30.01.23 Montverdun – Saint-Thomas-la-Garde – 21 km (1618,9 km)

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30.01.23 Montverdun – Saint-Thomas-la-Garde – 21 km (1618,9 km)

Aufgewacht schon gegen um 7 Uhr. Sehr ausgeschlafen, da ich ja mal früh eingeschlafen bin und auch wider Erwartens sehr gut geschlafen habe. Und wie erwartet – auf meinen Körper ist Verlass 😅😅 Jede Nacht muss ich sonst ein bis zweimal raus, aber in der vergangenen nicht 😅🙏 ( das hat sogar im indischen Zug bei 18h geklappt😇👏🏻)

Ich schreibe zwar Blog und bereite Fotos vor, aber das Internet ist schlecht.

Der Wetterbericht verspricht für 2 Stunden Sonne und das gleich am Morgen. Sollte ich wirklich Glück haben und hier oben einen Sonnenuntergang genießen können / dürfen. Das wäre ja mega. Und eigentlich kaum zu glauben, denn die Sonne hat sich schon seit Tagen versteckt. 

Doch!!!! Ich habe Glück und es ist einfach wunderschön 😍🤩

Aber auch A..kalt. Minus 4 Grad. 

Ruck zuck mache ich mich fertig und laufe runter in den Ort, aber nicht ohne nochmal den einen oder anderen Blick zurück genossen zu haben. Ja, das war schon eine sehr besondere Übernachtung 😍

Beim Bäcker gibts Frühstück und für unterwegs nehme ich noch ein Glücksschwein mit… kann ja nie schaden 😅

Außerdem sind alle Proviant-Reserven weggeknabbert. In ca. 10 km wird es zwar eine Bäckerei geben und wahrscheinlich auch mit einigen Lebensmitteln bestückt, aber wahrscheinlich komme ich an und sie haben Mittagspause. Es ist um 11 Uhr, als mich auf den Weg mache.

Meine Gedanken zwitschern mal wieder in die Zukunft. Ich bin einfach sehr sehr gespannt auf Le Puy. Wird dann wirklich alles besser? 

Und dann? 38 weitere Lauf-Etappen und ich werde in Saint-Jean-Pied-de-Port sein… dort beginnt der „Camino Frances“, der Jakobsweg, der auch vielen Nicht-Pilgern als Jakobsweg bekannt ist. Wir Pilger nennen ihn auch schon mal die Camino-Autobahn, wegen dem großen Traffic 😅😅

Der Weg, der oft mit „Ich bin dann mal weg“ verbunden wird, weil ihn Hape Kerleling gelaufen ist. Und auch ich bin ihn schon gelaufen… gestartet am 27.04.2010. 

Wird das Ankommen dort für mich ein großes „Bähm“ sein oder doch eher der darauffolgenden Tag? Denn dann komme ich in Roncevalles an… in Spanien😍Meiner Zweitheimat, wie ich immer so gerne sage. 

Dazwischen muss ich nur mal schnell über den Pyrenäen-Pass. 

Und so vergeht die Zeit. Ein bisserl auf und ab, und abwechslungsreich .. alles gut. Oben kühler, unten wärmer… mal gefrorene Wege, mal nicht… Und es gibt wieder hier und da Weinanbau…

Tatsächlich bin ich kurz nach 13 Uhr im besagten Ort…. Champdieu. Von Google weiß ich inzwischen, dass der Bäcker geschlossen hat. Na wer weiß, ob ich da überhaupt ein Getränk und ne Sitzmöglichkeit bekommen hätte. 
Gut, neuer Plan.. gleich ab der Straße, die ich überqueren muss, ist ein Buffet-Restaurant. Die haben ja erst um 12 Uhr geöffnet und werden wohl aufhaben. Eine volle Mahlzeit ist mir eigentlich jetzt zu viel, aber vielleicht bekomme ich einen Kaffee und ein Kaltgetränk?! 

Kaum bin ich eingetreten, schmettern sie mir schon entgegen, dass sie gleich schließen. Na haben die nicht gerade geöffnet???? 

Naja, wahrscheinlich ist deren Hauptgeschäft die Abendzeit. Und auch hier in Frankreich gibt es ein Arbeitskräftemangel in der Gastro. 

Wir einigen uns, dass ich noch auf einen Kaffee bleiben kann und sie bieten mir sogar ein Sandwich an. Das klingt doch gut. Als das allerdings kommt, bin ich schon beim Anblick satt, so riesig ist das. 

Auf meine Bitte hin teilen sie es für mich und packen eine Hälfte ein.  Kann ich dann ja morgen auf dem Weg essen. 

Die knapp 8 km bis Montbrison sind eigentlich auch nur noch ein Katzensprung und fast die ganze Zeit kann ich die Stadt schon vor mir sehen. Ich bin sehr erstaunt, wie groß sie doch ist und lasse mir Zeit beim Durchschlendern. Und auch ein Käffchen ist noch drin. 

Doch dann sollte ich mich wirklich auf den Weg machen. Gerade habe ich entdeckt, dass ich mich mit den restlichen Kilometern vertan habe. Ich habe den Step Montbrison-Moigt mit 2,6 km übersehen. Und so muss ich mich jetzt doch noch sputen, denn ich bin – wie immer – für 17 Uhr angemeldet. Das werde ich dann jetzt wohl nicht mehr so ganz schaffen. Aber es ist ja noch hell und so ganz genau kann man beim Pilgern oder Wandern halt nie die Ankunftszeit voraus sagen… oder ich jedenfalls nicht. 
Es geht schon ein bisserl aufwärts… kleiner Vorgeschmack auf morgen. Da habe ich gute 900 Höhenmeter zu erlaufen.  Respekt habe ich schon etwas davor, so dass ich zumindest mal früher starten werde. 

Dann stehe ich vor dem Haus, das mein heutiges Ziel ist. Mein heutiger Gastgeber ist wieder ein „ Accueils Jacquaires“ , Jean-Yves. Es gibt ein sehr großes Fenster und da sehe ich eine Menge Leute sitzen…. hmmm 🤔 bin ich wirklich richtig? Und da kommt schon eine Person rausgelaufen und begrüßt mich aufs Herzlichste😊 Es ist Jean-Yves und erklärt mir, dass eine Wandergruppe zum Kaffeetrinken da ist, sie treffen sich immer einmal die Woche und wenn ich es richtig verstanden habe, immer hier bei Jean-Yves. 

Ich komme ins Haus und dann passiert etwas, was mich emotional völlig umhaut und mir sofort die Tränen in die Augen schießen lässt…( selbst jetzt noch beim Schreiben, 2 Tage später)

Sie stehen auf, alle und applaudieren mir und rufen „Bravo Bravo“ 👏🏻👏🏻👏🏻👏🏻👏🏻

Ich bin soooo gerührt. Einer dieser Momente, die ich wohl nie im Leben vergessen werde. 

Diese Wandergruppe weiß, dass ich in Deutschland gestartet bin.

Jean-Yves klärt die Geschichte für mich auf… Für mich reserviert bei ihm hat ja Bernand aus Lentigny und eigentlich wollte er das bei Maryse und Georges tun, die auch Jacquaires sind und seine Freunde. Die konnten aber nicht, da in der Räumlichkeit, in der sie die Pilger unterbringen, keine Heizung ist. Sie haben auf Jean-Yves verwiesen. 

Maryse und Georges sind heute mit der Wandergruppe hier und von Bernand wussten sie, dass ich Norddeutschland gestartet bin  und schon 1600 km Winter-Camino hinter mir habe.

Schon bald bricht die Wander-Freundes-Gruppe, die mir so einen großartigen Moment beschert haben, auf. Danke liebe Wanderer🙏❤️🙏

Und Jean-yves, seine Partnerin und ich verbringen einen unheimlich lustigen Abend miteinander. Jean-Yves ist selbst Pilger und er ist 2014 mit seinem Esel von der Haustür bis nach Santiago de Compostela gelaufen👏🏻👏🏻👏🏻

Wir haben soviel Spaß zusammen, lachen viel und herzlich und ganz oft über das Übersetzungsprogramm. 

Sie bieten mir immer wieder an, mich morgen ein Stück zu fahren, um die Etappe etwas leichter zu machen. Aber ich lehne immer wieder ab. Beim letzten Mal kam ich etwas ins Schwanken😅… doch nein… ich laufe🥾❤️🥾

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