31.12.22 Liverdun – Toul – 21 km (1121,4 km) 

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31.12.22 Liverdun – Toul – 21 km (1121,4 km) 

Ich habe ziemlich gut geschlafen. Im Gegensatz zu Metz, wo das Hotel ziemlich nahe an einer Autobahn gelegen hat, ist es herrlich ruhig. Und natürlich war völlig kaputt nach dem doch ziemlich anstrengenden Tag. Geschlafen wie ein Baby. Kurzer Check – Körper hat sich relativ gut erholt. 30 km – das auf anderen Caminos gar kein großer Hit. Früher war meine Wohlfühl-Etappe 25-28 km. Das ist jetzt tatsächlich anders. Liegt aber auch daran, dass die Tage im Winter viel kürzer sind. Lange Mittagspause mit Schuhe aus etc. ist oftmals gar nicht möglich, da Einkehrmöglichkeiten am Wegesrand fehlen oder es auch nicht mal ne Bank gibt oder schlichtweg die Zeit für ne lange Pause fehlt. Egal! Ich war gestern wie auch vorgestern kaputt. Punkt. 

Doch erstmal wartet Anne mit Frühstück auf mich. Ich rieche schon den Kaffee. Und vermisse gleichzeitig meinen frisch gemahlenen und türkisch aufgebrühten Dallmayr-Kaffee. Naja, das dauert noch bisserl 😅😅

Aber es gibt selbst gebackenen Mandelkuchen mit Himbeersoße aus eigener Ernte. Lecker. Ich soll mir auch unbedingt noch Kuchen mitnehmen.

Anne ist mir mega behilflich bei der Unterkunftssuche für übermorgen und führt einige Telefonate🙏 Dann drehen wir noch eine kleine Runde durch den Ort , sie zeigt mir eine Jakobusfigur, die Kirche,  das Rathaus sowie eine schöne Aussicht. Die Sonne scheint und das soll laut Wetterbericht zumindest bis mittags auch bleiben. Anne fährt mich zurück nach Liverdun, dort habe ich ja meine Etappe gestern beendet. 

Wir verabschieden uns herzlich und dann geht’s los. Heute darf auch mein Fotohandy aus den Tiefen des Rucksacks wieder heraus😅

Die Sonne scheint und mir geht es gut. Besser! 

Ich genieße den Ausblick in Liverdun, sieht ja doch irgendwie gleich ganz anders aus als im Regen und schon fast im Dunkeln😅😅

Doch auch heute hänge ich meinen Gedanken nach. Ich nehme vielleicht etwas mehr meine Umwelt war als in den vergangen 2 Tagen, mache hin und wieder ein Foto, doch das ist eher der Sonne / den Lichtverhältnissen geschuldet, als das ich tatsächlich “anwesend” wäre. 

Wie wahnsinnig schnell dieser Tag , der letzte Tag des Jahres doch ran war. 2 Monate schon auf dem Weg. Jetzt in diesem Moment möchte ich gerne die Zeit anhalten! Gib mir noch etwas Zeit.  Doch sie rennt und rennt. Und irgendwann heute komme ich an, muss ich ankommen. 

Um die frühe Nachmittagszeit komme ich in dem Dorf an, in dem ich geschlafen habe… Villey -Saint-Etienne.  Mein Tacho zeigt deutlich mehr Kilometer an als es in meinem Büchlein steht. Vorab bin ich vielleicht einen Kilometer mit Anne im Dorf spaziert und ich bin in Liverdun vielleicht 500m zurück gegangen, weil ich doch noch ein weiteres Foto mit dem anderen Handy machen wollte ( der Moment, in dem ich entschied, es darf aus dem Rucksack rauskommen 😅)

Der französische Wegführer, das Heftchen, dass ich in Metz kaufte, liegt irgendwo zwischen meinem

Tacho und den den Angaben im Outdoorbuch.

Ich habe zu wenig Wasser dabei. Die Flasche ist nun leer. Mist, wo bin ich nur mit meinen Gedanken! Ich bitte einen jungen Franzosen, der vor seinem Haus an einem Auto bastelt, ob er freundlicherweise meine Flasche auffüllen könne🙏Ja, macht er und fragt sogar, ob ich noch etwas anderes brâuchte🥰

Ich mache eine Pause auf einer Bank in der Sonne. Heute habe ich Zeit. Lt. Airbnb soll ich nicht vor 17:15 Uhr anreisen. Herrlich – Sonne im Gesicht. Für einen Moment bin ich einfach nur. Vergesse das Gedankenkarusell, dass sich momentan unaufhörlich in meinem Kopf dreht. Einfach nur dasitzen und die Sonnenstrahlen genießen. 

Und weiter geht’s. Wie auch in den vergangenen Tagen habe ich immer wieder stellenweise rutschige Motterpassagen, wenn auch nicht mehr so stark wie auf den Wald- und Wiesenwegen zwischen Grenze und Metz. 

Dafür höre ich nun in etwas Entfernung viel Hundegebell, laute Rufe und dann plötzlich auch Schüsse. Und ich komme im Hier und Jetzt an! Es wird doch nicht Jagd sein in diesem Wald?!!!! 

Wir haben doch heute morgen einen Jäger getroffen und gefragt!!! Der hat gesagt, alles gut. Jetzt achte ich aber auf jedes Geräusch . Augen und Ohren mit 150% Prozent Konzentration bei der Sache. Ich laufe am Waldrand… rechts von mir eine Wiese und dann wieder Wald. Und dort sehe ich jetzt Männer mit orangen Westen laufen. 

Manno- hätte ich doch auch bloß meine Warnweste dabei. Aber der  Regenschutz vom Rucksack ist blau, das werden sie wohl sehen, oder?!?!

Ich denke, sie haben mich gesehen, oder? Oder doch nicht??? Ich sing einfach mal n bisserl vor mir hin… besser ist. Wo ist eigentlich meine Trillerpfeife? Irgendwie hab ich die mal umgelagert, als die Jacke gewaschen wurde… aber wohin?! 

Tatsächlich biegt mein Weg vorne, etwa in 300m Entfernung, nach rechts ab genau ins Jagdgebiet😳 Aber da sehe ich plötzlich ein Auto rückwärts fahren und es bleibt an der Weggabelung stehen und lädt ein Schild ein…. Ahhh, Jagd beendet 😅😅😅

3-4 Km später kommt mir ein kleiner kläffender Hund entgegen mit orangem Cape… die Jäger tragen hier auch alle orange… ich ahne nix Gutes. Aber es scheinen tatsächlich nur Spaziergänger zu sein.  Das Wort für Jagd habe ich übrigens schnell gelernt😅Chasser! 

Nach dem Wald zieht sich der Weg ziemlich lange durch ein Industriegebiebt.  

Und ich fasse es nicht..da stehen doch glatt 3 riesige Automaten am Straßenrand…. Bäcker, Pizzeria und Fleischer. Die Medaille hat immer 2 Seiten. Das lasse ich jetzt mal so stehen. 

Mit jedem Schritt komme ich Toul näher und dann sehe ich einen riesigen Lidl. Es sind aber noch 2,8 km bis zu meinem heutigen Ziel. Egal, ich weiß nicht, wann die anderen Supermärkte heute schließen, es ist schließlich Silvester und dieser hier hat auf. 

Also Großeinkauf..ich brauche für heute Abendessen, für morgen Frühstück, Proviant und ob morgen Abendessen dabei ist, weiß ich noch nicht mal. Aber das setze ich mal auf Lücke…irgendwas findet sich notfalls immer im Rucksack😅

Leider gibt es keine Picolo Wein-oder Sektflaschen. Nööö!! Mit ner großen Flasche schleppe ich mich jetzt nicht ab!! Hab schon ne große Wasserflasche und ne Colaflasche an Bord. Silvesterdinner wird sein: Pizza mit Ziegenkäse belegt und warmes Schokomalleur ( Schokotörtchen mit flüssigem Kern) Klingt doch gut und n Backofen wird er ja wohl haben, denke ich. Dieses Mal erstmals über Airbnb gebucht. Bin gespannt. Aber erstmal muss ich den ganzen Kram noch zusätzlich schleppen… puhhh. 

Google findet das Haus problemlos. Étienne heißt mich freundlich willkommen, wir verständigen  uns mit Hilfe  einer ÜbersetzungsApp mit Sprachfunktion… läuft. Geschmackvoll eingerichtetes, großes Haus und absolut sauber. Hut ab für einen alleinstehenden Mann😅 Gleich im Eingangszimmer steht ein Billiard-Tisch, schon der 3., den ich auf meiner Reise sehe im privaten Haushalt. Das kommt in Mode Leute! Cool. Etienne’s beiden Töchter sind auch da… vielleicht 12 und 8 Jahre alt. Sind immer am WE da . 

Ich haue mich erstmal aufs Bett.. telefoniere mit meiner Familie und kommuniziere noch bisserl mit meinen Freunden. Und es gibt noch etwas Wichtiges, was jetzt nicht mehr aufschiebbar ist! Doch erst noch schnell eine heiße Dusche…

Dann gehe ich mal runter in die Küche. Ich bin mit meinem Luxusdinner schon fast fertig, da kommen Vater und Töchter in die Küche… und kochen gemeinsam. Étienne sagt, er bezieht die Mädels immer voll mit ein. Cooler Papa. 

Ne Weile „quatschen“ wir und dann verabschiede ich mich. 

Handyempfang sowie auch das WLAN sind sind Sch….. und so kommt es, dass ich tatsächlich gegen 21 Uhr einschlafe..  Hammer… Silvester verpennt… tat aber auch nicht weh😅

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