11.03.23 Saint-Jean-Pied-de-Port 🇫🇷 – Roncevalles – 23,4 km (2.440 km)

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11.03.23 Saint-Jean-Pied-de-Port 🇫🇷 – Roncevalles – 23,4 km (2.440 km)

Heute soll es regnen. Wenn es gut läuft, erst am Nachmittag. So hat es gestern zumindest meine Wetter-App gedtern Vormittag angezeigt, abends dann allerdings hat es sie allerdings für den ganzen Tag Regen angezeigt. 

Trotzdem hab ich meinen Wecker auf 6.40 Uhr gestellt und wie immer bin ich 10 Minuten vorher wach. Ich spüre, dass auch Alex und Jens schon wach sind und richtig. Kaum gehe ich in Richtung Bad, kommt Leben in die Bude. 

So frühstücken wir gemeinsam. Ich hatte am Vortsg Eier gekocht und wollte die eigentlich mitnehmen. Hab es mir dann aber anders überlegt und so habe ich für jeden von uns ein Ei zum Frühstück. Jens sucht etwas in den Schränken. Ich frage ihn. Eierbecher. Er merkt es dann sehr schnell selbst und wir müssen herzlich lachen.  Ein Ei zum Frühstück ist schon was besonderes. Es sei denn, man kann in der Herberge selbst kochen und der Supermarkt ist nicht allzu weit weg. Ja, der erste Camino. Da ist eben noch alles neu. Irgendwie beneide ich beide um dieses Feeling heute. Für mich ist es nur eine weitere Etappe. Aber sie werden heute völlig neugierig in den Tag starten. Vielleicht auch etwas aufgeregt und voller Vorfreude.  

Aber nein, auch ich freue mich besonders auf diese Etappe. Wieviele Pilger werden unterwegs sein? Werden darunter einige sein, mit denen ich zusammenlaufen werde? Und es geht nach Spanien😍 Und mein letztes Quartal meiner Reise beginnt heute. 

Gute  Gespräche mit Jens. Schade, wir werden leider nicht zusammen laufen. Er wird schon auf der Hälfte der Strecke übernachten, in Valcarlos. Eine gute Entscheidung für ihn und es ist auch gut für ihn, dass er sich da nicht von uns indirekt beeinflussen lassen hat, doch weiter läuft. Jeder muss seinen eigenen Weg gehen, in seinem eigenen Tempo und das grösste Gut, das wir alle haben, ist unser Körper. Auf den gilt es immer zu hören. 

Und Jens wird nach uns starten, möchte noch zum Pilger Office gehen. So werden wir also auch nicht diese 12 km gemeinsam gehen. Schade. 


Alex und ich starten gegen um 8 Uhr. Es ist noch trocken. Es geht über die Pyrenäen. Allerdings die Winterroute. Die Route Napoleon ist von November bis März gesperrt.  Es ist zu gefährlich. Wenn man sich dem widersetzt, droht eine Strafe von 12 000€. 

Das Pilgeroffice hat ein Infoblatt dazu ausgearbeitet mit einer ganz guten Karte. Such hier gibt es einige gefährlichere Stellen bei Schnee und sie empfehlen auch dort, die Straße zu nehmen. 

Nun geht es also los mit dem Ziel Spanien. Weiter vor uns sehe ich auch schon andere Pilger. Es ist trocken🙏 und auch recht warm. Schon am Ortsausgang trenne ich mich von der Jacke. 


Meine Gedanken tauchen in die vergangenen Monate ein. Fast 3 Monate ( Weihnachten bis heute) bin ich nun durch Frankreich gelaufen und es war eine unheimlich intensive Erfahrung. Ich bin dankbar für die vielen vielen wunderbaren Begegnungen mit meinen Gastgebern, in den Familien wie auch in den Herbergen. So viele schöne Erlebnisse, Gespräche… so intensiv.  Ich bin dankbar für all die Erinnerungen, die ich hier eingesammelt habe und die wohl für immer bleiben werden. Welch schöne Landschaften ich durchquert habe und wie sich diese so nach und nach verändert hat. So wunderschöne Städte und große Gastfreundschaft. 

Ich bin mega dankbar für diese intensive und schöne Zeit. Nicht immer war es einfach, eine Unterkunft zu finden, aber fast immer ging es sich aus. Und da haben mir auch die vielen tollen Hospitaleras/os sehr hilfreich zur Seite gestanden. 🙏🙏🙏

Und ich bin einige Tage mit Tanguy, Haute und Henry gelaufen – auch für diese Tage bin ich sehr sehr dankbar. Sie haben die Einsamkeit vertrieben, die ich nach mehr als  3 Monaten auf dem Weg doch manchmal verspürte. 

Und ich hatte viel, manchmal auch zu viel leckeren Käse und Himbeertärtchen 😋😋😋

Da ist es vielleicht ganz gut, dass Spanien Kuchen nicht ganz so gut kann 🫢🤭bzw. der für mich nicht so reizvoll ist. 

Au revoir Frankreich 🇫🇷 – es war schön mit dir. 

Doch nun bin ich voller Vorfreude auf Spanien🇪🇸 , in so vielen Jahren auch ein Stück Heimat für mich gewesen und für immer eine meiner Herzensheimaten🥰

Wir treffen auf Chang aus Südkorea. Heute gibt es natürlich viele Gespräche in Form von „ Wie heißt du, wo kommst du her?“ Chang fragt uns auch sofort, warum wir diesen Weg gehen. Eine Frage, die hier auf dem Camino oft gestellt wird, aber nicht immer im 2. Satz. Ein schneller Bursche. 

Vor mir geht ein Pilger und ich verkürze – tief in meinen Gedanken  versunken-  verkürze ich den Abstand ohne es zu merken immer mehr. Plötzlich dreht der Pilger sich um und fragt, ob ich aus Deutschland komme. Und wir stellen uns vor… Hans-Peter aus dem Kanton Bern 🇨🇭😊

Als ich meinen Namen sage, ruft HP ganz überrascht aus, ob ich etwa die Sandra wäre, die schon seit dem 1. November unterwegs ist und an der Ostsee gestartet ist.  Er hätte von mir in etlichen Herbergen gehört und ist quasi ein, zwei Tage hinter mir gelaufen🙃

Auch HP ist schon seit 3 Wochen unterwegs und in Cahors gestartet. Vor  2 Jahren ist er von daheim gestartet und bis Cahors gelaufen. 

Wir freuen uns beide sehr, in unserer Muttersprache reden zu können.

Auch HP hat vor, heute nur 12 km zu laufen. Eigentlich wollte er einen Tag frei in SJPdP machen, hätte aber für 6 h aus der Herberge gemusst. Und so hat er sich für eine kurze Etappe entschieden. 

Dann kommt ein erster kleiner Ort…. Arneguy. Es sind etliche Geschäfte dort. Es soll wohl schon Spanien sein?! Grenzshopping. Wir sehen eine Bar und entscheiden uns für einen Kaffeestop. Wir gehen zum Thresen, ich sehe die Kleinen Bocsdillos, die dort in dem für Spanien so typischen Glasaufsatz auf der Theke ausliegen. Und genau JETZT ist der Moment, in dem ich kapiere, dass ich in Spanien bin💃🇪🇸💃🇪🇸💃🇪🇸💃🇪🇸💃🇪🇸💃🇪🇸💃

Eine wahnsinnige Freude ist plötzlich in mir, die raus will. Ich frage trotzdem sicherheitshalber nochmal nach, ob es wirklich wirklich Spanien ist. Die beiden hinter der Bar haben Freude an meiner Freude. 

Hab ich mich nicht vor einigen Tagen noch gefragt, welcher Moment größer für mich sein wird? Ankommen in SJPdP oder Ankommen im ersten Ort in Spanien. Hier ist dann wohl die Antwort🙃🙃🙃🙃🙃

Der erste Café con Leche! Und der ist immer immer der Leckerste. 

Und dann kommt auch Alex um die Ecke mit Ludovico aus Italien😊 Nach dem Kaffeestop gehen wir zu viert weiter 😊

Es nieselt ganz leicht, aber das ist angenehm. Denn nun gehts allmählich höher und höher. 

Wir wechseln noch einige Male zwischen Frankreich und Spanien… mal links, mal rechts vom Fluss. 

Die Winterroute geht über den Ibañetapass. Der ist nicht so krass wie die Napoleonroute, aber ganz ohne ist der auch nicht. 

Hin und wieder geht es auch mal wieder runter und dann natürlich wieder hoch. 

Wir treffen immer wieder auf andere Pilger…haben gemeinsam ein kleines Päuschen am Straßenrand. Und weiter… 

Endlich am Pass und dann wird der Regen mehr und mehr. Och nööö, nicht auf den letzten 2 Kilometern noch! Doch. 

Kurz vor dem Ziel sind auf dem Weg Pferde 😍😍😍 Die Koreaner haben etwas Schiss. Aber Ludovico führt sie sicher vorbei 😅

Nun kommen wir doch mächtig nass an. 

Die Abtei beherbergte schon seit jeher Pilger und nun ist DAS „Pilgerhotel“ auf der ersten Etappe. Eine staatliche Herberge. Die Hospitaleros sind aus Holland (Volunteers) und wechseln alle 2 Wochen. 

Die Herberge hat Platz für 172 Pilger, die Betten sind nummeriert und wir werden verteilt auf 4 er Nieschen. 

Alles ist sehr sauber, Duschen und Toiletten getrennt in M/F. Alle stöhnen etwas. Klar, für viele ist es ein Kaltstart. Erster Tag und gleich  mal 1057 Höhenmeter.

Wir hatten Glück. Etliche Pilger kommen nach uns und sind richtig  richtig richtig nass geworden. 

Frisch geduscht humpeln😅 wir zum Restaurant rüber, in dem es später auch Abendessen geben wird. 

Eine Gruppe von 6 Australiern – Ü 60 – kommt rein, pitschnass. Sie checken hier im Hotel ein. Eine der  Frauen ist richtig angepisst und sicher auch mega kaputt. Sie sagt, es wäre der schlimmste Tag ihres Lebens gewesen. Wir hatten den Regen erst nach dem Pass und auf den letzten Kilometern, sie mehr als 2 Stunden und somit auch beim Aufstieg. 

Nach dem Essen verabschieden sich alle recht schnell in Richtung Unterkunft. Und schon lange bevor die Hospitaleros das Licht ausmachen (22 Uhr), ist Stille eingekehrt bzw. sind die ersten Schnarchgeräusche zu hören 😴 Alle sind grocky. 

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