29.03.23 Carrión de los Condes – Moratinos – 29,2 km ( 2.812,6 km)
Eigentlich wollte ich um 7 Uhr starten, aber naja… Hier noch bisserl kramen und da noch bisserl kramen… Außerdem war ich tatsächlich bis fast um 2 Uhr wach. Endlich mal wieder einen Post bei Instagram und Facebook gemacht inkl. Spendenaufruf. Und einen Blog hab ich zumindest auch noch geschrieben. Ich wurde einfach nicht müde, aber das war ja gut so. Denn so konnte ich zumindest noch bisserl was aufholen😅😅 In den Herbergen kann ich meist eher nicht so gut schreiben, aus den verschiedensten Gründen.
Kurz vor um 8 Uhr bin ich dann aber doch startbereit. Kaffee hatte ich mir schon vorher aus dem Automaten eine Etage tiefer gezogen. Dünne Plürre, aber besser als nichts. Dazu gab es Brot mit Guacamole.
Aus der Stadt geht’s über die Brücke zügig raus. Und schon bin ich auf der Strecke, vor der viele Pilger Respekt bis Angst haben.
17 km NICHTS. Geradeaus und flach. Im Sommer natürlich viel härter, da es kaum Schatten gibt. Vor einigen Jahren hat man allerdings angefangen, links und rechts des Weges Bäumchen anzupflanzen. Irgendwann werden sie sicher Schatten spenden. Der nicht allzu steinige Sandboden gefällt mir. Ich kann gut und kraftvoll die Stöcke einsetzen und somit meinen Fuß ( natürlich beide) entlasten.
Nach 10 km kommt ein Pausenpätzchen rechts wie gerufen. Treffe dort auf Dedier und Joachim. Als sie gehen kommt Ralf und im Anschluss gehen wir gemeinsam weiter. Sehr intensive Gespräche und die Kilometer fliegen dahin.
Dann endlich eine Ortschaft und eine geöffnete Bar… Und da sitzen schon viele bekannte Pilger 😊 Reger Austausch.
Mit Ralf brechen noch einige Pilger auf, ein Grund, warum ich mir noch etwas Zeit lasse. Ich habe für mich festgestellt, dass ich gerne alleine oder zu zweit gehe, alles andere ist mir zu laut, zu unruhig…. zumindest in dieser Konstellation 😅
Die folgende Strecke ist nun steiniger. Dem linken Fuß macht das gar nichts aus, aber rechts ist am Limit. Ich versuche nach wie vor, möglichst viel Kraft aus den Armen einzusetzen. Ist aber nun etwas schwieriger.
Endlich wieder ein Dorf mit geöffneter Bar. Nun darf es schon mal ein Radler sein.
Es wären jetzt nochmals knapp 3 km bis zur nächsten Herberge in Terradillos de los Templarios. ABER ich entscheide mich, noch 3,2 km raufzulegen. Denn ich vermute, dass es in der ersten Herberge voll und laut sein wird und nur wenige Pilger weiterlaufen.
Mit mir bricht ein weiterer Pilger auf. Es ist Brooke aus Kanada. Brooke hat ein Hotel, doch mittlerweile übernehmen die Kinder immer mehr das Management und sagen dem Vater, er soll mal schön das Leben genießen. Darum ist er hier. Aber auch, weil das Leben es immer, bei allem, was er gemacht hat, gut mit ihm gemeint hat und er viel Leichtigkeit genießen konnte. Und nun möchte er sich mal „durchbeißen“… oder auch Danke sagen.
Die 3 Km bis zum nächsten Dorf sind schnell gemacht.. klar, wenn man erzählt, fliegen die Kilometer dahin. Brooke findet meine Idee nicht so schlecht und entscheidet sich ebenfalls für weitere 3 km. Ruckzuck sind auch die getan 😅
Mein Plan geht auf. Es sind nur 4 weitere Pilger da und ich bekomme sogar ein Bett unten 😅
Es sind drei ältere Damen – wahrscheinlich 65+ da, die sich selbst die Golden Girls nennen😃
Sie haben sich ziemlich am Anfang des Weges kennengelernt und laufen nun gemeinsam. Sie kommen aus Deutschland, Österreich und Frankreich, wobei letztere scheinbar den Ton angibt. Kommt mir zumindest so vor. Ein ganz lustiges Trio. Allein schon, weil die Deutsche kein französisch spricht und die Französin kein deutsch.
Meine Bettnachbarin rechts ist Rosa Nickname). Sie ist Koreanerin ( der Name ist etwas schwierig) und lebt schon über 20 Jahre in den Staaten.
Als ich bei der Fußpflege angekommen bin, sieht sie meinen lädierten rechten Fuß und kramt daraufhin in ihrem Rucksack. Zieht 2 Paar Zehensocken heraus und schenkt mir diese🙏🫶🙏
Sie ist bei der Etappenplanung und ich helfe hier bei den Entfernungen. Und ruck zuck sitzt sie in meinem Bett und wir lachen ganz viel zusammen.
Brooke hat das Bett über ihr.
Gemeinsam gehen wir rüber in die Bar zum Abendessen und haben viel Spaß und lachen viel. Ein schöner Abend.