15.01.23 Saint-Désert – Saint-Gengoux-le-National 24,7 km (1387 km)
Frühstück mit Sister Lalao und Chrissi. Sister Lalao ist eigentlich mehr am Kochen unf sitzt nur hin und wieder bei uns. Chrissi und ich haben sehr schöne Gespräche, auch sie ist in ihren jungen Jahren schon sehr sozial beruflich engagiert und überlegt, ob sie in französischen Projekten bleibt oder international arbeiten wird.
Die Zeit vergeht, ich hab mal wieder die Ruhe weg.
Aber die Sisters wollen zur Kirche, es ist ja Sonntag…ich vergaß. Darum hat Sister Lalao auch vorgekocht. Aber kein Problem, Chrissi bleibt hier.
Gegen 10.30 Uhr bin dann aber auch ich bereit zum Gehen. Wir verabschieden uns herzlich und dann bin ich auch schon auf dem Weg zurück zum Camino. Sind doch knapp 4 km, da das Haus etwas außerhalb liegt und ich einen Punkt schräg unter dem Etappenpunkt anvisiert habe.
Es ist wieder grau in grau und auch ganz schön windig. Immerhin kein Regen.
Weinfelder sieht man nun immer weniger. Viel Weideland und Felder.
Ich tappe so vor mir her. Ja! Ich bin wetterfühlig – ganz eindeutig.
Ich werde oft gefragt, ob es mir nicht schwer fällt, mich jeden Morgen wieder aufzuraffen, da raus zu gehen; egal bei welchem Wetter?! Natürlich und auch das wusste ich vorher. Aber ich tue es ja für einen guten Zweck. Wäre diese Idee nicht gewesen, würde ich den kompletten Weg von der Haustür bis nach Santiago de Compostela in einem Rutsch ( so wie jetzt) sicher wie die meisten anderen Pilger, die das tun, im Rentenalter und in der anderen Jahreshälfte tun.
( Darum kommt bei meinen Familienübernachtungen immer wieder die Frage auf, wann man bei uns in Rente gehen kann. Nein- ich bin noch nicht Rentner😅)
WOW… eigentlich schon wieder irre, wie sich immer alles so fügt. Die Pandemie hat mich wieder in meinem Heimatort angespült und den Job in der Touristinformation antreten lassen. Im öffentlichen Dienst. Im 2. Lockdown bin ich viel mit Podcast in den Ohren durch Wismar und Umgebung spaziert und habe so von den beiden jungen Männern erfahren, die mit dem Fahrrad von Berlin nach Peking geradelt sind um Spenden zu sammeln für „Pencilsofpromise“, die Schulen in Entwicklungsländern bauen… heute eins meiner Projekte.
Die Möglichkeit eines Sabbaticals besteht ja eher im Öffentlichen Dienst, als in der freien Wirtschaft… obwohl sich da auch gerade ganz viel tut ( Arbeitnehmermarkt) Und da in der winterlichen Jahreshälfte ja in einem Ostseebad bekanntlich weniger los ist als im Sommer und somit auch viel weniger los ist in der Touristinformation, hat sich das angeboten… quasi eine Win-Win-Win -Situation😊 Und natürlich bin ich meinen Chefs und all denen, die ihre Zustimmung zu meinem Sabbatical gegeben haben, sehr dankbar 🙏
So hänge ich heute meinen Gedanken nach, während mich der Wind durchpustet.
Ja, die sonnigen Tage sind natürlich leichter, aber letztendlich bin ich abends ein bisserl stolz, wieder ein Stück weiter zu sein. Und wenn ich morgens starte, ist es fast so, als wenn ich eben zur Arbeit gehe 😅 Und da ist ja auch nicht jeder Tag gleich.
Aber heute pustet der Wind wirklich kräftig und ich gehe viel auf freier Fläche! Fluchen hilft bisserl. Es kämpft sich jetzt etwas die Sonne durch und hinter mir ist der Himmel doch schon etwas blau, vor mir düster. Am liebsten würde ich rückwärts gehen😅😅
Aber es wird besser und besser. Statt Wein jetzt viele Tiere am Wegesrand, meist Pferde😊
Und die Anstiege werden immer wieder belohnt mit schönen Ausblicken. Ach ja, so doof (windig und düster) wie der Tag anfing, bleibt er nicht ☀️😊🙏 Nur der Wind bleibt.
Morgen noch und dann bin ich auch mit dem Burgund fertig.
Wahrscheinlich werde ich am Dienstag frei machen und nach Taizé fahren. Könnte man auch laufen, aber nicht freiwillig bei dem bescheidenen Wetter, das vorausgesagt ist. Ausserdem muss ich die Zeit nutzen und mich nochmals in die Planung hängen.
Meine aktuelle Liste mit den Pilger-Helfern, den Unterkünften in den Familien läuft ab.
Im Zentralmassiv hat die Pilgergesellschaft einen sehr nützlichen Guide rausgebracht.
Pilger Thorsten hat mir Fotos von den Seiten geschickt , wie auch von den zurückgelegten Strecken – 1000 Dank nochmals an dieser Stelle🙏🙏
Vielleicht bekomme ich irgendwo die aktuelle Ausgabe!! Eigentlich kann man das auf der Internetseite auch kaufen, aber mit dem Zuschicken ist es wohl etwas spät.
15 Etappen im Zentralmassiv noch und dann bin ich endlich in Le Puy 🙏🙏🙏 Das gelbe Büchlein für „Le Puy-en-Velay bis Saint Jean Pied de Port“ habe ich schon bei mir und schaue hin und wieder rein. Ich werde mehr „ hoch und runter“ haben, ja! Aber das ist ja kein Problem. Alles andere wird soo viel leichter werden🙏🙏🙏
Ein normaler und frequentierter Pilgerweg😊😊😊
Und ich bin schon so gespannt, ob ich auf Pilger treffen werde.
Aber natürlich wird dieser jetzige Weg wahrscheinlich viel viel mehr in meiner Erinnerung bleiben, weil er so intensiv ist, mir so viel mehr abverlangt und auch das Eintauchen in den Familien, dort wo es möglich ist, so intensiv, speziell und schön ist. Und herzlich❤️🙏 Und für dieseErfahrung bin ich sehr dankbar.
Trotzdem freue ich sehr auf meine Ankunft in Le Puy💃💃💃
Hin und wieder werde ich hier gefragt, ob ich den Weg auch zurück laufen würde?! 😳😳 Never ever!!
Momentan weiß ich noch nicht mal, ob ich noch von Santiago nach Finisterre laufen werde. Ich bin den Weg ja schon etliche Male gelaufen. Das hängt einfach von meiner Ankunftszeit in Santiago ab. Am 30. April werde ich schon arbeiten, sollte also 2, 3 Tage vorab schon mal in Deutschland ankommen und vorher werde ich ja auf jeden Fall noch einige Tage in meiner spanischen Heimat, an der Costa de la Luz, verbringen ☀️😍💃🍷☀️💃🥰 Meine Freunde treffen, Sonne und Leichtigkeit genießen, meine Umzugskartons sichten und aussortieren😳😳
Hach… heute bin ich ja wieder in meinen Gedanken dem Weg weit voraus 🙃🙃🙃 Und noch viel weiter voraus…
Wie sagte schon Hermann Hesse in seinem Gedicht:
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“
Es ist kühler geworden. Aber eigentlich – wenn dieser blöde Wind nicht wäre – ist es zum Laufen in diesen „Winterklamotten“ angenehmer als bei über 10 Grad. Außerdem habe ich ja auch noch die Flachstrickstrümpfe drunter.
Und bei 10 Grad ist es eigentlich zu warm schon fast für die Jacke… wenn der Wind nicht wäre… und nur im Fleece und Shirt eigentlich zu kalt….wegen dem Wind.
Manchmal, ja manchmal schwelge ich in Erinnerungen.. wie das so war… Pilgern im Sommer-Outfit… so herrlich leicht. Naja, man kann nicht alles haben.
Und dann bin ich plötzlich am Ziel. Wie es scheint, ein schönes mittelalterliches Städtchen. Aber auch hier wie ausgestorben und gleich wird es dunkel. Morgen früh werd ich Blog schreiben und dann auch schon weitergehen.
Heute bin ich in einem Gite und wie es scheint, extra für Pilger. Im Schlafraum 2 Doppelstockbetten, Küche und Bad. 15€ – super! Irgendwie war ich auf Küche gar nicht vorbereitet… Ich dachte, ich schlafe wieder bei einer Familie. Und es ist Sonntag. Aber macht gar nix. Es sind noch Nudeln da und Zucker finde ich auch im Schrank. Das geht doch auch mal… Zuckernudeln. Ausserdem habe ich noch n halben Obstkorb in meinem Rucksack und eine „ heiße Tasse“ ziehe ich auch noch aus den Katakomben. Perfekt😊👍 Und es ist Kaffeepulver da – yeeeeees. Richtiger Kaffee für türkisches Aufbrühen😊 Wieso heißt es eigentlich so?! Ich glaube, die Türken trinken den Kaffee gar nicht so.
Heute google ich mich mal bissel durch Weinanbau, Winzer, Burgund😊🍷 Ein Wein dazu wäre nicht schlecht….. ABER man kann nicht alles haben. Ich habe ein Dach über den Kopf und das ist wunderbar.
Ich schlafe drüber im Sessel ein und wache wieder auf, als eine Nachricht kommt. Nun bin ich wieder hellwach und nutze die Zeit um mir schon mal die Etappen im Zentralmassiv anzuschauen… Notizen zu machen. Aber irgendwann wird’s einfach Zeit, in den Schlafsack zu gehen.