27.02.22 Castet Arrouy – La Romieu – 26 km ( 2.179 km)
Ich habe wunderbar geschlafen in meinem Einzelzimmer 😊
Hatte ich gestern geschrieben, dass auf jedem Bett frische Handtücher bereit lagen in einer anderen Farbe?? So wie ich mich morgens schon über das Spiegelei gefreut hatte, waren es abends die Handtücher in meiner Lieblingsfarbe. Es sind oftmals die vermeintlichen kleinen Dinge, die uns große Freude bereiten können. Beziehungsweise ist es ein großer Vorteil, wenn man sich an den vielen Kleinigkeiten, die uns das Leben vor die Füße legt, erfreuen kann😊
Nathalie scheint jedenfalls auch eine Vorliebe für die Farbe Türkis zu haben, denn sie ist relativ oft im Haus zu finden 😍
Nach dem wirklich reichhaltigen Frühstück begleitet uns Nathalie noch bis zur Kirche und schließt diese auf. Ich drehe eine Runde und verabschiede mich dann. Pierre bleibt noch.
Ziemlich grau ist’s und ich tauche tief in meine Gedanken ein. Lasse die letzten Tage Revue passieren? Ob ich Tanguy wohl nochmals auf dem Weg treffe? Eigentlich will Henri nochmals – kurz vor Saint-Jean-Pied-de-Port – zu uns kommen und mit uns einen Tag mitlaufen. Es wäre echt mega schön, wenn wir nochmals gemeinsam zu dritt bzw. dann ja zu viert einen Tag laufen würden.
Momentan habe ich ja bisserl Knieprobleme. Und heute Nacht – als ich mal zur Toilette musste – fiel es mir wie Schuppen vor den Augen. Ich habe in den vergangenen Tagen viel zu wenig getrunken und das fördert die Knieprobleme. Es kann quasi keine Gelenkschmiere produziert werden. Ich muss also unbedingt mehr trinken.
Der Weg geht schon wieder – wie gestern – ne ganze Weile auf dem Feld parallel zur Straße entlang… ein Trampelpfad quasi.
Irgendwas stimmt hier aber gerade so gar nicht. Es kommt mir gerade so vor, als wenn ich eine Runde ums Feld drehe. Macht ja irgendwie so gar keinen Sinn die Wegführung. Ich stelle Komoot zur Überprüfung an… Bingo…. falsch.
Um zurück zum Weg zu kommen, mache ich jetzt auch noch den Rest der Feldumrundung🙄 Ist jedenfalls kürzer als zurückzugehen😑 Und so komme ich genau zu der Stelle, an der ich gedankenversunken dem Trampelpfad gefolgt bin statt der rot/ weißen Markierung.
2 km mehr!! Na toll. ( Die ich übrigens nicht zähle bei den Gesamtkilometern) Tja, eigentlich wollte ich doch heute Kilometer sparen daher am Ende die Variante Straße…
Und was ist das denn jetzt?!?! Das fängt doch tatsächlich an zu schneien!!! Beim Frühstück sind wir noch verschiedene Wetterberichte durchgegangen!! Es wird nicht regnen!!! Nee!!! Es schneit. Ganz feine kleine Schneeflocken. Ich warte noch bisserl ab, doch dann halte ich kurz und krame den Regenüberzug für den Rucksack zumindest raus.
Pierre kommt, wir „reden“ kurz und dann lass ich ihn passieren. Zum einen hat er ein anderes Tempo und ich möchte gar nicht erst in die Versuchung kommen, Tempo anzuziehen. Meinem Knie zuliebe. Zum anderen habe ich auch keine Lust auf eine Unterhaltung per ÜbersetzungsApp und auch so möchte ich gerade lieber in meinen Gedanken bleiben.
Knapp 2h später treffen wir uns in Lectoure wieder und entschließen uns für eine gemeinsame Mittagspause.
Das Tagesmenü war jetzt eher nicht der Brüller, aber das Aufwärmen tat gut. Pierre schreibt Tagebuch und ich n bisserl am Blog. Also eigentlich auch Tagebuch😅 Und zwischendurch tauschen wir uns auch mal aus. Pierre hinterlässt auf einer Serviette ein gemaltes Danke für die Bedienung. Pierre zeichnet, wann immer er die Möglichkeit hat. Auch schon vorgestern Abend, als wir in der Pilgerherberge alle in der Küche saßen😊 Auch seine Einträge in den Gästebüchern sind gezeichnet. Und diese ❤️🔥Leidenschaft❤️🔥 hat er zum Beruf gemacht, sich selbstständig gemacht 👏🏻👏🏻👏🏻👏🏻 Er zeigt mir seine Werke auf seiner Webseite. Toll. Mega schön.
Tue was du liebst – liebe was du tust. Dann musst du nie wieder einen Tag mit Arbeit verbringen… nur mit Hobby 😅😊
Gut aufgewärmt geht es weiter. Bis zum Stadtrand noch gemeinsam, dann wieder jeder für sich. Über oder auch durch so eine Art Burg geht es raus…
Nun traut sich auch mal hin und wieder die Sonne raus und und ab und zu ändert der Himmel seine Farbe von grau zu blau. Immerhin… ab und zu…wie wohltuend 🥰 Der eine oder andere Baum steht schon in Blüte 😍
Ich komme im kleinen, aber schönen Örtchen Marsolan an.
Ab hier kürze ich ja meine Etappe ab indem ich die Straße nehme statt Wanderweg. Nun ist das Ziel auch nicht mehr soooo weit wech. Und da zieht es sich auch schon wieder und ich ziehe mir nen Podcast rein😅
Plötzlich liegt vor meinen Füßen ein mit einem kleinen Stein beschwerter Zettel. Ahhh… ein Gruß für mich. Er hat sich also dann doch auch für die Straßenvariante entschieden😊
Nun kann ich auch schon von weitem die Stiftskirche Saint-Pierre sehen, gleich geschafft.
Die Herberge ist auf und gleich im Eingangsbereich steht auch schon der Rucksack von Pierre. Der Hospitalero wollte nach 18 Uhr kurz vorbeischauen. Also nutze auch ich schnell die Möglichkeit, eine Runde ohne Rucksack durch den Ort zu drehen und vor allem eine Épicerie (Lebensmittelgeschäft) zu suchen. Dort treffe ich auch auf Pierre. Heute Abend wird mal wieder – zeitsparend – Milchnudeln 🙃 gekocht. Mal sehen, was Pierre davon hält. Da in der Herberge Essig, Öl, Salz & Pfeffer vorhanden ist, gibt‘s noch nen großen Tomatensalat… fertig.
Gegenüber von unserer Herberge ist hinter einem Gitter der Kreuzgang der Stiftskirche zu sehen. Mega schön. Da aber schon im Reiseführer stand, dass der Zugang zur Kirche und zum Kreuzgang über die Touristinfo erfolgt, hab ich mich gar nicht erst auf die Suche gemacht, die haben eh schon geschlossen. Da waren die Lebensmittel jetzt wichtiger.
Auffällig sind die vielen kleinen Katzen-Statuen im Ort… auf Häusern, auf Fensterbrettern und und und…. GsD gibt es Google 😅🙏… es hat mit einer Sage zu tun😎
Ja, dieses Örtchen hat wirklich mittelalterlichen Charme. Schade, zu spät angekommen und morgen geht es wie immer weiter..
Kurz nach 18 Uhr kommt Laurent vorbei, unser Hospitalero. Selbst Pilger! Und das merkt man auch in der Herberge. An alles gedacht, mit ganz viel (Pilger)Herz eingerichtet. Es gibt sogar große Schüsseln und Meersalz für ein Fußbad.
Und Laurent ist aufmerksam. Meinen wiederholten und völlig unbewussten Griff zur linken Schulter entgeht ihm nicht. Er fragt, ob ich Schmerzen habe. Naja…. n bisserl schon.
Er massiert die Stelle und bietet an, Arnikacreme aufzutragen/ einzumassieren. Aber ich hab ja noch nicht mal geduscht. Kein Problem, Laurent wartet😊
Und dann bekomme ich eine herrlich wohltuende Schultermassage 🙏😊🙏
Laurent ist 2013 den Camino gegangen und noch im selben Jahr hat er das Gebäude gekauft und diese schöne Herberge daraus gemacht. Er LEBT den Camino, sagt er. Einen Fernseher hat er seither nicht mehr😊 Und ist aus dem „Höher – Schneller – Weiter -Leben“ ausgestiegen. Für ihn zählen heute andere Sachen im Leben 😊
Pierre und ich reservieren die Herbergen für morgen. Unsere Wege trennen sich morgen. Er möchte gerne über 30 km machen… ich wegen dem Knie nur 20 km.
Aber irgendwie bin ich wohl auf der Seite verrutscht und hab ein Dorf weiter reserviert als geplant. Ich plane die Strecke in der Komoot-App von Haustür zu Haustür und bin bei 27 km. Upps. Naja, ist dann jetzt eben so😅
Pierre hat eine Postkarte von der Stiftskirche gekauft, die er an Nathalie schicken möchte. Er zeichnet sie 1A ab… im Gästebuch👏🏻👏🏻