11.01.23 Dijon – Nuits-Saint-Georges – 26,9 km ( 1300,3 km) 

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11.01.23 Dijon – Nuits-Saint-Georges – 26,9 km ( 1300,3 km) 

Ich wache vor dem Wecker auf, den ich auf „so spät wie möglich“ gestellt habe. Ein Blick auf‘s Handy verrät allerdings… 5 Minuten vor dem Wecker. Also doch sputen. 

Trotzdem frühstücke ich noch ausgiebig. Ich bin so satt, dass ich sicher kein Proviant brauche 😅 Wasser habe ich und auch noch 2,3 Müsliriegel. Ich beschließe, dass das reichen wird. Außerdem gibt es -lt. meinem Büchlein – heute tatsächlich mal Möglichkeiten, unterwegs noch etwas zu kaufen bzw. sogar einzukehren. 

Draußen sieht es ziemlich düster aus, aber es nieselt nur minimal. Ich hab den Poncho schon im vorderen Rucksack, aber ich mag ihn wie immer noch nicht drüber ziehen. Ich warte erstmal ab. 

Ich latsche erstmal über 4 km durch die Stadt bis nach Chenôve.  Ab dort bin ich eigentlich erst auf dem Jakobsweg, denn er führt eigentlich nicht durch Dijons Stadtzentrum. 

Das Nieseln hört wieder auf. 

Und dann sind sie plötzlich da.. die Weinfelder 😍😍Begleiten mich den ganzen Tag. Mal links und rechts von mir, mal laufe ich unten und mal oben. 

Für mich hat sich die Landschaft jetzt schlagartig verändert. Mir fehlt ja das Stück Langres – Dijon. Die Dörfer sehen komplett anders aus und merkt sofort, dass das hier keine arme Gegend ist.

Es muss traumhaft schön sein, hier durchzulaufen, wenn alles grün ist. Aber jetzt ist es ganz interessant. Die Weinbauern bzw. Winzer bereiten vielerorts ihre Weinfelder vor. Der Wein wird beschnitten und diese alten Ästchen zu kleinen Haufen gestapelt, die später verbrannt werden. Manche nutzen dafür so kleine Feuerschalen auf Rädern. 

Wegmarkierung: Heute und dann wohl auch in den kommenden Tagen 🙏scheinen die Muscheln tatsächlich richtungsweisend richtig angebracht worden zu sein. Erstmal traue ich der Sache nicht 💯ig, hole immer wieder das Buch heraus und checke dort, wo ich lang muss. Aber nee, es passt. 

Ein bisserl Wald ist auch dabei. Aber ganz anders als dieses Feuchtgebiet, durch das ich vor ner guten Woche geirrt bin. Es gibt zwar auch den einen oder anderen Moosbewachsen Baum, von denen ich „damals“ noch so begeistert war, aber jetzt will ich mit denen nix zu tun haben…Ich mißachte sie einfach! Erinnert mich noch viel zu sehr an den schrecklichen, nassen Wald. 

Mich erwischt der Regen, aber ordentlich. Ausgerechnet  weiter oben und gerade nichts zum Unterstellen. Und ich habe nun eindeutig die Sache mit dem Poncho zu lange herausgezögert. 

Ich bekomme ihn nicht sofort aus dem Packsack.. na super!! Selbst Schuld natürlich. Ich habe ihn beim letzten Mal nicht schön zusammengefaltet dort hinein getan, sondern eher ungeduldig reingestopft. Und jetzt klemmt er – ein Träumchen! Dann ist er endlich draußen, bekomme ich ihn nicht richtig übergeschmissen, da gerade auch noch ne Portion Wind um mich herum pfeift. Na super!!! Der Fotoapparat… ach nee Handy… ist auch noch runter gefallen und nass geworden. 100 Punkte! Der Poncho hängt irgendwo hinten fest.. ich bekomme ihn nicht runter gezogen richtig. Läuft ja wie geschmiert. 

Und dann ist es plötzlich so schnell vorbei, wie es angefangen hat. Eigentlich schon wieder zum Lachen, hoffe nur, dass das  Handy  keinen Schaden genommen hat. Habe zwar ne Schutzhülle, aber die trag ich im Rucksack mit 😅🙃 Upps. 

Mein Etappenziel – Nuits-Saint-Georges – ist ein kleines schönes Städtchen… natürlich mit unzähligen Weinhändlern. Ich hole mir einen Stempel in der Touristinfo und von dort sind es auch keine 300m mehr bis zu meinem Quartier. Heute wieder mal bei einer Familie von der Liste 🙏 

Madame Anabelle… aber es macht Cederik auf, auch sehr nett und es ist Anabelle‘s Partner. Anabelle ist irgendwie noch in einem Vertretergespräch oder ähnliches verwickelt. Cederik bietet mir erstmal etwas zu trinken an und etwas später bringt mich Anabelle, die auch etwas englisch spricht, zu meinem Zimmer. Wir gehen durch eine Art Waschküche, Wirtschaftsraum & Werkstatt hindurch quasi ins Nachbarhaus. Und in diesem Raum riecht es wunderbar…Anabelle zeigt auf einen Stapel frischgewaschener Wäsche, die auf einem Bügelbrett oder ähnliches liegt. Oh ja, es ist die Wäsche. Und so riecht auch meine Betwäsche. Na, da werde ich ja himmlisch schlafen. 

Zu um 19 Uhr gehe ich runter zum Essen. 

Es ist Leben in der Bude…quirlig 😃 Erstmal geht’s auf die Couchlandschaft auf ein Glas Wein. Solch eine Couchlandschaft, auf der man auch ne Woche überleben könnte. Eine der Töchter sucht nach Ikeamöbel im Internet, Cederik und der Schwiegersohn schauen sich auf dem riesigen Bildschirm etwas über Hochseeangeln an, aber irgendwo auf den großen Weltmeeren…Die Hunde kommen zwischendurch vorbei und holen sich Streicheleinheiten ab, in der Küche kocht die große Tochter und Anabelle hat irgendwie für jeden ein offenes Wort. 

Ein angenehmes Chaos – gelebte Familie. 

Ich verstehe nicht viel – aber ich lehne mich nach Hinten und genieße einfach. 

Dann gehts zum schon vorbereiten Esstisch rüber. Nun kommt auch noch ein Sohn. Es gibt Nudeln Carbonara und Salat. Eins der Teenager steht nochmals auf und holt ne Packung Eier und stellt sie auf den Tisch. Und einer nach dem anderen holt sich n Ei raus und schlägt es sich auf die Nudeln mit Soße und Käse. Ich staune nicht schlecht. Das habe ich ja noch nie gesehen, geschweige denn gegessen. Erst lehne ich dankend ab, doch dann gewinnt meine Neugierde. Ja, kann man machen.

Am Tisch sorgen die Kids oder eigentlich ja jungen Erwachsene für sehr viel Stimmung. Die Töchter sind 22 und 17 und der Sohn 20 Jahre alt.  Sie scheinen sich sehr sehr gut zu verstehen und lachen gemeinsam sehr viel.

Und ich? Ich genieße einfach diesen Trubel. 

Mal ein ganz anderer Abend, aber auch schön. 

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