04.04.23 Santa Catalina de Somoza – El Acebo 27,5 km (2.963,9 km)  

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04.04.23 Santa Catalina de Somoza – El Acebo 27,5 km (2.963,9 km)  

Eigentlich war der Plan, um 7 Uhr ins „San Blas“ zum Frühstück zu gehen. Aber irgendwie dauert es bei mir mal wieder länger.. inkl. Blasenversorgung. Als wir um 7.15 Uhr unsere Bar passieren ist die Chefin doch auch schon da, dann können wir ja auch hier frühstücken. Wir treffen auch auf Klaus. Ralf und ich starten kurz vor Sonnenuntergang. Klaus muss noch warten bis etwas heller ist, seine Augen sind ja nicht mehr die Besten. Der Canadier ist schon losgezogen. 

Heute geht es nach langer Zeit mal wieder bergauf… aber sachte, sachte… 😅

Zweites Frühstück nach fast genau 10 km.. da freut sich auf jeden Fall Ralf‘s Magen… der  meldet sich nämlich alle 10 Km😅😅

Wir haben Rabanal del Camino kaum hinter uns gelassen, hören wir schon von weitem eine etwas lautete Gruppe sich von hinten nähern. Wo kommen die denn so plötzlich her? Da ich vorne 3 Mädels gehen sehe und dazu laute Teeni-Musik höre, nehme ich an, dass es eine Schulklasse ist. Ich schlage Ralf vor, die Gruppe passieren zu lassen. Wir sind auf dem Weg zum „Cruz de Ferro“, einem für Pilger wichtigen Punkt auf dem Camino. Die meisten von uns haben einen Stein dabei, den wir dort ablegen. Manchmal mit Wünschen, manchmal symbolisch für Dinge, die wir hinter uns lassen wollen … oder oder oder. Auf jeden Fall möchte ich meinen Moment am Cruz de Ferro nicht mit einer lauten Teeni-Gruppe teilen und schon gar nicht mit lauter musikalischer Begleitung. Ralf sieht das genauso und so warten wir am Wegrand und lassen die Gruppe passieren. Es ist gar keine Schulklasse, es ist ein bunter Haufen fröhlicher Menschen verschiedener Altersklassen. Auch ein Priester ist dabei. Eine Frau ruft freundlich „Buen Camino“ zu uns herüber und „ Sorry for the loud Music“ 

Sie ziehen vorbei und wir dann wieder los. 

Da sie auch recht schnell sind ( und ich durch meine Fußprobleme ja viel langsamer), vergrößert sich der Abstand immer mehr😊🙏

Ein älterer Herr mit wahrscheinlich Enkeltochter passiert uns nun auch noch, als wir am Fotografieren sind. Sie grüßen und ich sage, wie toll ich es finde, wenn Kinder schon mal die eine oder andere Etappe vom Camino machen. Sie lernen für‘s Leben. Manchmal ist es hart ( Berg, heute) und man muss sich da durch – bzw. rüberkämpfen… aber dann wird’s auch wieder leichter. Auf dem Camino, wie im Leben. 

Der Weg führt an einem Zaun (Maschendrahtzaun 😅😎) entlang, in den unendlich viele Kreuze aus Zweigen hineingeflochten sind. 

Da der Weg sich schlängelt, hört man hin und wieder noch die Musik, aber sie wird leiser und leiser 😅

Wir kommen nach Foncebadón rein. In meiner Erinnerung gibt es hier mehr oder weniger nur Ruinen und fast verfallene  Häuser. Die Einwohnerzahl soll hier in den 1980er Jahren sogar mal auf Null gestanden haben, was der großen Landflucht geschuldet war.

Nichtsdestotrotz hatte ich hier im Dezember 2013 einen wunderschönen Abend in einer Herberge mit einem riesigen Kamin. Die Herbergsleute haben gekocht und im Anschluss wurde musiziert und gesungen.  Morgens war es A-kalt und es hat sogar geschneit. Ich hatte alles, was mein Rucksack hergab, angezogen und mich dem Schneesturm draußen gestellt. Auf einem Kilometerstein hatte jemand einen kleinen Schneemann gestellt und in den Schnee „Buen Camino Sandra“  geschrieben. 

Heute ist Sonnenschein, und das nicht wenig. Und ich bin sehr erstaunt. Es gibt etliche neue Häuser. WOW- hier hat sich einiges getan. Ich hätte gerne nochmals die Herberge gesehen, in der ich damals einen so schönen Abend verbrachte. Aber ich kann mich nicht gut genug erinnern und hier hat sich soviel verändert. Wir entscheiden uns für ein schnelles Kaltgetränk, doch dann entdecke ich auf der Karte Crêpes. Crêpes mit Schoggi und Banane. Das muss ich unbedingt haben. Die Wirtin spricht akzentfrei deutsch… sie ist Deutsche. Und wir erzählen. Und dann stellt sich heraus, dass es genau die Albergue ist, in der ich damals war. Sie haben nur einiges verändert. Und ja, der Konkurrenzkampf ist hart geworden. Damals waren sie alleine hier in diesem mehr oder weniger Abrissdorf, jetzt sind es fünf. 

Wer hier schläft, kann natürlich ganz früh am Cruz de Ferro ( 2 km) sein, vielleicht sogar mit Sonnenaufgang. Bei mir war es damals allerdings bei Schneesturm.

Wir sind fast alleine am Cruz de Ferro. Das hier ist übrigens mit 1500 m die höchste Stelle des Camino Frances. Monte Irago in den Leoner Bergen. Wir sehen den Kanadier weiter hinten auf einer Pausenbank sitzen. Aber was ist das? Über uns fliegt eine Drone !!!! Der Besitzer sitzt ein Stück weiter auf einer Bank unter Bäumen. Darauf haben wir keinen Bock. Wir bleiben stehen, schauen immer wieder abwechselnd zu ihm und zur Drone.  Er kapiert es und holt das Ding zurück. 

Ja und dann legen wir – jeder für sich – unsere Steine ab. 

Nun geht es allmählich wieder runter, zunehmend steil abwärts. 

Nach wenigen Kilometern passieren wir noch Manjarin. Hier gab es einst eine Kultherberge. Hospitalero war Tomás, der sich in der Nachfolge der Tempelritter sieht. 

Kein Wasser, kein Strom – Hygiene war sicher ein Problem und ich glaube, zu Coronazeiten hat man ihm die Herberge dicht gemacht. Für die einen ein Dreckloch, für die anderen eine Kulthetberge.

Wie auch immer, sie ist jetzt verrammelt. 

Unser Abstieg wird nun immer steiler. Halleluja. Und felsig natürlich. 

Beide Füße sind gerade am Limit. Links die akute merkt jeden Stein und rechts mein Fußgelenk findet das hier auch gerade alles andere als schön. 

Ich versuche, soviel Power wie geht aus den Armen zu nehmen. Und somit sind die auch gerade am Limit. Das gibt morgen bestimmt n kräftigen Muskelkater in den Oberarmen. Und als wenn das nicht alles schon reichen würde, stoße ich mit dem rechten großen Zeh volle Wucht gegen einen Stein. Ich höre die Englein singen. 

Jetzt will ich nicht mehr! Aber da sehen wir auch schon unser heutiges Etappenziel. 

Ziel in Sicht, jetzt fange ich an zu jammern. Armer Ralf😅😅

Am Anfang des Ortes ist eine Bar mit gleichem Namen wie unsere Herberge… aber wo soll dort ein Pool versteckt sein? Ich ahne es schon und genau… die Herberge ist am Ortsausgang. 

Jammernd schleppe ich mich durch den Ort. Hinter dem Ortsausgang wäre treffender.

Von weitem sehen wir schon, dass da vor dem Eingang ein Mann rumsteht. Ralf versucht mich in meiner „schmerzlichen Lage“ etwas aufzuheitern und sagt: „Schau doch mal, wir werden schon erwartet!“ Haha.

Und dann kommt uns plötzlich diese bunte Wandergruppe entgegen, die wir heute unterwegs getroffen haben. Ich staune nicht schlecht, wenn die hier gerade ausgiebig gegessen haben, müssen die ja ganz schön schnell gewesen sein. Oder wir – besser ich – ganz schön langsam😅

Was für ein schöner Platz. Absolut ruhig, gepflegte Gartenanlage, ruhig und mega Blick auf die Berge. Ein Träumchen. 

Mein Rucksack steht auch schon da – ist immer wieder ein beruhigtes Aufatmen😅 Wir beschließen, direkt nach dem Check-in ein kühles Radler auf der Terrasse zu zischen. Mann, ist das warm heute! Aber die Rezeptionistin möchte unbedingt uns jetzt aufs Zimmer bringen. Na dann eben so. Luxusherberge😍

Zimmer mit Terrasse. Jedes Zimmer hat 4 Doppelstockbetten, aber sie scheinen sie nicht komplett zu belegen. 

Ich höre plötzlich eine bekannte Stimme… Ludovico??? Ja tatsächlich 😊😃Freude auf beiden Seiten. Wir treffen uns auf der Terrasse und dann gibts erstmal eine dicke Umarmung😊

Unten fährt ein größeres Auto weg und da sagt Ludovico plötzlich : Das ist der belgische King!“ 

Ralf: „Wie? King Kevin???“ Und meint den belgischen Pilger, den ich ja auch kennengelernt habe. 

Ludovico: „ Nein, der König heißt doch Philippe.“ 

Und jetzt kapieren wir und so nach und nach zählen wir eins und eins zusammen😅😅

Ich checke mal schnell die Gesichter in Google und generell die Sachlage😅😅

Ja, die Gruppe mit der Musik heute war die belgische Königsfamilie mit Freunden. 

Die Frau, die sich bei uns für die laute Musik der Teenis entschuldigt hat, war die Königin😅😅😅 

Und die Nachzügler waren König und Enkelin. 

WOW🤩🤩🤩 Wie krass ist das denn?  

Im Zimmer zwischen Ludovico und und ist eine Pilgerin aus den Staaten, die ebenfalls eine krasse Blase hat, unterm Fuß. Dr. Ralf ist ja nun schon in bester Übung und somit verarztet er auch sie. 

Abends essen wir mit mehreren Pilgern gemeinsam und tauschen unsere Pilgererlebnisse aus. Klaus ist auch dabei und Ralf und ich sind ganz froh, dass er den Abstieg gut geschafft hat. 

Im Anschluss genießen wir den Sonnenuntergang von der Terrasse. Was für ein schöner Ort😍 In unser Zimmer sind jetzt noch .3 Radpilger untergebracht worden. 

Was für ein toller Tag😍🤩

Es ist schon so… kaum ist man aus den Schuhen raus und frisch geduscht, hat man die Strapazen vergessen 😄

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