20.02.23 Bach – Cahors 26,5 km – ( 2.041,4 km)
Der Tag beginnt mit einem mega schönen Sonnenaufgang 😍
Zum Frühstück ist die andere Dame auch da, aber sie hat ihre eigenen Sachen dabei.
Eigentlich habe ich keine Lust auf eine Unterhaltung, aber dann schmeiße ich doch die ÜbersetzungsApp an und stelle einige Fragen.
Mein Rucksack draußen ist trocken und so fange ich mal an zu packen. Sie gibt mir ein Zeichen, ich solle warten. Jajaja, bin ja noch gar nicht so weit. Sie läuft zu ihrem Auto und kommt mit einer Packung italienischer Kekse ( Cantuccini) für mich zurück. Och, das ist ja voll nett. 🙏😊
Ich habe gestern Abend auch festgestellt, dass es keine Einkaufsmöglichkeit, kein gar nichts gibt unterwegs. Naja, ich habe noch einige Mandarinen 😅 und ne Banane und ein Stück Baguette und jetzt auch Kekse.
Ich bin schon über einen Kilometer weg vom Gite, als ich mich frage, ob wohl meine lange Schlafhose dabei ist. Ich kann mich nicht erinnern, sie eingepackt zu haben. Mist. Aber das Zimmer war doch leer? Ich gehe zurück. Und tatsächlich, sie liegt unter dem Bett. Da es warm genug im Zimmer war, brauchte ich die nicht und sie musste irgendwie runtergefallen sein.
Tja, der Vorteil, wenn du mit wenigen Sachen auskommen musst…. Du kannst dich an sie „erinnern“ Gut, dann komme ich heute auf gute 30km. 26,5 km Etappenlänge + der Umweg jetzt + der Weg zum Hotel 🥴
Aber mehr oder weniger glatte Strecke.
Und wie glatt! Es geht fast 3h nur gerade aus….immer gerade aus. Anfangs noch Steinmauern links und rechts, dann werden die weniger…
2,3 kleine Straßen muss ich überqueren, aber sonst gerade aus.
Gedanklich bin ich bisserl in der Zukunft unterwegs😊
Und ich denke über das Visualisieren von Zielen nach. Über den schönen Satz: Du wirst immer RECHT haben…. Wenn du denkst/ sagst, Du schaffst das genauso, wenn du denkst / sagst, ich schaffe das nicht!
Glas halb voll / Glas halb leer.
Beispiel Etappenlänge. Gestern war ich voll auf kurze Etappe eingestellt. Hätte mir da jemand am Ziel noch 5 km drauf gepackt…. gesagt, hier gibts doch kein Bett, du musst noch 5 km weiter… da hätte ich mich mega gequält.
Heute bin ich voll auf „mehr als 25 km“ eingestellt. Hab nach meinem 2. Start schon im Kopf durchgespielt, wann ich etwa pausieren werde, wo ich ungefähr um 12 Uhr sein möchte.
Und ich schaue um 12 Uhr auf den Tacho: 10,5 km. Bingo! ( Bin ja wieder nicht allzu früh gestartet )
Wie erfolgreich oder eben nicht erfolgreich sind, entscheiden wir im Kopf… mit unserer Einstellung, unseren Gedanken.
Als Reiseleiterin wie auch als Spa-Rezeptionistin gehörte ich immer zu den Top-Verkäufern. Zum einen, weil ich die Sachen anpreise, hinter denen ich 100 % stehe und zum anderen, weil ich es vorher schon im Kopf das Ziel anvisiere.
Auf der „Mein Schiff“ hatten wir immer eine Goodi-Kiste. Wenn du in einem Zeitraum von 14 Tagen den Umsatz erreichst, dann konntest du dir in der jeweiligen Kiste was aussuchen( Kosmetik). Oder es gab diverse Battle‘s… Preis ne Anwendung 😍 Ich mag solche Spiele 🤩🤩🤩
Als Pilgercoach auf dem Camino Portugues hab ich das bisserl mit „meinen“ Pilgern gemacht. Ich habe sie selbst entscheiden lassen, ob wir mittig des Weges eine Doppeletappe hinlegen 😅😅 und am Ende des Tages in einer schönen mittelalterlichen Stadt sind… oder eben oben auf einem Berg in einem kleinen Dorf hängen( kann auch seine Reize haben). Die erste Etappe von den beiden zusammengelegten Etappen war eigentlich der krasseste Anstieg des Camino Portugues. Wie gesagt, ich habe sie selbst entscheiden lassen, aber das natürlich schon etwas gelenkt 😅😇😅😇 Und alle haben sich für die Doppeletappe entschieden und alle haben es mega hinbekommen. Und am Anfang des Weges wäre daran nie zu denken gewesen.
Jaja…. Du wirst immer Recht haben… wenn du glaubst, du kannst es genauso, wenn du glaubst, du kannst es nicht.
Auf jeden Fall stellen wir die Weichen im Kopf für das, was wir erreichen können.
Was die Etappen angeht, möchte ich trotzdem nicht – wenn vermeidbar – die 30 km knacken.
Mein rechtes Knie macht das nicht mehr mit. Und ich will ja ankommen.
Mein Wasser ist leer. Im Buch steht eine Wasserstelle, aber der Hahn ist abgedreht. Puhhh. Es gibt auch keine Häuser, bei denen mal klingeln könnte. Jetzt heißt es einteilen. Gehöre ich sonst eher zu den „Mandarinen-Runterschlingern“ esse ich jetzt jedes kleine Teil ganz bewusst.
Es ist warm. Ganz schön warm.
Ich drifte noch bisserl vor in die Zukunft. Fange an, über die verbleibenden Kilometern nachzudenken. Es wird gefährlich. Es gibt ein Datum, an dem ich gerne ankommen möchte. Ich darf aber nicht in den Strudel reinkommen, dass ich die Kilometer hochziehe…. mehr, als dem Knie guttun wird…
Und so in Gedanken versunken, sehe ich nun schon das Ziel….Cahors 😊 Und etwas zu trinken😀
Ich passiere einen Outdoorladen und hoffe, dort morgen evtl. Trekkingsandalen kaufen zu können. Nööö, geschlossen bis März.
Auf dem Weg ins Hotel komme ich an einem kleinen Supermarkt vorbei. Getränke und n Sandwich. Aber eigentlich möchte ich noch essen gehen.
Nööö, ich gehe nirgendwo mehr hin. Das Sandwich muss reichen bis morgen früh😃