08.03.23 Aroue „Bellevue“ – Harambeltz – 22 km (2.390,6 km)
Ein windiger, ein wirklich windiger Tag 😃 Ich bin kaum vor der Tür, wird mir auch schon ein Seitenscheitel verpasst 😆🙃
Aber der Himmel ist blau, die Sonne scheint und es ist auch relativ mild. Also alles gut😊 Der blaue Himmel mit dem nun sehr häufig am Wegesrand vorkommenden gelben Stechginster gibt ein schönes Farbspiel ab, das ich sehr genieße. Türkis & gelb ist halt eine meiner Lieblingsfarbkombinationen… auch wenn der Himmel jetzt nicht direkt türkisfarben ist… aber schön 😍
Es geht immer mal wieder hoch und runter… und oft bieten die Wege wenig Schutz vor dem Wind. Da kommt es schon mal vor, dass es mir zwischendurch die Stöcke zur Seite weht. Halleluja. Gott sein Dank bin ich kein Fliegengewicht 🙃🙃🙃🙃
Um die Mittagszeit entdecke ich am Wegesrand einen liegenden trockenen Baum an einem relativ windstillen Platz Perfekt für eine Pause. Ich genieße die Sonne, beobachte die Schafe gegenüber; Schafböcke, die kämpfen und Greifvögel, die über mir gleiten. Da kann man schon mal die Zeit vergessen. Doch da ziehen Wolken dichter und dichter… vielleicht soll ich doch mal besser weitergehen.
Ein kurzer Schauer erwischt mich, aber kaum der Rede wert.
Doch da kommt sicher noch mehr runter. Bisserl Gas geben. Ich habe nicht mehr viel zu trinken und muss es mir einteilen. Es geht heute ja eher durch kleine Weiler durch als Dörfer. Wenn ich Leute draußen sehe, werd ich mal bitten, dass sie mir die Wasserflasche auffüllen. Aber ich sehe keine. Einmal klopfe ich, aber es scheint niemand da zu sein. Okay, dann muss ich mir den Rest halt wirklich gut aufteilen. Kurz vor Etappenende wartet noch ein richtig bissiger Aufstieg. Aber vorher brauche ich eine kurze Pause. Und die mache ich einfach mitten auf‘m Weg. Das habe ich mir von Haude und Tanguy abgeschaut 😅 Eine Sitzmöglichkeit wird sowieso nicht kommen, also warum dann nicht mitten auf‘m Weg? Was mit Anfang 20 geht, geht doch auch noch mit Anfang 50… auch wenn das Hochkommen nicht mehr so easy ist 😆🙃😆🙃
Und nun – dieses letzte Stück – fordert all meine Kraft! Mamma Mia!!!!! Soooo krass! Wind – nein wirklich Hammer Sturm von vorne! Und das am Frauentag!!! Ich bin ziemlich nahe am Ende meiner Kräfte. Ich erwische mich bei dem Gedanken: „Es müsste noch ein Pilger hinter mir sein…wenn ich jetzt zusammenbreche, kann er mich auflesen“ Upppps.
Dann endlich bin ich am höchsten Punkt. Und dort ist eine Kappelle, die Schutz bietet🙏🙏🙏
Obwohl es nur noch ca. 2 km bis zum Ziel sind und die steil runter, bleibe ich ewig sitzen. Draußen pfeift der Wind und inzwischen hat auch der Regen zugenommen.
Irgendwann raffe ich mich auf. 2 km…ich versuche so schnell, wie ich eben noch kann. Aber viel Power ist da eben nicht mehr.
Und dann endlich sehe ich das von Marie im Vorfeld schon so gut beschriebene Haus🙏🙏🙏🙏
Ein herzlicher Empfang von Marie und ihrem Partner Nicolas. In der Küche ist es herrlich warm und gemütlich. Schnell sind die Strapazen vergessen. Und dann kommt auch schon Dominik. Wahnsinn… er ist heute früh in Navarrenx gestartet und kommt man gerade 30 Minuten später als ich an. Ein flotter Bursche und ich eine lahme Ente 🙃😆
Aber Gott sei Dank ist der Camino ja kein Wettkampf… jeder sollte sein eigenes Wohlfühltempo finden😊
Marie erzählt von der Magie des Ortes und ihr Weg hierher. Wieder so ein Camino-Wunder. Seit 3 Jahren ist sie hier als Hospitalera, hat diesen wunderschönen Ort gemeinsam mit ihrem Partner zu dem gemacht, was er heute ist. Eine Oase für Pilger an einem Ort mit einer ganz besonderen Energie 🙌 Doch ihre Geschichte fing als Pilgerin hier an…🫶
Zeit für Dusche und ein bisserl Beine hochlegen. Im Schlafraum lernen wir dann auch noch Pilger Nr. 3 kennen, Ivan aus Frankreich, der einen anderen Weg gekommen ist als wir und morgen in SJPdP fertig sein wird.
Gegen 19.30 Uhr gibt es Abendessen – Pizza homemade, so lecker und dazu sehr schöne Gespräche🥰