01.12. Rinkerode – Herbern 15,6 km (565,1 km)
Start in den Tag mit einem leckeren gemeinsamen Frühstück, Mechthild hat morgens schon Brötchen gebacken und ein tolles Müsli gezaubert.
Ich fragte, ob es ok wäre, wenn ich nach dem Frühstück noch bisserl bleiben könne zum Schreiben. Ja das war es und so bin ich gegen 10 Uhr nach einer lieben Verabschiedung losgezogen. Ja ja, immer wieder Abschied und immer wieder ins Vertrauen gehen, dass auch die nächste Begegnung schön sein wird. Aber heute wusste ich das 😊 Denn am Abend erwartete ich Christine. Wir haben uns Mitte Oktober am Gardasee kennengelernt. Ich war als Reisebegleiterin mit einer Gruppe im wunderschönen Limone und Christine war unsere örtliche Reiseführung und wir hatten uns auf Anhieb super verstanden, auch die Gäste mochten sie sehr. Und Christine fand mein Projekt spannend. Und da sie im Winter in Deutschland lebt bzw. momentan größtenteils in Deutschland lebt, kam die Idee auf, dass sie einen oder mehrere Tage mitläuft. Und tatsächlich….Christine kommt heute. Vorfreude lässt mich beschwingten Schrittes in Richtung Herbern gehen, dem heutigen Tagesziel.
Ich mache noch einen kleinen Schwenker in Rinkerode zum ehemaligen Wasserschloss. Das Torhaus ist ein schönes Fotomotiv. Matthias hatte mir das empfohlen.
Es ist übrigens trocken, trübe aber trocken. Heute geht es größtenteils auf befestigten Wirtschaftswegen entlang… nein, nicht größtenteils, sondern die ganze Zeit.
Vorbei geht es heute an Münsterländischen Bauernhöfen, die hier weitläufig und meist einzeln verstreut liegen mit viel Land herum. Und die Straßen sehr geradlinig. Das ziiiiiieeeeht sich.
Eine Schutzhütte bietet sich für die Mittagspause an. Ist immer wie ein kleines Geschenk am Wegesrand… trockene Bänke, windstill und da fällt es einfach leichter, die Schuhe auszuziehen und vielleicht auch die Strümpfe zu wechseln.
Kurz vor Herbern komme ich an einer kleinen Gruppe Alpakas u Lamas vorbei, die auf einer Hauswiese grasen. Ein Alpaka kommt neugierig zum Zaun. Ein Lama auch, aber weniger aus Neugierde. Es legt die Ohren an und spitzt die Lippen. Ich glaube, es will mich anspucken und nehme die Beine in die Hand.
Und dann sehe ich plötzlich die Kirchturmspitze. Egal ob nach 25, 20 oder eben nur 16 Kilometern; es ist immer schön, das Ende der Etappe im Blickfeld zu haben.
Schnell wird mir klar, dass Herbern ein sehr pilgerfreundliches Städtchen zu sein scheint. Schon beim Reinkommen sieht man ein große und schöne Willkommenstafel mit der gelben Muschel auf blauem Untergrund.
Und tatsächlich werde ich auch von etlichen Leuten angesprochen bzw. gefragt, ob ich tatsächlich so spät ( inzwischen Dezember) noch auf dem Jakobsweg unterwegs bin?!
Ich habe das Gefühl, dass ich hier jeden nach dem Weg fragen könnte. Schön.
Plötzlich kommt eine Nachricht von einer mir unbekannten Nummer rein und dann glaube ich, ich lese nicht richtig!!!! Das gibt es doch schon wieder gar nicht. Es stellt sich schnell heraus, dass die Nachricht von Gästen der Gardasee-Gruppe kommt. Sie schickten ein paar Fotos und eben auch von Christine und mir und darunter steht: Unsere zwei Besten! 👍👏🏻🫶🍀😍 Wir sagen euch beiden DANKESCHÖN für die tollen Tage mit euch!! 🤗👍👏🏻🫶😍
Und sie suchten den Namen der örtlichen Reiseleitung in Verona!
Heyyy, soviel Zufall gibt es doch schon wieder gar nicht. Sie konnten doch gar nicht ahnen, dass wenige Stunden später Christine und ich uns treffen werden und morgen eine Etappe zusammen laufen werden 😊😊😊
Und nun geht es zur Bushaltestelle😜 Genau! Zur Bushsltestelle! Ich fahre vor quasi. Wir haben uns für 2 Nächte im Kapuzinerkloster in Werne angemeldet und werden morgen früh mit dem Bus zurück nach Herborn fahren.
Aber erstmal stellt der Bus ne kleine Herausforderung da. Es handelt sich um ein Taxirufbus. Und an der Tafel stehen andere Zeiten als mir Google Maps gezeigt hat. Okay, ich rufe mal an. Der nette Mann am anderen Ende der Leitung sagt, ich wäre 2 Minuten zu spät, man müsse 30 Minuten vor Abfahrt spätestens anrufen. Ich pariere und sage, ich war in der Warteschlange. Es klappt. Und ich melde auch sofort die Busfahrt für den kommenden Tag an. Zurück laufen wir dann ja. Während des Telefonats stelle ich noch fest, dass die Aushänge „etwas“ veraltert sind…. einer vom 1.1.2020 und der andere sogar von 2016 😎
Schon 10 Minuten später kommt so eine Art Transporter-Bus mit quietschenden Reifen vorgefahren und zur eigentlichen Abfahrtszeit bin ich schon fast am Ziel😅
Am Kapuzinerkloster werde ich sehr freundlich vom Bruder Tobias begrüßt. Er erzählt mir, dass sie nur noch 4 Brüder hier sind und einer schon deutlich über 80, die anderen knapp darunter. Er bringt mich in den ehemaligen Pesttrakt, denn dort sind die Pilgerzimmer eingerichtet. Ich bin überrascht, auf den Handtüchern liegen sogar kleine Schoggi-Figuren.
Etwas später kommt Christine an, eine sehr herzliche Begrüßung beiderseits 🥰 So schön, dass sie da ist 😊
Christine hat einen Campingkocher mitgebracht und schon vorbereitete Nudeln mit Tomatensoße. Ich hole noch schnell einen Wein von Rossmann. Da ist es gerade 19 Uhr und die Stadt ist wie ausgestorben. Ich sehe auch keinerlei Weihnachtsmarkthütten etc. und wundere mich. Etwas später sehe ich ein Plakat, dass den Weihnachtsmarkt vom 9.-18. Dezember ankündigt. Okay. Vielleicht im Zuge des Energiesparens? Es ist generell ziemlich dunkel und ich stolpere über Kopfsteinpflaster.
Ein schöner Abend mit Nudeln, Rotwein und schönen und irgendwie ganz vertrauten Gesprächen 🥰