03.02.23 Bellevue-la-Montagne – Le Puy-en-Velay – 25,6 km ( 1.709,7km) 

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03.02.23 Bellevue-la-Montagne – Le Puy-en-Velay – 25,6 km ( 1.709,7km) 

Schlecht bzw. wenig geschlafen. Habe heute Nacht noch bis um 1.20 Uhr Blog geschrieben 🙈 und der Wecker war auf um 6.30 Uhr gestellt. Doch ich war schon lange vor dem Wecker wach. Was ist nur los? 

Ab um 7 Uhr kann ich frühstücken und so bin ich tatsächlich mal  um 8 Uhr und mit Sonnenaufgang am Start😅 Mit knapp 26 km ist es eine relativ lange Etappe und ich möchte heute an diesem wichtigen Etappenziel mal nicht zu spät ankommen. 

Naja, 26 km… früher war das ne Wohlfühletappe… früher halt.. im Sommer mit weniger Klamotten,  ohne Flachstrick usw. 

Jetzt fühle ich mich eher bei 22 km wohl 🙃🙃🙃

Meine Gedanken zwitschern in die Zukunft ab… 

Welch wichtiges Etappenziel heute!! Der Jakobsweg Trier – Le Puy-en-Velay ist dann geschafft und übermorgen startet für mich der Jakobsweg Via Podiensis:  752 km, evtl. 37 Laufetappen. Wieviel genau wird man dann sehen. Die Etappenvorschläge liegen zwischen 13 und 33 Km… alles dabei. 

Heute geht es mehr runter als hoch( 320⬆️/ 620⬇️)… die Knie mögen es tatsächlich lieber umgekehrt, muss ich bisserl aufpassen…

Wie wird es sein, wenn ich ankomme heute?  Emotional? 

Als ich das erste mal in Santiago de Compostela in der Kathedrale eintrat war ich so ergriffen, dass ich geheult habe ohne Ende. Und ich war mir vorher ganz sicher, dass das nicht passieren wird. 

Immer wieder landen meine Gedanken in Santiago… Bin so oft dort schon angekommen, aus den verschiedensten Richtungen, aber nie hatte ich mehr als 1000 km vorab zurückgelegt. Jetzt bin ich schon bei 1700 km… krass. Irgendwie geht man so Tag für Tag ein paar Kilometer und plötzlich steht da 1700 km in Summe. 

2013 oder 2014 habe ich 2 Tage  vor Ziel Dani 🇮🇹 und Chete 🇪🇸 getroffen und wir sind gemeinsam  nach Santiago reingelaufen und hatten soviel Spass. Wir sind immer noch in Kontakt. In den letzten Tagen denke ich so oft daran und irgendwie würde ich es mega schön finden, mit beiden die letzten Tage gemeinsam zu laufen und nochmals gemeinsam anzukommen🙏❤️🙏 Jungs, falls ihr das lest… seid ihr dabei?!? 

Und so vergeht ein Kilometer nach dem anderen. Plötzlich bin ich schon in Saint-Paulien. Ein richtig schönes Städtchen.

Eigentlich war ja mein Plan, hier zu nächtigen und dann nur 14 km nach Le Puy reinzulaufen, ABER…

Da ich ja vorgestern keine Übernachtung in Pontempeyrat bekommen habe, musste ich schon vorher in Usson-en-Forez nächtigen und somit auch die Folgeetappen ändern… Hätte hätte Fahrradkette… 

Naja, wäre jedenfalls schöner gewesen als in Bellevue-en-Montagne…

Ich passiere kleine Dörfer, die Häuser gefallen mir. Ich fasse die Steine an und ja, meine Vermutung scheint richtig zu sein. Es fasst sich wie Vulkangestein an. Macht Sinn, denn schließlich ist das hier eine von Vulkanen geprägte Landschaft. Ein Haus ist noch im Bau und man kann sehr schön sehen, wie die Fassaden gemacht werden.  

Das Ziel „im Auge“ treibt mich an….

Sehr überrascht bin ich von Polignac, ein wirklich schönes kleines Örtchen mit einem wuchtigen Schloss – ich hätte es eigentlich eher Burg betitelt – aus dem 11. Jhd. 

Ich schaue kurz in die Kirche rein und bin etwas erstaunt. Solche Kronenleuchter habe ich, glaube ich zumindest, noch nie in einer Kirche gesehen. Mir ist das bisserl „to much“, erschlägt mich irgendwie. 

Und heyyy, die Sonne ☀️ist inzwischen auch draußen. Wie toll ist das denn?! Ich werde Le Puy bei sonnigen Wetter erreichen ☀️🤩☀️

Ab hier sind es nur noch 5 km bis Le Puy. Es ist auf jeden Fall anders. Anders als in Santiago anzukommen. Denn da kann ich die Stadt und auch die Türme der Kathedrale schon lange vorher sehen. 

Ich muss nochmal über eine Anhöhe rüber, aber danach sehe ich Le Puy doch bestimmt? Nein… noch immer nicht. 

Es sind doch nur noch 2 km??

Doch nun kommt erstmal Aiguilhe, der Vorort quasi. Es geht durch einen kleinen Park, ein letzter Etappen-Wegweiser, die mich in den letzten Tagen „begleitet“ haben, gibt nochmals einen interessanten  Überblick… noch 1 km bis Le Puy.

Laut meinem französischen Wanderführer heißt Le Puy auf latein „Podium“. Wikipedia sagt, dass Puys Basaltkuppen sind, ehemalige Vulkanschlote. 

Eine Stadt, die in einer Tiefebene liegt und deren Blickfang die 3 Vulkangipfel sind. Ja das sind sie – ein absoluter Blickfang. 

Und durch die Bäume des Parks erhasche ich einen ersten Blick😊

Nun geht es eine Straße weiter abwärts, doch eine Mauer versperrt mir den Blick nach links, so allmählich werde ich hippelig. 

Und noch einmal denke ich darüber nach, ob das hier emotional ne größere Nummer für mich wird…. Nee, fühlt sich nicht so an. 

Und auf einmal ist der Blick frei auf die Stadt mit ihren Blickfängen😊 

Und mein Gesichtsausdruck wechselte von relativ neutral in „mega WOOOW“ Strahlen🤩🤩🤩

Eine Autofahrerin kam mir da gerade entgegen und hat wohl diesen Mimikwechsel mitbekommen und freute sich. 

Beschwingt gehe ich weiter, geradewegs zur Kathedrale. Es sind fast keine Menschen auf dieser Straße, die zur Kathedrale führt. Im Sommer gibt es hier sicher viele Pilger.  

268 Stufen führen zur Kathedrale rauf. Links und rechts sind Läden, kleine Restaurants, die sich auf die Pilger spezialisiert haben. Jetzt ist vieles geschlossen. 

268 Stufen – man nähert sich langsam. Schritt für Schritt. Und nach fast 26 km heute sind die Schritte gerade nicht beschwingt 😅 Eher bedächtig. Das macht jetzt doch etwas mit mir. Die vielen Tage, die ich schon unterwegs bin, mit vielen schönen, aber auch anstrengenden Momenten ziehen nochmal an mir im Schnelldurchlauf vorbei. Und nun werde ich doch etwas emotional. 

Ein wichtiges, ein großes Etappenziel ist geschafft🥾❤️🥾

Knapp 1710 km erlaufen…mit so vielen verschieden Emotionen. 

Und nun stehe ich hier… im Portal der Kathedrale LePuy-en-Velay… schaue zurück, aber auch nach vorne…denn es geht weiter…

Ultreía Ultreía Esus eía Deus, adjuva nos!

Ich nehme mir die Zeit, die Kathedrale zu besichtigen, eine Kerze anzuzünden, einen Augenblick inne zu halten.

Inzwischen habe ich mich auch für eine Unterkunft entschieden. 

Da meine Wäsche dringend gewaschen werden muss und ich keine Lust habe, sie erst durch die halbe Stadt zu tragen zu einem Waschautomat und ich außerdem  einige Tage Blog nachholen muss, Fotos hochladen etc., entscheide ich mich für ein Privatappartement. 

Sollten wirklich Pilger hier starten, werde ich sie treffen auf dem Weg. 

Eigentlich gibt es hier in Le Puy täglich eine Pilgermesse um 7 Uhr im Sommer, nach der dann die Pilger losziehen.. das können schon mal an manchen Tagen über 200 sein.

Im Winter gibt es die Pilgermesse um 7.30 Uhr, allerdings nur Mo-Fr. 

Heute ist Freitag, morgen mache ich frei bzw. Lauf-Frei und Sonntag will ich weiter. Und Sonntag gibt es diese Pilgermesse nicht. Schade, das wäre eine sichere Möglichkeit, auf Pilger zu stoßen. 

Ein weiterer freier Tag würde mir gut tun, aber die Zeit ist kein Gummiband und ich möchte allerspätestens am 20. April ankommen. Und unterwegs brauche ich sicher auch noch die eine oder andere Pause. 

Also geht es Sonntag weiter….Ultreía! 

In der Touristinfo besorge ich mir noch schnell den „Miam-Miam – Dodo“  – das scheint ja die Pilgerbibel für diesen Weg schlechthin zu sein! Dort findet Pilger alle wichtigen praktischen Infos für den Weg. Der wurde mir schon von so vielen Pilgern empfohlen und selbst von Gästen der Touristinfo in Boltenhagen. 

Und Wein, heute gibts Wein🍷 Aber ich werde wohl nicht alt werden heute… bin ganz schön müde. Der fehlende Schlaf der letzten Nächte fordert seinen Tribut…

4 Antworten

  1. Martin Dex sagt:

    Wie schön, du bist da. Viel Spaß beim Aufstieg auf die Felsnadel.

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