22.03.23 Belorado – Atapuerca – 29,9 km (2.677,8 km)

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22.03.23 Belorado – Atapuerca – 29,9 km (2.677,8 km)

Der Wecker geht um 06.30 Uhr, wir wollen heute früher starten. Denn wir haben uns eine etwas längere Strecke vorgenommen, um morgen schon am frühen Nachmittag in Burgos anzukommen 😊

Meinem rechten Fuß geht es erstmal gut, die Blase ist auch versorgt. 

Um 7.10 Uhr sind wir startklar, suchen aber erstmal ne Möglichkeit, den Schlüssel loszuwerden… finden nichts. Teresa will ihn wieder zurück ins Zimmer bringen, aber kommt nicht in den Anbau rein, da der Schlüssel klemmt. Wir verstecken ihn im Blumenkasten und schicken dem Besitzer ein Foto 😅

Gut gelaunt ziehen wir los und die Sonne zeigt sich auch schon von der besten Seite. Ein schönes Morgenlicht. 

Wir hoffen, irgendwo auf dem Weg eine Bäckerei oder geöffnete Bar zu finden, aber Fehlanzeige. 

Das kleine Städtchen ist ganz nett, aber wir bereuen absolut nicht unseren chilligen Nachmittag auf der Sonnenliege 😊


Am Ortsausgang  sehen wir schon von weitem eine Tankstelle… Dort bekommen wir schon mal immerhin einen wässrigen Automatenkaffee😅🙏

Wir kommen durch einige kleine Dörfer, doch es gibt keine geöffnete Bar. Uiiiii, Uiiiii, Uiiiii. 


So allmählich schwinden meine Kräfte. Wir sind mal wieder recht zügig unterwegs. Hat uns ja schon der eine oder andere gesagt, kommt mir aber selbst immer gar nicht so schnell vor😅 Aber da wir wieder einige Pilger überholt haben, ist da wohl was dran😅  Mehr Tempo – mehr Energieverbrauch. Obwohl es eigentlich relativ flach ist, habe ich recht schnell die Stöcker genommen, um mehr Power aus den Armen zu holen und die bzw. den rechten Fuß bisserl mehr zu schonen. Benötigt natürlich auch mehr Energie. Und die schwindet gerade. Wir laufen gerade in Espinosa del Camino ein und das Dorf sie irgendwie noch kleiner aus als die zwei, die bereits hinter uns liegen. Ich überlege gerade, wo ich das Traubenzucker habe, da ruft Teresa, die gerade paar Schritte vor mir geht, freudig : „It‘s Open!“  😊😅 Na das ging ja gerade nochmal gut 😊

So nach und nach füllt sich die Terrasse mit anderen Pilgern, für uns viele neue Gesichter. Gut gestärkt gehts weiter.

Nach weiteren 3,6 km kommt das kleine Städtchen Villafranca Montes de Oca. Gleich am Ortseingang gibt es 2 Bars / Restaurants und da vor stehen einige Trucks. Plötzlich tauchen Erinnerungen von meinem ersten Camino auf!

WOW🤩- das ist genau der Ort, an dem ich meine „Camino-Väter“ Jürgen, Peter und Bernhard kennengelernt habe. Jürgen, wenn du das lesen solltest, heute warst du ganz viel in meinen Gedanken😊 Dir hätten eigentlich die Ohren klingeln müssen🙃

Auf einer der Terrassen  sitzen Francesca, Marie, Fran und Alex. Wir winken nur kurz herüber, entscheiden uns gegen eine Pause. Kurz vor Ortsende passieren wir allerdings noch ein Möglichkeit einzukehren und ich hätte nun doch lieber noch schnell ein Kaltgetränk. Auf den nächsten 12 km ist Natur Pur angesagt und ne schöne Steigerung. 

Huiii, irgendwie sind wir Anstieg gar nicht mehr richtig gewohnt. 😅😅😅

Es gibt die eine oder andere kleine Pause am Wegesrand und wir lernen den einen und  die andere bei kleinen Smalltalks kennen. 

Es sind immer wieder ähnliche Fragen: Wie heißt du? Wo kommst du her ( Land) ? Wo bist du gestartet? Ist es dein erster Camino?  Die Frage: „Wieso gehst du den Weg?“ wäre dann schon fortgeschrittene Runde… kommt meist bei der 2. Begegnung.. 😇Von mir – wie ja auch Ralf vor 2 Tagen – haben einige schon gehört😅😅 Bist du etwa die, die an der Ostsee gestartet ist ????? 

Plötzlich taucht unmittelbar hinter Teresa und mir ein Radfahrer auf😳 Ich erschrecke mich so sehr, dass ich mit dem rechten Fuß wieder umknicke. Na toll!!! Gerade war ja „nur“ mehr oder weniger die Blase am rechten Fuß etwas schmerzhaft. Nun humpele ich etwas mehr☹️

Endlich taucht schon mal die Kirche von Villafranca Montes de Oca in Sichtweite auf. Und dann direkt gegenüber die Bar / Herberge.

Schon bald sind hier im kleinen Vorgarten um die 15-20 Pilger😃 Wir sitzen in netter Runde mit Ludovico, Barry aus Irland, Emilia aus Dänemark sowie Emily & Caroline aus den USA. 

Ich hatte gehofft, hier den Radfahrer zu treffen um ihm meine Meinung zu geigen! Wozu gibt es Fahrradklingeln?? Am Tisch höre ich, dass sich eine der Mädels genauso erschrocken hat wie ich. Leider ist die Truppe Radfahrer nicht  anwesend. 

Hier wäre eigentlich laut Etappenvorschläge der meisten Büchern und Apps Feierabend. Teresa und ich haben ja eh schon geplant, weiterzugehen, um morgen weniger Kilometer nach Burgos zu haben. Die anderen entschließen sich auch so und so geht es nun in lustiger Runde auf die letzten 6,1 km nach Atapuerca. Vorher hab ich nochmal den rechten Fuß mit Voltaren ordentlich eingecremt. Die Stunde ohne Schuhe und Strümpfe hat auch ganz gut getan. 

Und ich habe mal sicherheitshalber in der Herberge angerufen. Gebucht hat Teresa schon, aber ich habe den Hospitalero gebeten, für uns 2 Betten unten zu reservieren. Ja, zugegeben, das sind die Momente, in denen ich mir das schon mal zu nutzen mache, dass ich an der Ostsee gestartet bin 😅🙃

Ludovico sorgt für Unterhaltung und singt Opern für uns 👏🏻👏🏻👏🏻👏🏻 Mega Akustik im Wald 😊😊 So kann dann auch schon mal die Zeit schneller vergehen. 

Und endlich sehen wir die ersten Häuser von Atapuerca 😅 Ich hänge mich hinter Ludovico für die letzten 2 km ran, der zieht gerade mit aufrechter Haltung gleichmäßig durch und mich mit. Das war jetzt doch schon ne krasse Etappe… mein rechtes Knie und mein rechter Fuß bedanken sich. 

Atapuerca bzw. die Ausgrabungsstätten der Sierra de Atapuerca wurden im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, da hier die frühesten menschlichen Überreste gefunden wurden. Das Alter eines Gesichtslnochenfragments wurde auf 1,4 Millionen Jahre geschätzt …WOW. 

Coole Herberge. Und hier treffen wir auf Alex, Fran, Francesca und Marie wieder 😊😊😊 so schön. 

Über mir zieht Joseph von ursprünglich Kroatien ein. Er spricht ein einwandfreies Deutsch, denn er lebt und arbeitet in Mannheim. Nun fällt mir auch wieder ein, von wo ich damals zum Camino 1 gestartet bin… von Mannheim aus, ich hatte auf dem Maimarkt ( riesige Messe) noch einige Tage Olivenölkosmetik an die Frau/ den Mann gebracht 😅😅

Die Herberge hat eine kleine Tienda, wir kaufen zumindest Getränke und Bananen für die morgigen ersten Kilometer  und entscheiden uns für Abendessen  außerhalb statt selbst Kochen. 

Es gibt eine kleine Bar und einige wenige Gerichte. Reicht doch. Hatten ja in Villafranca auch schon gut gegessen. 

Zu uns gesellen sich Barry und die 3 Mädels. 

Ludovico, Alex und die Spanier kochen. 

Schon gegen 20.30 Uhr liege ich in der Koje. Vorher entscheide ich mich doch noch, aus meiner Monsterblase das Wasser herauszulassen. Joseph hat auch so eine riesige Blase am Hacken und einige kleinere an den Zehen. Wir vergleichen, welche größer ist 🤦‍♀️🤦🤣 Camino-Life. 

Angekündigt wurde mir, dass Joseph, der ja über mir in der Koje sein Bettlager hat, ganze Wälder „absägen“ würde. Die Schnarchgeräusche kommen allerdings aus der gegenüberliegenden Richtung. Es ist Ludovico, der quasi sein 2. Konzert heute gibt. Ich muss schmunzeln. Stören tut es mich aber nicht. In der Herberge schlafe ich meist mit Kopfhörern und meiner Einschlaf -Playlist ein. 

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