14.04.23 Lavacolla  – Santiago de Compostela 10,3 km (3.184,2 km)

WOW… wie schnell die Zeit vergeht….heute ist also schon der 4. Tag nach dem Zieleinlauf 😅😅😅

Die letzten Tage waren sehr emotional, ich glaube, es kommt jetzt erst so richtig in meinem

Dachstübchen an, was da gerade eigentlich hinter mir liegt…was ich geschafft habe😅

In Santiago de Compostela angekommen… aber fangen wir doch doch beim Tagesbeginn an.. vom Tag der Tage😊

Ich habe höchstens 3 Stunden geschlafen… völlig überdreht. Bin ja erst nach  um 2 Uhr ins Bett gegangen und dann fiel mir auch noch die eine oder andere Sache ein, die dringend erledigt werden musste… wie zum Beispiel Speicherplatz schaffen auf dem Fotohandy und und und. 

Einfach nicht müde. Irgendwann habe ich mir dann meine „Einschlaf-Playlist“ auf die Ohren gegeben – hilft immer. 

Um 6.20 Uhr klingelt mein Wecker, ich bin schon vorher wieder hellwach. Mit Viola haben wir die Zeit vorab besprochen, so dass wir nun auch zusammen aufstehen und zusammen starten bzw. die verbleibenden Kilometer bis ins Ziel zusammen laufen werden. 

Wir alle drei sind froh, nicht nochmals diesen komischen Typen aus dem Zimmer gegenüber zu begegnen. 

Die Herberge ist im Sommer oder an trockenen Tagen vielleicht relativ ok… oder vielleicht auch doch nicht. Zum Glück waren wir nur zu dritt statt zu sechst in dem Zimmer. So haben wir einfach einige Sachen auf den freien Betten ausgebreitet. Aber alles ist trotzdem klamm, nichts wirklich trocken. Und unsere Schuhe, die draußen waren, schon mal gar nicht. 

Schade, dass das nun die letzte Camino-Übernachtung war. Solch eine Oase wie die von Heidi & Rolf wäre ein besserer Abschluss gewesen.  Nun gut… wir sind dann mal weg😅🙃

Im Regen starten wir. Ruck zuck sind wir ziemlich durch. Wie ihr wisst, hab es ja schon den einen oder anderen Regentag auf meinem langen Weg. Aber ich weiß nicht, ob ich jemals so nass war wie heute🌧️💦🌧️

Trotzdem gebe ich irgendwie ein recht schnelles Tempo vor. Obwohl heute mein rechtes Knie schmerzt und auch der rechte große Onkel. Die letzten 2 Tage muss der ja auch immer beim Laufen geblutet haben, zumindest was die Socke mir im Anschluss „erzählt“ hat😳 Schatzelein🦶, nur heute noch… heute noch und ab morgen brauchst du nicht mehr in die Boots – versprochen 🙏🙏

Irgendwie zeigt uns der Stein an, dass wir auf einer Wegalternative sind, häää???!!! Wann soll es da denn eine Wahl gegeben haben? 

Wir versuchen es im Telefon auf diversen Apps zu checken, aber dann versagt das Touchscreensystem im Regen. Gut, was haben für eine Alternative? Gehen wir weiter dem Pfeil nach…. Keine Ahnung, ob die Alternative nun länger ist oder nicht…

Nach gut 5 Kilometern Frühstückspause. Der Typ hinter der Theke  schickt uns postwendend wieder raus um die nassen Sachen draußen ( Vordach) aufzuhängen. Naja, hat er ja nicht ganz Unrecht. 

Es gibt Churros, da nutze ich doch glatt die Gelegenheit😅😋

Jetzt in den nassen Poncho reinzuschlüpfen ist ja voll ekelig. 

Okay… 5 Kilometer noch…

Und der Regen wird tatsächlich etwas weniger… 

Wir kommen an der riesigen Herberge in Monte Gozo vorbei. 

Hier gibt es mehr als 500 Betten. Auch eine schöne Etappenplanung. Hier nächtigen, ganz entspannt frühstücken und dann gemütlich die 5 km bis zur Kathedrale in Santiago de Compostela. 

Ich gehe nicht mehr entspannt, sondern ich fliege…. Wir fliegen. 

Es scheint, uns sind Flügel gewachsen. Ich spüre den Schmerz gar nicht mehr, der aber da ist, denn ich humpele mitunter. 

Ludovico meldet sich und fragt, wo ich bin. Er ist gestern schon angekommen. Wir werden uns kurz sehen und dann muss er auch schon zum Flughafen. Aber ich freue mich riesig, dass wir uns noch sehen🙏

Was geht in mir vor? Ich kann es gar nicht genau sagen. Ich bin erfüllt von Freude, so viel Freude. Es ist, als wenn in mir ein riesiger Smiley-Emoji hockt, der nun raus will. 

Der Weg durch die Stadt kommt mir dieses Mal wenig bekannt vor. 

Allerdings bin ich die letzten Male auch von der portugiesischen Seite reingekommen. Und Viola geht es wie mir, sie erkennt nix wieder. 

Haben sie den Weg umverlegt oder können wir uns einfach nicht erinnern. 

Die Sicht war ja bisher eher bescheiden und somit konnten wir gar nicht schon von weitem die Türme der Kathedrale ausmachen. Aber jetzt! Und das ist so ein erhabenes Gefühl. Jetzt gleich gleich gleich sind wir da! Bin ich da, nach fast 3200 Kilometern. Was für eine krasse Zahl, aber ich kann es noch immer nicht fühlen….

Also ich meine, ich kann diese Zahl … diese unglaublichen 3200 km nicht wirklich fühlen… denn ich  habe letztendlich nur jeden Tag einen Fuß vor den anderen gesetzt… Tag für Tag, Schritt für Schritt. 

Und nun zielstrebig und Schritt für Schritt in Richtung Kathedrale bzw. in Richtung 

 Plaza de Obradoiro, das Herzstück der Stadt. Erster Anlaufpunkt aller Pilger. 

Vorbei an den Dudelsackspieler in der kleinen Unterführung… Und dann die ersten Schritte auf der Plaza de Obradoiro…. es ist sooo viel unbeschreibliche Freude, so ein riesiges Gefühl von Glück in mir. Es regnet fast nicht mehr oder gar nicht mehr, aber windig. 

Und dann höre ich sie, meine Pilgerfreunde… sie stehen auf der gegenüberliegenden Seite und jubeln mir zu, applaudieren mir ❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️

( Ich kann das hier noch immer nicht mit trockenen Augen schreiben, wahrscheinlich der Grund, warum inzwischen eine Woche vergangen ist seit meiner Ankunft und dem Vervollständigen des Blogs) 

Ludovico, Emily, Barry, Alex, Francesca, Maria, & Fran, die Mama…sie alle kommen nun auf mich zu und nehmen mich in den Arm, gratulieren mir und natürlich auch meiner Alex und Viola. 

Was fühle ich?? Eigentlich fehlen mir die Worte… daher ist es wohl ein unbeschreibliches Gefühl, hier nach diesem langen langen Weg… Pilgerweg mit all seinen Strapazen wie auch schönen Momenten, anzukommen. Hier anzukommen wie schon Millionen Pilger vor mir in den letzten 1000 Jahren. Ein ergreifendes, unbeschreibliches Gefühl. 

Ich versuche es trotzdem: Einfach nur Glück; pures Glück, Dankbarkeit  und Leichtigkeit 🥰🥰🥰 

Mein Herz tanzt und springt ❤️💃❤️

Alle Schmerzen der letzten Tage fallen von mir ab, aber sowas von. 

Ralf kommt zu uns rüber😊 Er kommt schon mit seiner Compostela aus dem Pilgerbüro zurück.  Herzliche Begrüßung und gegenseitige Beglückwünschung 🥰

Alex, Viola und ich gehen dann jetzt auch mal zum Pilgerbüro, das nicht mehr dort ist, wo es früher einmal war. In den letzten Jahren haben die Pilgerströme enorm zugenommen, so dass das alte Büro in der kleinen Gasse einfach zu klein war. 

Früher wurden die Daten manuell aufgenommen. Und ich glaube sogar, dass das Ehrenamtler gemacht haben. Heute muss man das schon selbst am PC zumindest vorbereiten. Dann gibt man die Credencial (Stempelausweis) bzw. in meinem Fall alle 3 Credencial zur Kontrolle ab. Bekommt man dann mit der Compostela zurück 😊

Es ist nicht meine erste Compostela, aber es ist die Compostela von meinem längsten und wohl auch emotionalsten Camino. Aber dazu ein extra Blogeintrag…. ein Nachwort dann sozusagen 😅

Nun suchen wir erstmal unsere Truppe, Ludovico hat mir einen Standort geschickt. Es dauert ne Weile, bis wir sie finden. GoogleMaps wie der andere 🍏Anbieter scheint geografisch völlig überfordert zu sein und so irren wir etwas umher. Als wir endlich besagte Cafeteria finden, herrscht schon Aufbruchstimmung. Ludovico muss nun wirklich zum Flughafen los und ein Großteil der Truppe bricht in Richtung Finisterre auf 🥾 🥾. Auch „die Spanier“. Erinnert ihr euch? Maria, Fran, Francesca, die den Weg für den  Vater von Maria &Fran gehen, der so früh verstorben ist. In Sarria ist nun auch die Mama vom Geschwisterpaar dazugekommen.  Mich hat diese Geschichte sehr sehr berührt und ich drücke alle noch ein letztes Mal ganz besonders fest. 

Abschied 😢😢 Macht’s gut meine lieben Pilgerfreunde. Ich danke euch von Herzen, dass ihr Teil meines Caminos ward, für all die schönen gemeinsamen Momente🥰🥰🥰  Und auch Danke für diesen so tollen Empfang 🙏❤️🙏

Euch allen von Herzen „Buen Camino“ auf all den verschlungenen Wegen des Lebens🥾❤️

In der Zwischenzeit wurde unsere  gebuchte Fahrt bei BlaBlaCar nach Finisterre abgesagt. Na super! Jetzt gibt es nur 2 bezahlbare Alternativen…. Bus am frühen Abend oder gleich um 13 Uhr🥴 Busfahrt am Abend können wir uns klemmen und so entscheiden wir uns für das Stressprogramm, den Bus um 13 Uhr.

Um 12 Uhr ist die Pilgermesse, von der wir nun nur den Anfang mitbekommen.

War zeitlich so nicht geplant, darum hatten wir uns ja für BlaBlaCar entschieden. Trotzdem nehme ich mir die Zeit, noch wenigstens eine Kerze anzuzünden. Versprochen ist versprochen. 

Die Kathedrale werden wir uns morgen in Ruhe nochmals anschauen. Ich freue mich aber, wenigstens ein bisschen von dem klaren Gesang der Nonne zu hören, der diese katholische Messe in spanischer Sprache bereichert. So wunderschön. Ob es immer noch die Nonne von damals ist? Wohl eher nicht, oder?! Hört sich aber genauso schön an. 

Alex und ich eilen nun quer durch die Stadt zum Busbahnhof und Bingo, geschafft. 

2,5 Stunden Fahrzeit, aber teilweise mit wunderschönem Ausblick auf die Küstenlandschaft. 

Eigentlich müsste ich todmüde sein, aber ich bin immer noch überdreht. Ich nutze die Zeit für einen schnellen Post bei Facebook und Instagram, im Status WhatsApp hab ich natürlich schon längst Fotos von meiner Ankunft hochgeladen. 

Meine Handy bleibt nicht still … eine Flut von Gratulanten… Danke Danke Danke 🙏❤️🙏❤️🙏 

Nach Ankunft erst einmal zum gebuchten Appartement. Soo schön😍😍 Mit Meerblick. Schade, dass wir nur für eine Nacht bleiben. 

Raus aus den teilweise noch immer feuchten Klamotten. Wir kochen uns einen Kaffee und ich nehme schon Platz auf unserem Balkon und denke so: „Eigentlich wäre das jetzt ein perfekter Moment für Sekt, ich sollte mal zur Tankstelle rüber gehen.“

Und genau in diesem Moment kommt Alex mit 2 Fläschen Sekt um die Ecke und Geschenken für mich 🥰❤️🙏❤️🥰 Alex, Du bist einfach mega und das nicht nur an den letzten gemeinsam verbrachten Tagen❤️ Danke❤️

Jetzt ist mir auch klar, warum ihr Rucksack so schwer war 😅

Wir genießen den Moment 🥰

Und dann wird es Zeit, ein Versprechen einzulösen. Das Versprechen an meine Füße 👣 🤩😅😍Laufen ohne Wanderschuhe und Socken 😊😇

Wir gehen rüber zur Beach und genießen einfach in vollen Zügen… barfuß im Sand und Wasser zu laufen😃

Muscheln brauch man hier übrigens nicht suchen sondern nur aufheben😅

Und dann auf zum letzten Stück Camino… 4,5 km bis zum Kap Finisterre.

Und hier lassen wir den Abend bei einem herrlichen Sonnenuntergang ausklingen… naja, noch nicht ganz ausklingen.

Aber welch schöner, stimmungsvoller Abschluss 🥰🌅❤️🥾

Zurück laufen wollen wir nicht mehr 😅 Und so fahren wir per Anhalter zurück in den Ort. 

Ein leckeres Abendessen zur späteren Stunde rundet den Abend ab. Wir lernen Steffen kennen, der als Pilger hier nach Finisterre gekommen und geblieben ist. Gerne nehmen wir das 🚗Mitfahrangebot an 😅

🤩WAS für ein TAG🤩 WAS für eine REISE🤩

❤️🥾❤️🥾❤️🥾❤️🥾❤️🥾❤️🥾

Hier sei schon mal verraten, es kommt natürlich noch der eine oder andere Post… 

Die Tage danach… der Rückblick…

Und wenn DU Fragen an mich hast, schicke sie mir gerne per Mail: sandra@herzenschritte.de

Ich antworte dir persönlich oder hier auf der Webseite unter : Fragen und Antworten 😊