03.04.23 Hospital de Orbigo – Santa Catalina de Somoza 25,7 km (2.936,4km)
Wir starten nach dem Frühstück zu dritt. Irgendwie ist es dann doch schon wieder 8.45 Uhr. Aber vielleicht auch ganz gut so, denn vor einer Stunde waren die Temperaturen noch um die Null Grad. Ich gehe wieder ohne Rucksack und Ralf hat mir mal wortlos zwei 600er Ibuprofen rübergereicht. Ja, vielleicht ist es jetzt wirklich mal an der Zeit.
Strecke ist nicht so aufregend. Und es gibt wieder Unmengen von Steinen… F… Stones. Für beide Füße nicht gut.
Im nächsten Ort hat ein älterer Herr in der Garage eine Stempelstelle eingerichtet. Er bietet auch Wasser, Kekse, Obst an. Früher hat seine Mutter auf diese Weise die Pilger betreut. Es gibt eine Gedenktafel und viele viele Postkarten aus aller Welt.
Wir kommen an einem Bauernhof vorbei… Simona und ich streicheln die jungen Rinder. Ich glaube, Ralf findet das eher albern 😅
Wenige Kilometer weiter hat ein Pilger eine unglaubliche Oase für Pilger geschaffen. Es gibt Hängematten, ja sogar Betten im Feld. Getränke und Obst auf Spendenbasis. Es gibt sogar Wassermelone, da habe ich doch schon seit Wochen Appetit drauf 😋😋
Er selbst hat schon einige krasse Weg-Erfahrungen hinter sich. Er ist schon mal weit über 1000 km ohne Geld gelaufen und auch schon mal barfuß.
Ein wirklich schöner Platz.
Nun ist es nicht mehr weit bis nach Astorga, die Stadt ist schon zu sehen.
Eine krasse Brücke führt über ein Gleis rüber. Wahnsinn, was da an Material verschwendet wurde. Keiner von uns hat leider auf‘s Tacho geschaut. Es wäre sicher interessant zu sehen, wieviel Meter man gehen musste.
Simona wird heute hier nächtigen, Ralf und ich wollen weiter. Nach einer ausgiebigen Mittagspause zieht Ralf schon mal los. So kann jeder von uns in seinem eigenen Tempo gehen. Seit meine Füße das eine oder andere Problem haben😅😎, bin ich nachmittags wesentlich langsamer unterwegs. Ich nehme mir einfach meine Zeit.
Die Kathedrale wie auch den Bischofspalast ( Gaudi) habe ich schon vor vielen Jahren besichtigt. Heute gibts nur das eine oder andere Foto von außen.
Ich nehme mir die Zeit, die ich brauche. Tauche immer wieder in Erinnerungen ab…
Wenige Kilometer vor meinem Tagesziel ruft jemand meinen Namen?! Ich drehe mich um… es ist Bruno, der mit einem kleinen Umweg sich ein Dorf angeschaut hat… ebenfalls auf den Pfaden der Erinnerungen…
Ruckzuck erreichen wir mein heutiges Etappenziel..Santa Catalina de Somoza. Sofort erkenne ich den Ort wieder. Am Ortseingang saß früher immer ein älterer Herr und hat an Stöcken geschnitzt 😊 Ich hatte mich beide Male mit ihm unterhalten. Ob er wohl noch lebt?
Meine Herberge ist gleich am Ortseingang rechts. Bruno macht eine Trinkpause, wird dann aber weitergehen. Die Herberge ist auch Bar/ Restaurant. Ich frage die Dame hinter dem Thresen nach dem älteren Mann. Ihr Gesicht wird grimmig, aber sie antwortet mir, dass er noch lebt. Und da fällt es mir wieder ein.
Er hat dort nicht nur geschnitzt, sondern auch uns Pilger eine Bar weiter geschickt, die gehört nämlich seinem Sohn 😇😅
Ja ja ja, der Konkurrenzkampf ist nicht ohne.
Vielleicht können Ralf und ich dort noch vor dem Abendessen ein Bierchen trinken, ich würde gerne wissen, wie es ihm geht.
Bruno und ich verabschieden uns und ich suche mal mein Bett.
Ralf ist schon fertig und es gibt ein weiteres belegtes Bett.
Es ist ziemlich kühl im Raum. Altes Gemäuer und die Heizung ist eher spärlich an. Das dürfte kalt werden heute Nacht.
Nachdem auch ich geduscht und gestriegelt bin, drehen wir eine Runde durch‘s Dorf. Und ja, wir schauen in der anderen Bar vorbei, aber erst auf dem Rückweg, da unser Gastwirt uns hinterher schaut. Wie blöd ist das eigentlich?
Viel zu schauen gibts natürlich nicht, ist ja ein Minidorf.
Der Wirt vom „ San Blas“ freut sich, als wir nach dem Vater fragen. Er ist inzwischen 87 Jahre alt und erfreut sich guter Gesundheit. Aber er schnitzt nun am Ortsausgang. Er kommt täglich um 21 Uhr in die Bar und trinkt auf seinem Stammplatz ein Bierchen und macht ein Nickerchen 😅
Zurück in unserem Etablissement ist es Zeit zum Abendessen. Wir lernen Pilger Klaus kennen, der aber nicht in unserem Zimmer schläft. Klaus ist 73 Jahre alt und geht den Camino Francés im Frühling und im Herbst. Es ist sein 11. Camino und er macht ihn in der Regel in 21 Tagen. Chapeau. Auch wenn 21 Tage alles andere als mein Anspruch sind. Ich genieße lieber. Aber jeder muss halt seinen eigenen Camino gehen.
Klaus sagt, für ihn kommt morgen eine der schwierigsten Etappen. Es geht ziemlich steil und ziemlich steinig runter und er kann nicht allzu gut mehr gucken.
Hoffentlich geht das gut!
Nun treffen wir auch auf unseren „Mitschläfer“, ein netter Kanadier.
Wir wollen morgen gemeinsam aufstehen. Das erleichtert ja schon mal das Packen😅
Ralf nimmt sich nun wieder meiner Blase an, die alles andere als gut aussieht. Hat sie sich entzündet?? Dr. Ralf kümmert sich und ich beiße die Zähne zusammen😩
Und dann kommt auch schon das Sandmännchen….