04.12.22 Lünen – Dortmund Rombergpark – 21,2 km ( 613,1 km)  

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04.12.22 Lünen – Dortmund Rombergpark – 21,2 km ( 613,1 km)  

Was für ein Tag!!! Ich wusste, dass er besonders wird…aber das er dann so toll wird, das ahnte ich nicht. 

Vor meiner Tür liegt in einer roten Serviette eine Mandarine und eine Praline.. welch liebe Aufmerksamkeit 🥰 Ach ja, es ist 2. Advent 🕯️🕯️

Ich bin, glaube ich zumindest, noch nie früh gestartet wie heute. Genau zur Sonnenaufgangszeit: 8.20 Uhr. Aber ich hab Termine 😃

Das eigentliche Ziel im Zentrum Dortmunds ist die St.-Reinoldi- Kirche und das wäre in 14,9 km erreicht. Ich werde aber heute schon die ersten 6,3 km von der morgigen Etappe laufen, um eben die morgige Etappe zu kürzen. Zum einen habe ich morgen eine ganz tolle Pilgerbegleitung. Tom und Hopissimo werden morgen nämlich mit mir auf Tour gehen 🥾,  lasst euch überraschen. Und morgen soll es Schnee geben. Da sind dann knapp 20 km auf jeden Fall angenehmer als 25 km. 

Ich bin recht zügig unterwegs, also nicht im Siebenmeilenschritt, aber auch nicht trödelnd mit mit dem Fotohandy. Voller Vorfreude eben 😃😃

Und so bin ich dann auch schon um 11.20 Uhr an der St.-Reinoldi Kirche in Dortmund… und werde bereits erwartet von Steffen 😊 Wir haben uns 34 Jahre nicht gesehen und erst seit 2 Jahren ungefähr wieder Kontakt, seine Frau Conny hat mich bei Facebook gesucht und gefunden.

Ich hole mir beim Küster den Stempel und dann gehen wir erst einmal einen heißen Kaffee trinken, wir haben uns viel zu erzählen. Und ich muss euch die Geschichte erzählen von Steffen und mir. Weil… 

Steffen machte  1987 mit seinem Vater Urlaub im Ostseebad Boltenhagen, meinem Heimatort. Wir freundeten uns an und hatten  unzählige Tischtennis-Matches mit den Waffelbäcker-Brüdern, die als Schausteller immer die Sommer bei uns verbrachten. Es entstand eine Brieffreundschaft. Im September 87  begann meine Ausbildung zur Stewardess bei DSR. Natürlich von der Stasi überprüft, dass kein Kontakt zu “West-Verwandtschaft” bestand und somit die Gefahr eines Abhauens geringer war. Steffen und ich sahen uns nochmals im Sommer 88, als ich auf einem Bahntrip quer durch Deutschland Steffen besuchte.  Heute kann ich nicht mehr genau sagen, ob ich mich damals wunderte, dass irgendwann keine Antwort auf meine Post kam…Teenager- Alter halt und wir waren auch “nur” Freunde, keine Partner. 

Über 30 Jahre später entdeckt Steffen in den Hinterlassenschaften seines Vaters 2 ungeöffnete Briefe von mir an Steffen. Seine Frau gibt den Anstoss mich zu suchen… sucht mich. Findet mich und wir tauschen uns ganz vorsichtig aus. So viele Jahre sind vergangen. Steffen berichtet von den Briefen und warum diese beim Vater waren. Ich bin baff. Erst Stunden später kapiere ich, dass, wenn der Vater diese Briefe nicht versteckt hätte, ein wichtiger Teil meines Berufslebens ( nee, DER wichtigste Teil) vielleicht niemals stattgefunden hätte. Und damit vielleicht auch nie mein Freiheitsdrang so ausgeprägt wäre, wie er ist…ja vielleicht hätte ich mein Leben bis hierhin vielleicht sogar in meinem Heimatort nur verbracht….

Was war passiert? 

Steffen hatte auch Sehnsucht nach der großen Freiheit und unternahm 1988 einen Fluchtversuch beim Grenzübergang Hof und landete statt im goldenen Westen in Stasihaft 😢😩

Seinem Vater gab er bei einem ersten Besuch zu verstehen, dass er meine Post verschwinden lassen muss. 🙏🙏 So dankbar für diese Weitsichtigkeit in seinen schlimmsten Stunden. Natürlich hat die Stasi die Wohnung des Vaters komplett auf den Kopf gestellt. Hätten die die Briefe von mir gefunden, hätte ich mein Seefahrtsbuch abgeben können, noch bevor ich auch nur in die Nähe eines Schiffes gekommen wäre. Und mein Lebensweg wäre ein ganz anderer geworden. 

Nun saßen wir bei Kaffee zusammen und Steffen erzählte mir von dieser schrecklichen Zeit in Stasihaft… von physischer wie psychischer Folter. Und davon auch nur Bruchstücke, denn vieles hat Steffen versucht zu verdrängen, zu vergessen. Heute ist der Stasiknast in Cottbus ein Museum. 

Gemeinsam laufen wir zum Eingang des Rombergparks, das sind ca. 6,3 km. Aber nicht nur, dass ich mal in Gesellschaft laufe..😊 Nein, Steffen ist auch noch Kavalier und trägt meinen Rucksack 🙏😊 1000 Dank sagen meine rechte Schulter und ich 😊🙏

Mit der Bahn ging es dann aber zurück in die Innenstadt in die Geschäftsstelle des Kinder- und Jugendhospizdienst Löwenzahn und dort wurden wir begrüßt von einem Teil des Teams der ❤️ Deutschen Kinderhospizdienste ❤️, das ja eins meiner fünf Herzensprojekte ist, die ich unterstütze. So ein lieber Empfang von so lieben Menschen🙏🥰🙏 Und natürlich ein reger Austausch. So erfuhr ich, wie dramatisch die Unterversorgung mit Kinderhospiz-Angeboten in Deutschland ist, wie man es ändern könnte.

Thorsten, der Projektleiter hatte dann noch anhand einer wahren Geschichte, Begebenheit erklärt, was die Deutschen Kinderhospizdienste eigentlich leisten. 

Eine junge Ehrenamtlerin und gleichzeitig auch Betroffene (Gescheisterkind) hat das so erklärt: 

Als die Eltern mit der Diagnose, dass das Geschwisterkind lebensverkürzend erkrankt ist und höchstwahrscheinlich das Erwachsenalter nie erreichen wird,  nach Hause kamen, war es so, als wenn die ganze Familie auf einem Segelboot sitzt mit Kurs auf eine riesige, schwarze Sturmwand, ohne Ahnung vom Segeln zu haben oder vom Steuern / Lenken… Der Sturm tobte um das Schiff und für alle fühlte es sich so an, als wenn es jeden Moment kentern würde und die gesamte Familie mit sich in die Tiefe reißen würde…. und dann kamen als Lotse die Deutschen Kinderhospizdienste an Bord des Bootes….lenkten das Schiff, nahmen den Kurs auf, brachten das Boot durch den Sturm in ruhigere Gewässer. Gaben der Familie Unterstützung, Halt, Kraft. 

Hier kannst du mehr lesen: 

https://deutsche-kinderhospiz-dienste.de/wp-content/uploads/2021/09/Projektbeschreibung-1.pdf

Ich bin Unterstützer – du auch ?? 

Jeder Euro / jeder Franke hilft 🙏🙏🙏

Hier findest du meinen Spendenlink für die Deutschen Kinderhospizdienste:

https://www.betterplace.org/de/projects/113869-deutschen-kinderhospiz-dienste

Nach einem kurzweiligen Nachmittag brachte mich der Projektleiter Thorsten zu Anke und ihren Mann Jörg. 

Anke lernte ich mal auf einer AKE-Tagesfahrt (Lieblings😍Nebenjob) auf dem Rheingold kennen vor einigen Jahren. Kontakt hatten wir eigentlich gar nicht so richtig, aber wir waren im Facebook verbunden. Als ich dort eins, zwei Monate vor Start kundtat, was ich vorhabe 😅, kommentierte Anke gleich “Toll, wenn du durch Dortmund kommst, kannst du gerne bei uns übernachten.”

Und so stand ich nun bei Anke und Jörg vor der Tür😊🙏

Und heyyy, das wurde ein richtig schöner Abend. 

Kaum eingetreten fragte Anke, ob ich was zu waschen hätte – oh ja, einmal komplett bitte 🙏🙏

Die beiden hatten schon ordentlich eingeheizt, nämlich draußen den Hotpool. Meine Füße, meine Beine, meine Schultern – alle freuten sich und meine Wellness-Seele sowieso. Und dazu nen leckeren Glühwein – nice nice nice 😍

Und dann war schon das nächste Highligth in den Startlöchern: in Form von leckerem Frikassee zum Abendessen. 

Schöne Gespräche rundeten den Abend ab. 

Was für ein Tag! 

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