20.01.23 Col de Crie – Pompieres – 15 km (1462,7 km)
Wie abgesprochen am Abend zuvor, komme ich mal gegen 7.30 Uhr aus dem Zimmer, es ist noch alles dunkel. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, sehe ich, dass Ivan unten auf der Couch liegt mit Hund und Katz, wird aber nun auch wach. Um 8 Uhr bin ich startklar. Es sieht nicht so aus, als wenn ich hier Frühstück bekomme. Auweia, in meinem Rucksack habe ich keinen Proviant mehr. Ich fülle schnell die Flaschen noch mit Wasser auf.
Eigentlich wollten Ivan und ich heute früh noch bei jemanden anrufen, der auch Pilger beherbergt. Etappe dann ca. 26 km, Ivan kennt ihn und würde meinen Rucksack schon hinbringen, liegt auf seinem Arbeitsweg. In der Nacht habe ich mich umentschieden, aus den verschiedensten Gründen…
Für die kürzere Etappe, für das Hotel.
Es schneit und das nicht wenig.
Vor dem Haus stehend, jetzt ja bei Tageslicht, sehe ich eine Bäckerei gegenüber und frage Ivan, ob es in Ordnung wäre, wenn ich da noch schnell rüber laufe. Könnte ich, aber ich bekomme ja im Katzenhaus Frühstück. Okayyyy.
Wir fahren erstmal zu dem Glashaus, vor dem mich gestern Ivan abgeholt hat. Ich habe meine Stöcke vergessen 😅😅 und die stehen nun schon vor der Tür. Nun geht es wieder zur Farm. Wir müssen vorsichtig fahren. Die Straßen sind noch nicht geräumt. Ivan ist sich nicht sicher, ob wir zurück den Anstieg wieder hoch kommen werden. Er ist voll nett und erinnert mich ein bißchen an Frank, der leider nicht mehr lebt. Frank hat auch überall und jedem geholfen und seine Zeitpläne gingen auch nie auf😅
Ivan erzählt mir, wie es dazu gekommen ist, dass er Pilger offiziell aufnimmt… also in diesem speziellen Büchlein zu finden ist. Er hat recht häufig Pilger im Wald gefunden, die dort einfach so unter einer Regenplane gepennt haben ( zählt nicht zu schwarz zelten) oder auch ohne alles dort sich irgendwie niedergelassen haben, da sie nix Bezahlbares gefunden haben. Ja, ist schon sehr speziell die Gegend.
Er erzählt mir auch, dass die ganze Gegend eher ärmer ist, man von Ziegen oder Holz lebt. Auf der anderen Seite des Flusses wäre die reichere Gegend, die Weingegend und dort verkauft er im Sommer auf Märkten seinen Käse. Im Winter gibt es keine Milch und so verdient er sich sein Geld in einer Unternehmensberatung. Normalerweise kümmert sich jemand auf seiner Farm um die Ziegen, aber wenn so viel Schnee ist, braucht der nicht extra kommen und er macht es selbst.
Er sagt, es gibt in der Gegend erst seit kurzem EINEN Wolf und auch paar Luchse.
Wildschweine viele und zeigt mir Fotos, die direkt vor seiner Farm entstanden sind.
Nun gehts zum Katzenhaus… naja, was soll ich sagen… Tiere sind keine Puppen, die, wenn sie alleine sind, still in der Ecke sitzen.
Während Ivan unter die Dusche springt, esse ich schnell Cornflakes und trinke einen Kaffee.
Und dann fahren wir nach Col de Crie, ab hier geht’s für mich zu Fuß weiter. Ivan fährt zur Arbeit und gibt auf dem Weg meinen Rucksack im Hotel ab. Mega lieb 🙏🙏
Er bietet mir auch an, mich dort abzusetzen, aber ich möchte laufen😃Natürlich. Allerdings empfiehlt er mir, besser auf der Straße zu gehen bzgl. der Schneelage. Und da es nur wenig bis gar kein Netz gibt, befolge ich diesen Rat auch.
Auf den nächsten 100 km könne ich jederzeit Ivan anrufen, wenn ich Probleme im Schnee habe, mit dem Auto wäre er schnell da. 🙏🙏🙏 Vielen Dank für das tolle Angebot. Ich hoffe natürlich, dass ich davon nicht Gebrauch machen muss und falls doch, dass ich Netz habe 😅
Der Schneefall hört auf… ist ja auch schon mal was. Stellenweise blitzt sogar die Sonne für Minuten raus. Auf der Straße ist es natürlich nicht so ganz ohne. Ich muss ständig die Straßenseite wechseln bei den vielen Kurven. Zu groß ist die Angst, dass die Fahrer mich nicht rechtzeitig sehen, links neben mir ist der Abhang. Es sind Räumfahrzeuge unterwegs in beide Richtungen und Salz ist inzwischen auch auf den Straßen. Und ohne Rucksack bin ich zügig, sehr zügig😅 Was das doch gleich ausmacht …
Erstmal heiß duschen… lange heiß duschen😅 Sonst bin ich schon auch der Wassersparer, aber das ist nun mal die schnellste Art, sich aufzuwärmen. Anderseits sind die momentanen Temperaturen schon auch sehr angenehm zum Laufen, da ich ja die tollen Strümpfe unter habe. Und das meine ich jetzt nicht mal so ganz ironisch, denn ich glaube, ihnen habe ich zu verdanken, dass ich keine Knieprobleme mehr habe. Sie geben absolute Stabilität 😅
Aber manchmal denke ich schon auch gerne zurück an die Zeit vor diesen Strümpfen. Damals gab es ja auch das Knieproblem noch nicht. Es lief sich schon auch leichtfüßiger. Aber was soll’s. Sie gehören dazu.
Ich telefoniere bisserl, muss mal dringend paar Eindrücke teilen 🙃🙃 Schaue Mediathek und um 19 Uhr gibt es Abendessen. Ein tolles Essen mit einer mittelgroßen Flasche Wein und einer Hammer Käseplatte.
Ach ja, das darf heute mal sein… mal sehen, was morgen abgerechnet wird 🙃