25.03.23 Tardajos – Hontanas – 21 km (2.730,5 km)
Sonnenaufgang fast aus dem Bett genossen😊
IFrühstück, Blog und Start dann erst um 10 Uhr. So ist mein Plan und wow, fast auf die Minute eingehalten.
Schuhe an und Autsch. Rechts meine Blase schmerzt. Mist. Aber was kann ich machen? Es ist ein Blasenpflaster drauf und nochmals abgepolstert.
Das muss jetzt do gehen. Für den Notfall habe ich eine IBU griffbereit.
Doch schon bei den ersten Schritten merke ich, dass das eben kein Spaziergang wird. Alles andere als das.Ich versuche den Schmerz auszublenden. Einfach nicht dran denken. Das klappt auch ganz gut. Blasen gehören zum Weg dazu, jeder Pilger kennt das. Ich hatte jetzt einfach mal riesiges Glück, dass es mich einige Monate nicht erwischt hat.
Im nächsten Dorf gibt es viele Gemälde an den Wänden, allerdings mit sehr religiösen Sprüchen.
Und dann eine totale Änderung der Landschaft… angekommen in der Meseta. Die Meseta ist das über 200.000 km2 große, vorwiegend karge, kastilische Hochland. Ein besondrer Abschnitt des Caminos zwischen Burgos und Leon. Nicht wenige Pilger fürchten sich vor diesen Etappen, aber hauptsächlich im Sommer. Denn dann ist man in dieser kargen Landschaft gnadenlos der Sonne ausgeliefert. Es gibt sogar nicht wenige Pilger, die diesen Teil des Camino‘s meiden, in dem sie ihn umfahren mit dem Bus und dann hört man so Sätze wie „ nicht genug Zeit, muss kürzen, Flug ist gebucht“
Ed ist nicht ausschließlich die Hitze, die befürchtet wird, auch die Kargheit. Wenn das Auge keine Abwechslung mehr bekommt, muss man sich aushalten können…
Ich aber bin begeistert von dem Nichts. Aber so ganz Nichts ist es ja noch nicht. Es gibt sogar etliche blühende Bäumchen am Wegesrand.
Beim Fotografieren höre ich deutsch sprechende Pilger etwas weiter hinter mir. Ich lasse sie rankommen. Es sind Detier aus Berlin und Achim aus der Uckermark. Ach schön, mal wieder den mir so vertrauten Dialekt zu hören. Und ja, es dauert nur Sekunden und schon höre ich mich auch berlinern 😅
Beide haben den Camino vor 10 Jahren begonnen, sind bis Burgos gelaufen und sind dort heute früh gestartet. Nun bis zum Ende, sie haben inzwischen genug Zeit😊
Trotz meiner Schmerzen ist mir das Tempo zu langsam. Und so gehe ich weiter.
Gerade wegen dem Schmerz im rechten Fuß setze ich die Stöcker viel härter auf, laufe in einem recht schnellen Nordic-Walking-Schritt und entlaste den Fuß viel mehr. Muss halt nur meine Augen viel mehr auf den steinigen Boden richten um dort nicht noch unglücklich mit dem Fuß auf einem Stein zu landen.
Nach einigen Minuten höre ich das typische Klacken von Stöcken hinter mir. Das kann doch jetzt nicht sein, oder? Die Berliner können doch nicht unmittelbar hinter mir sein?
Nein, es ist Boris aus Kroatien. Und das erste was er sagt, ist: WOW, du bist Eine der Wenigen, die die Stöcker richtig einsetzt. Die meisten betreiben nur Entertainment für die Hände 😅😂😂😂 Okayyy😅
Ich erzähle ihm, dass ich eigentlich lauftechnisch gesehen gerade alles andere als gut drauf bin, weil mein Fuß schmerzt.
Wir haben sehr schnell sehr schöne Gespräche. 😊😊😊 Ich genieße es. Fast schon vertraute Atmosphäre😊
Pause in Hornillos del Camino. Boris gibt mir Blasenpflaster, er hat massig davon 😅 Braucht sie aber 🙏nicht.
Ja, ich habe auch nicht damit gerechnet, dass mich das hier noch kurz vor Ende so erwischt.
Wir gehen noch ein ganzes Stück gemeinsam weiter, doch mein Fuß schmerzt immer mehr und so sage ich Boris, er solle lieber in seinem Tempo weitergehen. Wir tauschen noch Telefonnummern aus um dann vielleicht in der Herberge einzuchecken.
Ich werde nun zunehmend langsamer.
Unterwegs treffe ich auf Pierre, er kommt bereits von Santiago und ist auf dem Rückweg nach Vezelay / 🇫🇷 …🥾🥾🥾🥾
Kurze nette Begegnung.
Als ich die ersten Häuser von Hontanas sehe totale Erleichterung.
Am Ortseingang ist eine Bar mit einigen Tischen draußen und da wartet Boris auf mich. Ich gönne mir auch schnell einen schnelles Zisch-Radler und dann gehen wir gemeinsam zur Herberge.
Wiedersehen mit Kevin aus Belgien 😊 Ich freue mich.
Und nun erstmal schauen, was da am rechten Fuß so los ist. Mamma Mia – es ist ein Riesenteil von Blase. Im Laufe der Jahre und auf verschiedenen Camino’s war ich in verschieden „Blasen-Operation-Teams“ dabei, aber solch riesiges Ding habe ich noch nie gesehen. Dumm, dass es meine eigene ist. Boris sagt sofort, dass er nun meinen Schmerz verstehen könne. Ich fange an, dass Blasenpflaster vorsichtig abzuziehen ( dass ja inzwischen eh viel zu klein ist) und platzt sie auch schon auf und jede Menge Wasser kommt raus. Das ist ja erstmal nicht schlecht. Leider aber auch etwas Blut. Ich selbst habe ein Minifläschen Jod dabei, bekomme aber vom Hospitalero eine größere Flasche Betadine 🇪🇸, hat ein Pilger dagelassen.
Damit tupfe ich sie immer wieder mal ab. Mal schauen, wie es morgen aussieht. Boris hat auch schon eine Idee, wie man sie morgen abpolstern kann, er hat da so einiges mit. Jegliches Blasenpflaster ist jedenfalls zu klein.
Gemeinsames geselliges Abendessen. Mit dabei sind eine schottische Pilgerin und 2 Pilger aus der Gegend von San Sebastian ( 🇪🇸Pais Basko), einer von ihnen kommt ursprünglich aus Venezuela, eine Koreanerin sowie Kevin , Boris und ich.
Interessante Runde.
Die Koreanerin ist eine Frühstarterin, sie liebt Sonnenaufgänge und sie geht ohne Pause zwischendurch … so um die 30 Kilometer… 😮😮
Natürlich geht es auch wieder die Frage um, wo jeder angefangen hat…. Ostsee????? WOW
Gegen 20.30 Uhr sind wir dann fertig. Im Zimmer ist schon dunkel, da die Koreanerin, die sich schon bisserl früher vom Tisch verabschiedet hat, schon schläft.
Blog schreiben fällt also aus, mein Bett steht auch an keiner Wand, also keine bequeme Sitzposition.
Bilder kommen später, kaum Internet