06.02.23 Montbonnet – Rognac – 23,8 km ( 1.758,1 km) 

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06.02.23 Montbonnet – Rognac – 23,8 km ( 1.758,1 km) 

Habe den Wecker auf um 7 Uhr gestellt. Bin wie fast immer vor dem Wecker wach, aber habe extrem gut geschlafen. War nur einmal wach und habe die Heizung ausgestellt. War das der gute Kräutertee von Anne, den es nach dem Abendessen gab? Vielleicht aber auch, weil ich tatsächlich beizeiten die Klüsen zugemacht habe, da ich ja eben nicht alleine im Zimmer war. 

Frühstück haben wir für um 7.30 Uhr abgesprochen und um 8.30 Uhr möchte ich eigentlich gerne auf der Strecke sein, denn es geht ganz schön hoch und runter und es sind steile Strecken dabei mit rutschigen Steinen, die durchaus überfroren sein können. Und natürlich wollen wir zusammen starten. 

Valerio habe ich wie abgesprochen geweckt, aber der tut sich noch bisserl schwer mit dem Aufstehen. Kaum ist er hoch, meckert er rum, dass es schneit und wie kalt es doch ist. So ganz verstehe ich das nicht! Er ist dieses Mal ja nur 8 oder 10 Tage bis zu seiner Gerichtsverhandlung unterwegs. Da hätte er sich vielleicht nicht unbedingt für die Bergetappen entscheiden sollen? 

Beim Frühstück haben wir nochmals schöne Gespräche mit Anne und Dedier. Wir stellen fest, dass es sich mit dem Betreiben einer Herberge ähnlich verhält wie eine Reiseleitersaison. Also ich meine damit nicht ne Reisebegleitung 8 Tage sondern eben 1/2 Jahr Saison. Erst kann man es gar nicht abwarten, dass es losgeht… die ersten Pilger oder eben Gäste kommen. Man gibt tagtäglich alles und ist am Ende der Saison so ausgepowert, dass man die Tage zählt, bis die Letzten abreisen… weiterziehen😅😅 Und nach zwei, drei Monaten geht es wieder von vorne los…. man kann es kaum abwarten, dass es losgeht 😊🙃😊

Aber das kennen ja viele andere, die im Saisongeschäft arbeiten, auch. Ich mag das 😊

Die beiden erzählen, dass sie im vergangen August eine Woche schließen mussten, um sich wenigstens etwas zu erholen. Ab Mai waren sie jeden Tag ausgebucht. 

Ich bin dann nach dem Frühstück recht schnell startklar, Valerio ruft, er braucht noch 5 Minuten. Okay, warte ich halt. In voller Montur. 

Dann kommt er nach 10 Minuten aus dem Zimmer und fragt Anne, ob sie noch nen Kaffee machen könne?! Ich würde gerne mein Gesicht jetzt sehen. Didier guckt mich verschmitzt an und sagt: That‘s the Camino 😎😅

Dann starten wir endlich. Ich bin jetzt echt gespannt, wie so‘n 7-Meilen.. ähhhm 7 km/ Stunde Schritt aussieht. Aber eigentlich laufen wir beide in einem relativ gleichem Tempo. Und Valerio sagt, dass ich n ganz schön zügigen Schritt drauf hätte. Ich ?! 

Irgendwas stimmt hier doch nicht. 

Fakt aber ist, dass ich schon schneller voran komme, da ich es mir total verkneife, Fotos zu machen. Bzw. nur im Laufen😅😂😂

Es geht anfangs noch bisserl hoch, bis auf ca. 1200m Höhe und dann recht schnell auch wieder runter und irgendwie bin ich doch ganz schön froh, dass ich dieses Stück nicht mehr gestern gelaufen bin. Ich wäre mit meiner Zeit, glaube ich, nicht so super hingekommen und wahrscheinlich das steilste Stück mit den rutschigen Steinen mehr oder weniger im Dunkeln gelaufen. Irgendwie fügt es sich scheinbar doch immer so, wie es am besten ist 😇

Wir passieren Saint-Privat.

Und es geht weiter runter. Huiiii, meine Knie bedanken sich. Aber sowas von! Und ich bin tatsächlich auch ganz froh, dass ich ich die Flachstrickstrümpfe anhabe. Manchmal sind sie lästig, aber auf der anderen Seite geben sie den Knien eine gute Stütze und vor der Kälte sind sie ebenfalls ein guter Schutz. 

Und so trotte ich ich schön hinter Valerio her und trödele mal nicht mit dem Fotohandy umher😅😅 Hin-und wieder gehe ich in einer Joint-Wolke 😅

Ruckzuck sind wir in Monistrol. 

Als wir in den Ort kommen, geht eine ältere Dame gerade zu ihrem Auto. Er ruft ihr etwas zu, aber ich höre nicht richtig hin… bin in meinen Gedanken versunken. 

Der Ort sieht – wie so viele Orte – etwas ausgestorben aus. Wir suchen eine Bar für eine Pause. 

Es ist ein Hotel mit Restaurant, eigentlich irgendwie geschlossen, aber der Eigentümer / Wirt lässt uns trotzdem rein und macht uns Kaffee🙏 Er ist Brite, lebt aber schon über 30 Jahre in diesem Ort. Ich unterhalte mich englisch mit ihm, Valerio natürlich französisch. Peter, so heißt der gute Mann, telefoniert auch nochmals einige Adressen in Saugues ab für uns. Für mich hat ja Anne etwas bei ihren Freunden besorgt, abseits vom Weg und noch vor Saugues. Es gibt 2 Orte, an denen ich mich melden kann und sie holt mich dann. Das Gite wäre zu, aber ich könne im Zimmer des Sohnes schlafen, wird dann auch etwas günstiger. Für Valerio gibt es sicher auch noch nen Platz, aber er will dort nicht hin, ist ihm zu teuer. 

Doch auch Peter erreicht telefonisch nichts in Saugues. 

Ich lasse so‘n bisserl meinen Frust darüber raus, dass in diesem von Pilgern hochgelobten Buch bei etlichen Übernachtungsmöglichkeiten steht, dass sie angeblich das ganze Jahr auf hätten, aber dann in der Realität doch nicht. Und die Ausgabe ist von 2023! 

Er sagt, das hätte auch schon gewaltig mit den gestiegenen Kosten zu tun. Er hätte am Vortag man gerade 10€ eingenommen und das decke natürlich nicht mal ansatzweise die Kosten. 

Gut, ich habe mein Bett für heute ja sicher. 

Wir sind gerade im Aufbruch, da kommt ein Transporter vorgefahren und fängt an, irgendwelche Fliesen abzuladen. Gebrauchte? Valerio ist plötzlich sehr hilfsbereit und packt kräftig mit an. WOW.. hätte ich ihm gar nicht zugetraut, er hatte einen anderen Eindruck auf mich gemacht. Aber ich trage auch noch schnell paar Fliesen rein. 

Und plötzlich packt Valerio seinen Rucksack ins Auto und sagt, ich könne auch mit! Nach Saugues.

Häää??? Wat is denn jetzt los?!?!

Ich komme kurz ins Straucheln… ABER nein, ich laufe. 

Sie steigen ein und Zack, weg ist er! 

Und ich? Ich gehe meinen Weg weiter… und weiter! Schritt für Schritt. 

Ich laufe über die Eiffelbrücke ( entworfen vom Ingenieur Gustave Eiffel), die über den Fluss Allier führt. 

Nun geht es wieder bergaufwärts. 

Mit ganz vielen schönen Aussichten- ich genieße es!! Tolle Schluchten… mega. Die Sonne lässt sich nun auch noch hin und wieder blicken. 

Weiter oben gibt es eine kleine in die Felsen hineingebaute Kapelle.

Mega schöner Tag! Und es geht höher und höher. Und da ich heute Vormittag ja eher kaum ein Foto gemacht habe, wird jetzt um so mehr festgehalten 😅😅Was für tolle Aussichten, zum Teil immer noch auf das Dorf Monistrol mit der Eiffel-Brücke. 

Mal Schnee, mal kein Schnee… mal Wald, mal Wurzelwerk, mal ein paar Häuser, mal karger…

 


Ach ja, eine Legende besagt, dass es hier oben eine Bestie gab… oder gibt???

Kurz bevor ich Rognac erreiche, rufe ich Stephanie – meine heutige Gastgeberin – an, wie abgesprochen. So muss ich am Zielort nur noch 5 Minuten warten, bis sie da ist. 
Kurz bevor ich Rognac erreiche, rufe ich Stephanie – meine heutige Gastgeberin – an, wie abgesprochen. So muss ich am Zielort nur noch 5 Minuten warten, bis sie da ist. 

Sie steigt aus dem Auto, begrüßt mich und strahlt über das ganze Gesicht. Kein aufgesetztes nettes Lächeln… nein, sie strahlt! Ihre Augen strahlen. Und ich weiß sofort, ich bin willkommen. 

Sie entschuldigt sich für ihr englisch, aber völlig unbegründet. Wir können uns wirklich bestens verständigen. 

Und ich fühle mich sofort wohl. 

Beim Ankommen werden wir erstmal von 4 großen Hunden begrüßt .. Bernersennen. 

Stephanie zeigt mir das Gite, das jetzt aber kalt ist. Sie müsste es 2 Tage heizen, damit ich es dort einigermaßen warm hätte. 

Darum schlafe ich ja im Zimmer des Sohnes, der nicht da ist. 

Insgesamt gibt es 6 Kinder, aber 4 von ihnen haben schon ihr eigenes Leben, ihr eigenes Zuhause. 

Momentan ist nur Zélie, das Nesthäkchen da. 

Wie so oft bietet auch Stephanie mir erstmal ein Heißgetränk an… aber zusätzlich zu Tee und Kaffee steht auch eine heiße Schokolade mit zur Auswahl! Na das hört sich doch fantastisch an nach so einem Tag in der Kälte😋😋😋

Und schmeckt auch genauso… fantastisch! 

Und dann beginnt die Suche nach Unterkunft. Eine ganze Stunde! Und finden nichts. Stephanie verabschiedet sich erstmal an den Herd und Yannick, ihr Mann, der inzwischen von der Arbeit gekommen ist, übernimmt. 

35 km sind für mich im Winter und hier in den Bergen einfach nicht drin. Vielleicht auch nie wieder drin, dank der Lipödemgeschichte, Flachstrick etc. 

Also nehme ich dankend das Angebot von Stephanie an. Sie fährt mich morgen bis Chanaleilles und dann sind es 20 km 🥾

Dort hat Yannick ein Hotel gefunden, das geöffnet hat. Und für die nächste Etappe finden wir auch direkt ein Gite😊👏🏻

Super! 2 weitere Tage safe. Aber das ist doch Wahnsinn, wieviel Zeit da immer drauf geht! Kein Wunder, dass ich ständig im Blog hinterher hänge. 

Es gibt ein fantastisches Abendessen. Vorweg eine Gemüsesuppe, die schon mal sehr lecker ist. Aber das war sie bisher überall. 

Doch dann gibt es einen sehr sehr leckeren Kartoffelauflauf….. meeega lecker. 

Ich bin kein Vegetarier und schon gar nicht vegan, aber so richtig viel mache ich mir aus Würstchen & Co auch nichts und mit dieser Kartoffelnummer hat Stephanie voll ins Schwarze getroffen😋

Was für ein aufregender, aber auch mega schöner Tag. 

Und allmählich werde ich müde. 

Ich schlafe ja heute im Zimmer einer der Söhne. Ein herrliches Zimmer eines jungen Mannes, der eben auf Crossmotorräder, Quads  und Traktoren steht. Davon zeugen Poster und Kleinstfahrzeuge😊

Und tatsächlich wird er mit Traktoren arbeiten. Wieder jemand, der seinen Träumen folgt 👏🏻👏🏻👏🏻

Als ich aus dem Bad komme, wartet Zélie schon mit einem selbstgemaltem Bild auf mich😊🙏 Bin ich das mit Rucksack? Vielen lieben Dank 🙏❤️

Kaum bin ich in der Waagerechten, fallen mir auch schon die Augen zu😴 💤 

( Bilder in der Vor-Etappe verfolständigt 😅)

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