19.11. Harpstedt – Wildeshausen -12,6 km ( 344,5 km)
Sandra‘s schnelle Nummer 😅
Die andere Option war über 30 km.
Da ja noch immer eine Aufgaben zu erledigen waren, entschied ich mich für den Spaziergang.
So manch ein Abschied fiel mir ja schon schwer hier auf diesem Camino. Genauso wichtig wie der Weg selbst sind für mich immer wieder die Begegnungen. Anders als auf den Caminos in Spanien und Portugal, wo selbst im Winter noch genug Pilger unterwegs sind, sind hier auf der Via Baltica die intensiven Begegnungen eher mit den Hospitaleros, den Herbergsleuten. Abschied nehmen und weiterziehen. Aber vielleicht heisst dieses Losgehen auch immer wieder auf‘s Neue die Komfortzone verlassen. Losgehen… Loslassen…
Wenn ich mich morgens fertig mache, den Rucksack packe, trödele ich auch schon mal ein bisserl… bleiben wollen, festhalten wollen…. ABER dann… mit großen forschen, ja neugierigen Schritten dem Neuen entgegen.
Mein Weg führte mich erstmal zum Bäcker. Draußen sind es -4 Grad und ich habe große Lust auf ein heißes Brötchen aus dem Ofen. 5 Minuten warten – ja das passt. Lecker. Im Anschluss schaue ich mich ganz in Ruhe bei der Kirche um und mache das eine oder andere Foto. Eine Frau spricht mich an und sagte, sie hätte mich schon beim Bäcker gesehen… wohin ich denn gehen würde? Santiago??? WOW, jetzt im Winter? Und ob ich einen Stempel noch bräuchte für meine Credencial, meinen Pilgerausweis. Sie führt mich zur Stempelnox gegenüber der Ev. Christuskirche. Doch es ist genau der, den ich schon von Elke bekommen habe.
Wir tauschen uns noch kurz aus, eine wirklich schöne Begegnung am Morgen.
Die Sonne scheint, die Natur ist wunderschön anzusehen und ich ziehe mit einem Lächeln im Gesicht los. Einige Leute wünschen mir einen guten Weg und vor einem Einfamilienhaus stehen Äpfel für Pilger zum Mitnehmen. Man ist, wie es scheint, den Pilgern hier wohlgesinnt.
Ich werde in Wildeshausen im Gemeindehaus schlafen und ich glaube, auch nur, weil ich versprochen habe, bis um 12 Uhr da zu sein…locker locker.
Ich bin ein Sonnenkind und genieße in vollen Zügen. Dann fällt mir ein, dass noch ein Video aussteht…über mich, den Weg und natürlich die Kinderhilfsprojekte, die ich mit meinem Weg unterstützen möchte. Vorgabe…ca. eine Minute. Da wäre doch jetzt in der Sonne der perfekte Moment, das abzudrehen.
Halleluja…20 Versuche reichen sicher nicht! Entweder völlig außerhalb des Zeitlimits oder ich stolpere durchs Programm oder das Fotohandy rutscht mir aus der Hand…. -4 Grad sind einfach verdammt kalt schon. Und so vergeht die Zeit… jajaja.
Obendrein übersehe ich einen Pfeil….und da muss man sich schon sehr sehr bl…ind anstellen, denn seit Bremen ist der Weg wirklich mega markiert. Daher werde ich auch stutzig, dass eben kein Pfeil, keine Muschel zu sehen ist an einem Platz, wo ich sie vermutet habe. Also Maps fragen… oh ja, zurück!
Ein Blick auf die Uhr….uiiiiii… wo ist denn die Zeit geblieben?! Gas geben!!! Jetzt!! Ich habe versprochen, vor 12 Uhr an der Kirche zu sein zwecks „Check in“ im Gemeindehaus. Sieben-Meilen-Schritt ist angesagt.
Und es geht wieder in den Wald, in den wesentlich dunkleren Wald.
Ich mag es sehr, durch den Wald zu laufen, der Geräuschkulisse zu lauschen, den Wald zu riechen, zu staunen über die Natur, die riesigen Bäume… das eine oder andere Tier zu sehen…Außerdem ist der Wald ein wunderbarer Schutz bei Regen und Wind.. es kommt nicht ganz so viel durch als auf dem Wiesenweg oder so.
ABER heute scheint der einzige sonnige Tag auf längere Sicht zu sein.
Und so entsteht das „Selbstgespräch des Tages“ , schimpfend bei einer gefühlten Geschwindigkeit von 7 km/h 😜
Manno!!! Da draußen ist Sonne und ich stapfe durch den Wald…immer nur Wald!
Übrigens handhabe ich das ähnlich im normalen Alltag mit dem Straßenverkehr… sehr sehr anpassungsfähig sag ich da nur… 🙈😅🤣
Punktlandung! Punkt um 12 Uhr bin ich da. Ich bin dankbar, dass ich hier ein günstiges Bett bekommen habe, aber Willkommen fühle ich mich nicht so richtig als Pilger…wenn ich da an andere Gemeindehäuser denke. Aber heeyyyy … ich hab ein Bett und ein Dach über dem Kopf.
Später lerne ich noch den Küster kennen, der dann doch sehr nett ist. Er informiert mich, dass später noch eine Gruppe Messdiener im Hause sein wird, es gibt Bratnudeln und ich darf gerne dazukommen. Danke für das Angebot🙏
Da ich aber noch einige Sachen zu erledigen habe, entscheide ich mich für Brathähnchen ( für Broiler 😃) vom Stand und Ruhe.
Doch vorher ein Stadtspaziergang. Und spät am Abend habe ich dann endlich den Instagram-Account aktiviert! Film abgedreht, Instagram aktiviert… super, es wird 😅