizung läuft. Ahhh, mein Bett steht ja in der Ecke und die Wand strahlt mega Kälte ab. Zeit für eine Wärmflache. Nein, ich habe natürlich keine mit. ABER eine Colaflasche. Ich fülle mir eigentlich immer mein Trinkwasser in 3  0,5 Cokeflachen… eine ist vorne im kleinen Rucksack und die anderen beiden in den Seitentaschen des großen Rucksacks. Die Colaflaschen sind aus einer härteren Plastik, die können im Fall wie diesen recht heißes Wasser ab 😃 Und die 3 Flaschen kann man dann ganz gut strategisch verteilen im Schlafsack oder Bett. 

Außerdem räume ich mein Zimmer um. Ich schiebe das Bett direkt vor die Heizung. Perfekt. 

2 Antworten

  1. Brigitte Brisch sagt:

    Hey Sandra, mal wieder aus deiner „alten Heimat“ ein Gruß! Du mühst dich durchs „Franzosenland“. Aber auch ohne Sprachkenntnisse, mit Händen und Füßen, und gutem Willen beiderseits kommt man (kommst du) auch immer ein gutes Stück weiter! Schritt für Schritt deinem Ziel entgegen. Hoffentlich entwickelt sich das Wetter mal etwas günstiger, damit der Weg auch angenehmer wird und weniger kalt und ungemütlich. Wir wünschen dir alles Gute und Kraft für die kommenden Etappen. 🫶👍 LG

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