14.01.23 Chagny – Saint Désert (abseits vom Weg) 22,7 km (1362,3)
Gestern bat mich Fanny, doch nicht so früh loszugehen😅 Achja… es ist Sonntag. Also verabredeten wir uns für Frühstück bei Fanny um 9 Uhr. Das passt auch super… trotzdem wird mein Blog nicht fertig. Das Sortieren/Aussortieren der Fotos benötigt schon jede Menge Zeit. Ja, bei schönem Wetter knipse ich einfach zu viel😅
Die Gefahr wird ja heute weniger bestehen.
Funny bat mich, die Etappenplanung bzw. die Adressen der gebuchten Unterkünfte mit an den Tisch zu bringen. Als sie sieht, das ich DAS B & B habe, sagt sie… geht gar nicht!!! Ich erkläre ihr, dass wir nichts anderes gefunden haben. Sie erzählt mir, dass die im Sommer noch höhere Preise aufrufen und sie denen mal gesagt hat, dass das zu hoch für einen Pilger wäre. Die hatten dann erklärt, dass sie ja einen Pool hätten. Und sie erwiderte, dass Pilger gar keinen Pool wollen.. alles, was sie auf ihrem langen Weg bräuchten, ist ein Dach übern Kopf und etwas zu essen ( das bringen sie sich notfalls auch selbst mit). Und die erwiderten: Wir haben aber einen Pool.
Funny hängt sich ans Telefon und ruck zuck hat sie mich bei den Black Sidters aus Madagaskar untergebracht. Mega nett, sagt sie. Ist 2,5km abseits vom Weg. Wunderbar🙏
Ich melde das B&B ab. Es werden 3 Kaffee‘s und noch das eine und andere Schwätzchen und dann geht es los.
Sie erklärt mir noch ruck zuck wie ich zu gehen habe und wo ich auf die erste Wegmarkierung stoße.
Herzliche Verabschiedung – klar, mit einer langen Umarmung. Und die tut bei diesem grauen Wetter doppelt gut.
Ja, ich bin wohl wetterfühlig😅 Hätte ich gestern den Weg noch „hopsen“ können, schlägt mir heute das Grau eher aufs Gemüt😔 Ja, der Camino ist wie das Leben…und wie ein Brennglas😉 Aber es ist immerhin trocken.
Kaum bin ich aus dem Städtchen heraus, merke ich auch schon, die Landschaft verändert sich. Es gibt sie noch, die Weinfelder. Aber auch Felder und Wiesen und Wälder. Es geht heute auch mal wieder bisserl hoch. Und runter. Und hoch. Naja, noch nichts so Dickes. Höchste Höhe ca. 430m.
Es ist niemand unterwegs – nur ich. Der erste größere Ort nach 5 km. Ich treffe auf 4,5 Autofahrer, sonst niemanden. Wie ausgestorben. Hin und wieder bellt mal n Hund, das war‘s. Auch die Weinfeldern liegen heute mehr oder weniger verlassen da.
Na, das hebt alles gerade nicht meine Stimmung. Außerhalb von Rully gibt es am Wegesrand ein altes Château, im Sommer kann man es auch besichtigen. Es sieht mystisch aus.
Und bald schon geht es in einen Wald, einen dieser Wälder, die ich nicht mehr so mag… und schon gar nicht, wenn es so grau ist. Energie folgt der Aufmerksamkeit… klar! Ich verliere den Weg im Gespensterwald. Mist. Hab ich irgendwo ein Zeichen übersehen? So drehe ich da meine Runden, Netz gibt es nicht. Ich könnte kotzen. Dann endlich draußen, auf einem kleinen Weg…. bin ich doch richtig??? Auf dem Boden ist rechts ein Kreuz für „ falscher Weg“. Also links. Noch 2 Kurven ist dann auch schon weiter vorne ein Ort zu erkennen. Gut. Aber irgendwann kommt mir das Château, dass ich sehe, sehr bekannt vor. Neeee!!! Ich bewege mich wieder auf Rully zu, nur von einer anderen Seite und von weiter unten. Schöner Scheiss! Also dann muss eine andere Navigation her! Tatsächlich hatte ich, als ich aus dem Wald war, Komoot angeschmissen und den nächsten Ort eingegeben. Das waren jetzt mal schön paar Extrakilometer ( by the Way…die ich übrigens nie mitzähle… ich rechne immer nur die angegeben Entfernungen laut Buch).
Und so habe ich in Mercurey schon knapp 14 km.
Und noch genug vor mir! Es ist ja schon nachmittags und so treffe ich die Entscheidung, dass ich nach Google Maps weiter gehe. Das ist dann leider nicht mehr Camino, aber meine Übernachtung liegt eh abseits vom Weg. Es sind noch 12 km. Also sollte ich um 17 Uhr dort sein.
Tatsächlich ist dieser andere Weg gar nicht soooo schlecht, es gibt einen kilometerlangen immer geradeaus verlaufenden Fahrrad/ Fußweg, wo ich nun auch einige Spaziergänger treffe.
Tatsächlich treffe ich kurz nach 16.30 Uhr bei den Schwestern ein.
Sie wissen schon von Funny, dass ich nur ein paar Brocken französisch spreche oder verstehe.
Hatte ich schon geschrieben, dass ich da auch kein schlechtes Gewissen habe?!? Natürlich würde ich mich freuen, wenn ich etwas mehr französisch könnte. Ich habe jetzt und hier aber nicht die Zeit, die Sprache zu lernen; meine Mission ist schließlich eine andere…. nämlich Spenden sammeln für 5 Kinderhilfsprojekte ❤️🙏 Höflichkeitsfloskeln kann ich und wir unterhalten uns halt anders. Die Sprache der Herzen versteht man überall, den Rest erledigen Übersetzungsprogramme.
Ich hab auf den spanischen Camino’s auch viele französische Pilger getroffen, die nicht spanisch sprechen konnten.
Wir essen gemeinsam und lachen viel. Außer der 3 Schwestern ist Chrissi noch dabei, eine aufgeschlossene Jugendliche, die das Wochenende hier verbringt. Sie ist in Frankreich geboren worden, aber ihre Eltern sind aus Madagaskar. Sie spricht ein 1A englisch und übersetzt auch für die 3 Schwestern, aber sie verstehen auch recht viel.
Sie haben ein typisches Nationalgericht aus Madagaskar gekocht… lecker.