05.02.23 Le Puy-en-Velay – Montbonnet – 16,6 km (1726,3 km) 

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05.02.23 Le Puy-en-Velay – Montbonnet – 16,6 km (1726,3 km) 

Schon wieder nicht sooo gut geschlafen. Gestern Abend bin ich beim Hochladen der Fotos ständig aus dem Netz geflogen und so versuche ich es heute früh nochmals. Dauert auch alles ewig, das Internet ist echt lahm. Aber immerhin habe ich jetzt die 2 Tage vervollständigt, bei denen noch die Fotos fehlten😅😅 Auch das Aufholen ist mühselig 😅

Um 10.15 Uhr bin ich dann endlich mal am Startpunkt. Diese schöne Stadt hätte eigentlich mehr Zeit verdient. Auf der anderen Seite freue ich mich aber auch auf meine erste Etappe auf der Via Podiensis. Ich bin gespannt, ob ich denn nun Pilger treffen werde und was sich sonst noch so ändert. 

Heute früh hat es geregnet. Doch welch ein Glück, es hört auf, als ich startklar bin. Und kaum zu glauben, es kommt sogar die Sonne durch und auch blauer Himmel blitzt durch☀️😍

Beides genießend ziehe ich beschwingt los. Der Startpunkt ist nicht die Kathedrale wie sonst, sondern der kleine Platz „ Place  du Plot“.

Natürlich erstmal bergauf, denn Le Puy liegt ja in einem Tal bzw. Tiefebene. 

Der Blick zurück ist gigantisch… ja, diese Stadt hat etwas. 

Und das gibt es doch nicht; kaum habe ich die Stadt hinter mir gelassen, ist die Sonne weg. Ich muss ein Glückskind sein😊🙃😊

Denn vorgestern war es ja ähnlich… ich näherte mich Le Puy und die Sonne kam und begleite mich auf meinen letzten Schritten 😊🙏❤️

Ja, man merkt schon, dass dieser Camino einer der großen Wege ist.  Es gibt viel mehr Camino- Hinweisschilder, Werbung für Unterkünfte und Restaurants. 

Vielleicht mal so als Vergleich:

Der Camino Frances ( der Weg von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela) ist die Camino-Autobahn, dieser Weg, also die Via Podiensis ist die Nationalstraße und die Wege, die ich seit meinem Start bis Le Puy lief, sind eher die Landstraße 😅

Der Weg zieht kaum spürbar höher. Die nächsten 6-7 Tage werde ich wieder in den Bergen verbringen, auf Höhen über 1000m meist. Eine Gegend, von der viele Pilger schwärmen, wartet auf mich.

Eine Kaffeepause in Saint-Christophe-sur Dolaison. Ja, es gibt tatsächlich eine Bar, die geöffnet ist. Als ich eintrete, kommen etliche kleine Hunde auf mich zu und ihre Herrchen haben orange Jacken an. Ahh, Jagd beendet. Gut für mich. 

Nachdem ich gestern Abend und heute morgen erfolglos einige Unterkunftsmöglichkeiten am Zielort angerufen habe, versuche ich jetzt nochmals mein Glück. Im Buch stehen für Saint-Privat so viele Gites und auch Chambre d’ Hotes( die teurere Variante), die angeblich geöffnet haben auch im Winter. Aber ich höre nur Nein, Nein, Nein.

Soviel also zu „ab hier wird alles einfacher“

Nix wird einfacher! Die man nicht erreicht, rufen noch nicht mal zurück.. deutsche Nummer halt.

Bei einem werde ich etwas ungehalten und platze heraus, dass bei so vielen im Buch – im Buch der Bücher „Miam Miam Dodo“ – steht, dass sie geöffnet hätten im Winter und dann NIX. 

Er knickt ein und sagt, ich könne nicht im Gite schlafen, aber bei ihm zu Hause. 🙏🙏🙏

Mann!!! Dieses ganze Telefonieren hat jetzt schon wieder enorm Zeit geschluckt!! 

Einfacher, einfacher!! Nichts wird einfacher!  Beim Bezahlen merke ich, was ich in Le Puy vergessen habe: Geld zu ziehen. Aber gut, 25€ sind noch vorhanden und Saint Allier soll es eine Möglichkeit  geben, Geld zu bekommen. 

Und nun bin ich auch noch 500 m In die falsche Richtung gelaufen. Und wieder zurück.

In einem Mini-Dörfchen wartet einer der berüchtigten freilaufenden Hunde auf mich, vor denen man immer gewarnt wird. Oder?

 

Ich komme nach Montbonnet rein bzw. bin schon fast wieder draußen, als mir ein riesiger blauer Banner mit gelben geschwungenem Pfeil auf… „Gîte First Etappe“ und an der Tür steht geöffnet, aber es ist alles dunkel. 

Letztendlich hatte ich auch in diesem Ort schon einige von den Werbeschildern unterwegs erfolglos angerufen. Im Buch habe ich nicht geschaut, denn eigentlich möchte ich ja bis Saint-Privat gehen… 7 km mehr. 

Ich rufe an und tatsächlich ist offen. Ich soll um das Haus rumgehen und yeaaaah … da ist Licht. 

Anne nimmt mich herzlich in Empfang. Dann fällt mir ein, dass mein Geld nicht reichen wird. Ich muss weiter ziehen. Kein Problem, sie fährt mich später zum Automaten, 4 km weiter in Bains. Sie stellt mir die jungen Leute vor ( Familie), die einen kleinen süßen Welpen dabei haben.

Und dann führt sie mich in das Pilgerzimmer.

WOW 🤩 Das hat ein Pilger entworfen😊 Da ist an alles am Bett gedacht, was Pilger so braucht. Klasse! Ablage und Steckdose am Bett, Möglichkeiten, die Sachen aufzuhängen etc. 

Im großen Aufenthaltsraum / Wohnküche ist die komplette nächste Etappe angepinnt. 

Es gibt eine riesige Karte, die sämtliche Camino‘s zeigt, die durch Frankreich verlaufen und eine kleinere, die die Caminos in Frankreich zeigt. So können sich die Pilger austauschen, wo sie gestartet sind usw. Mega schön. 

Sogar Grogs für die Pilger sind vorhanden. 

Didier, der im oberen Teil des Hauses handwerkert , kommt herunter. Er ist ebenfalls sehr nett und ER ist der, der gepilgert ist 😊 Darum diese perfekte Pilgerherberge👏🏻

Mit dem Traum von einer eigenen Pilgerherberge kommen übrigens viele Pilger von ihrem Camino zurück.  So wie die meisten erstmal mit dem Camino-Virus infiziert sind. Ich hatte beides😅😅

Von 2010 bis 2016 bin ich ja etliche Camino‘s gelaufen… dann irgendwann kam aber die Sehnsucht nach anderen Zielen auf der Welt wieder durch… es gibt so viel mehr noch zu entdecken. 

Im Sommer 2011  bin ich mit dem Auto den Camino Norte und den Camino Frances abgefahren, um mir mal die Kult-Herbergen anzuschauen und mit den Hospitaleros zu reden, die in aller Munde sind. Step 1. 

Step 2 war dann, mal in einer Herberge zweieinhalb Wochen unentgeltlich mitzuarbeiten, um zum einen dem Weg, der mir soviel gegeben hat „etwas zurückzugeben“ und zum anderen natürlich auch zu sehen, ob das etwas für mich. Ich hatte mich für Ventosa entschieden. Eine Herberge in der Nähe von Logroño und mitten im Weingebiet La Rioja. Ich mochte die Herberge wie auch die Hospitalera Jutta sehr. Vor 6 Uhr „durfte“ 🙏👏🏻hier keiner aufstehen und somit die anderen mit Stirnlampe oder Knistertüte wecken 😅😅

Punkt um 6 Uhr haben wir Gregorianische mittelalterliche Gesänge durch das Haus erhallen lassen. Ich selbst empfand eineinhalb Jahre vorher das langsame Aufwachen mit dieser Musik als unheimlich schön und so haben auch die anderen Pilger geschwärmt. 

Ich hatte mir ein „Problem“ als Hilfs-Hospitalera… wenn die Pilger sich fertig gemacht haben und letztendlich losgelaufen sind, wollten meine Füße, mein Herz mit❤️🥾 Nur diese in der Regel 2 h waren kritisch. Alles andere hat mir super Spaß gemacht. Ja und so war der Traum von der eigenen Herberge ausgeträumt. 

Und dann kommt plötzlich ein weiterer Pilger. Valerio 🙏😊 

Er ist Franzose, spricht aber ziemlich gut spanisch. Hat in der Gastronomie schon in vielen verschieden Ländern gearbeitet. 

Er wird nur 7 Tage laufen und hat dann eine wichtige Verhandlung bei sich zu Hause. Er ist überhaupt schon viele Caminos gelaufen… am liebsten in Spanien, da es günstiger ist. 

Wir haben also ne ganze Menge zu erzählen. Und ich freue mich mega, er kennt meine 2. Herzensheimat im Süden Spaniens… Ayamonte & Isla Canela und meinen Lieblingsstrand gleich nebenan in Portugal… Vila Real de Santo Antonio😊😍

Und ich staune nicht schlecht, was er alles dabei hat…Zig Konserven, einen kleinen Kocher. Und für die Kälte eine Motorradhose. 

Zwischen durch fährt uns Anne zum Automaten. Im Anschluss ein schönes gemeinsames Essen. Ruckzuck ist der Abend vorbei. 

Ich schreibe dann noch etwas im Blog und Valerio ist die ganze Zeit am Rumwundern, dass es morgen sehr kalt sein wird und nun auch noch leicht schneit. Hey Chico!! Wenn du dich im Winter für diese Bergstrecke entscheidest, weißt du doch, dass es kalt sein wird. 

Er fragt mich, wie mein Tempo ist. Ja unterschiedlich… so zwischen 4 und 5 km/h. Er sagt, er läuft meist ca. 7 km/h😳😳😳

Ohhh, das wäre ja enorm und alles andere als mein Tempo… da werden wir wohl nicht lange zusammen laufen. 

Eine Antwort

  1. Martin Dexheimer sagt:

    7 km bis zur nächsten Mitfahrgelegenheit wohl.
    Lach.

    Komme gut auf der Podiensis an.

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