30.03.23 Moratinos – Bercianos del Real Camino 20,3 km (2.832,9km) 

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30.03.23 Moratinos – Bercianos del Real Camino 20,3 km (2.832,9km) 

Die Golden Girls, wie sich ja die Damen selbst nennen, sind bereits vor  um 5.30 Uhr wach und fangen an zu packen. Aber so, dass wir anderen 3 dann auch wach werden☹️ Wie sagten sie gestern doch gleich? Sie nehmen sich immer vor, um 8 Uhr zu starten, aber dann wird es irgendwie früher.

Aber jetzt kommt’s!!!!  Gegen um 6.30  stellen sie fest, dass es noch dunkel draussen ist und sie noch warten müssen. Und so warten sie nun abmarschbereit auf ihren Betten. 

Ich bin trotzdem die, die dann am Ende das Licht ausmacht. Um 7.45 Uhr. Kurz vor Sonnenaufgang. WOW….was für ein Himmel!!!! Wie Feuer. Ich kann mal wieder nicht aufhören zu fotografieren. 

Es kommen schon etliche Pilger vom Ort, der 3 km hinter uns liegt. 

Auch Ruth. Wir unterhalten uns ein bisserl, aber dann muss ich sie passieren und in meinem eigenen Tempo gehen. Noch geht es relativ gut, es ist noch nicht allzu viel Schmerz im rechten Fuß. 

Wenige Kilometer späterbin ich recht überrascht,  eine Bar ist am Wegesrand tatsächlich schon geöffnet und so frühstücke ich schon. Hatte erst in Shagun mit dem ersten heißen Kaffee gerechnet. Auch Ruth kommt. 

So ein Café con Leche schmeckt doch gleich doppelt so gut, wenn man noch nicht damit gerechnet hat😅

So allmählich starten meine Schmerzen im Fußgelenk auch wieder – so ein Mist! Geht ja jeden Tag früher los, verdammte  Axt 🥴🥴

Seit Start heute ist immer mal wieder eine Pilgerin mit kleinem Backpack in meiner Nähe.  Und nun ergibt es sich, dass wir einige Kilometer zusammen gehen.  Sie heißt Tania und ist Spanierin, hat allerdings bis zu ihrem 11. Lebensjahr in der Schweiz gelebt. Darum spricht sie auch so super deutsch. Tania musste ihren Resturlaub nehmen und so hat sie sich spontan entschlossen, ihren Camino für 7 Tage fortzusetzen. 

Wir sprechen auch über den Rucksacktransport, den sie hin-und wieder in Anspruch nimmt. Und sie zeigt mir eine Möglichkeit auf, trotzdem in der Etappenlänge flexibel zu bleiben. Jetzt, wo ich das schreibe, denke ich, vielleicht ist genau diese Info der Grund, warum sich unsere Wege kreuzten😇

In Shagun eine weitere Kaffeepause zumindest für mich. Tania geht weiter, sie will eine längere Etappe heute machen. Es treffen immer mehr Pilger ein. 

Ich gehe weiter und schau mich noch bisserl links und rechts vom Wege um in Shagun. Verspüre Hunger und registriere gleichzeitig, dass der Weg eigentlich schon wieder über eine Brücke aus der Stadt herausführt, ohne so richtig im Zentrum gewesen zu sein. Wenn schon kein Essen, aber ich muss dringend aus den Schuhen raus, so sehr schmerzt mein rechter Fuß Hinten die Reste der Monsterblase und vorne der große Zeh. Aber ich brauche wenigstens eine Bank. Doch dann sehe ich eine Art Sportlerheim  – super, da bekomme ich bestimmt auch etwas zum Essen. 

Stimmt. Bocsdillo. Puhh, wenn ich nach Hause komme, werde ich wohl paar Monate kein weißes Brot mehr essen! Aber ja, Bocadillo mit Käse passt. 

Ich suche mir den Tisch in der hintersten Ecke aus und ziehe Schuhe und Strümpfe aus. Welch Wohltat!! 

Nach dem Essen entscheide ich mich für einen Schuhwechsel und auch Strumpfwechsel. 

Rosa, die lustige Koreanerin und meine Bettnachbarin  gestern hat mir Zehensocken geschenkt, als sie meinen rechten Fuß gestern sah. Also entscheide ich mich für Zehensocken und Trekkingsandalen. 

Zurück auf dem Weg stellt sich schnell raus, dass das nicht die beste Idee war. Der Weg, der weiterhin neben der Straße entlang führt, ist bestens mit kleinen Steinen ausgestattet, die nun immer wieder in meinem Schuh landen. Recht schnell habe ich die Faxen dicke und gehe auf dem Streifen neben der Straße. 

Es sind von Sahagún bis zum Ziel 10 km. Es gibt eine Routenalternative, die nicht an der Straße entlang führt. Andere  Orte , andere Übernachtungsmöglichkeiten, 2 km länger. Nee, auf länger habe ich keinen Bock mehr und was soll schon viel schöner sein. Es ist immer noch die Meseta. 

Ich gebe mir Podcast auf die Ohren und blende die Autos aus. 

Anfangs komme ich ganz gut vorwärts. Doch die Trekkingsandale hat natürlich nicht so eine hochwertige stoßdämpfende Sohle und das macht sich jetzt auf der Straße natürlich besonders bemerkbar. Nun fängt auch noch mein Muskel  bzw. ein Muskel rechts immer mal wieder an wegzugucken. Ich werde verrückt!!!! Warum jetzt so kurz vorm Ziel. Es lief doch über Monate – seit dem Stiefelwechsel – alles fantastisch! Monate keine einzige Blase! 

Ich gehe nun nur noch sehr langsam und versuche möglichst viel Kraft aus den Armen zu holen. Ist auf der Straße natürlich etwas schwieriger als auf einem Sandweg. 

Zum Glück gibt es hin und wieder mal ne Bank am Wegesrand und so pausiere ich auf der Strecke zweimal. 

Dann endlich sind die ersten Häuser vom Zielort in Sichtweite. Am Ortsanfang ist die Herberge, die ich mir ausgesucht habe. Laut Info auf gronze.com hat sie geöffnet, ich stehe trotzdem vor verschlossener Tür. Also weiter. 

Die nächste Herberge ist geöffnet. Ein netter Typ checkt mich an der Bar ein, draußen sehe ich schon Ruth und Ralf beim Bierchen sitzen. 

Ich spiele mal wieder meine Long-Way-Karte aus 😅😇 um ein Bett unten zu ergattern. In der oberen Etage sind die 2 größeren Dorm‘s mit über 10 Betten jeweils. Er bringt mich in ein Zimmer in der unteren Etage mit nur 4 Betten😃 

Es sind die Betten mit Vorhang, Steckdose, Licht – perfekt. Außerdem hat es ein eigenes Bad. Perfekt – mehr als das. 

Meine Füße stecken schon längst in den Gummischuhen und freuen sich. Und ich habe mir nun erstmal ein Feierabendbier ( Radler) verdient, bevor es unter die Dusche geht. Und so geselle ich mich zu Ruth und Ralf. 

Zu uns gesellt sich noch der eine oder andere Pilger. Auch Hans. 

Ich spreche mit Ralf darüber, dass ich nun doch endlich den Rucksacktransport in Anspruch nehmen werde um den Fuß zu entlasten. Nun muss ich mich aber bzgl. Etappenlänge und Herberge erstmal festlegen. Wir machen bisserl Etappenplanung und dann rufe ich in der Herberge der Wahl an um zu reservieren und meinen Rucksack anzukündigen. Für Ralf reserviere ich ebenfalls. 

Von Hans kommt eine etwas abfällige Bemerkung bezüglich Rucksacktransport und auch darüber, dass ich hin-und wieder mich für ein Privatzimmer entscheide. Ich habe trotzdem kein schlechtes Gewissen. Jeder läuft seinen eigenen Camino. Und wie schon der Hospitalero Micha vor einigen Tagen sagte, was hat man gewonnen, wenn am Ende des Camino‘s die Knochen fertig sind. 

Wegen Pilgern wie Hans, die meinen zu wissen, wie jeder seinen Camino zu laufen hat, bin ich vor Jahren aus sämtlichen Pilgergruppen bei Facebook ausgetreten. Pilger, die ständig andere be-bzw. abwärten. 

So, erstmal unter die Dusche und dann gibts auch schon Abendessen. Ich habe schöne Gespräche mit Vreni aus München. 

Schlechtes Internet… Bilder kommen hoffentlich später

2 Antworten

  1. Martin Dexheimer sagt:

    Hans hat keinen Durchblick. Jede Pilgerin, jeder Pilger ist für sich selbst verantwortlich.

    Guten Weg.
    Gruß von der Via Baltica.

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